Riederau, wie es früher einmal war
Ortsgeschichte Alte Postkarten, Familiengeschichten, Fotos und vieles mehr: In der ehemaligen Schalterhalle im Bahnhof ist eine Dauerausstellung zu sehen. Es gibt weitere Pläne
Riederau Die erste datierbare Erwähnung über ein Gut in „Riderowe“findet sich in einer Urkunde, die vermutlich aus den Jahren 1126 bis 1128 stammt. Darüber berichtete 1977 eine Festschrift zur 850-Jahr-Feier von Riederau. Diese Broschüre fiel 30 Jahre später Stephan Widler in die Hände – und weckte seinen Forschergeist. Denn eine umfassende Ortsgeschichte konnte der damalige, historisch interessierte Neubürger nicht finden. Seit einigen Jahren ist Widler nun Vorsitzender des Verschönerungsvereins Riederau. Mit einer Dauerausstellung zur Ortshistorie in der ehemaligen Schalterhalle des Bahnhofs von Riederau möchte der Verein nun die Geschichte des Ortes wieder sichtbar machen, sagte Widler. Die Dauerausstellung wurde nun eröffnet.
In insgesamt vier Schaukästen werden Kopien von historischen Urkunden und Flurplänen, Zeitungsausschnitte und Postkarten gezeigt. Ein Schaukasten beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Riederauer Bahnhofs, der seit vier Jahren Eigentum der Gemeinde Dießen ist.
Sämtliche Exponate sind mit Kommentaren und Erläuterungen versehen. Puzzleteile, die, sobald man sich auf sie einlässt, Zeugnis von Riederaus Vergangenheit geben. Denn, so Widler mit den Worten des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.“
Zusammengetragen hat Stephan Widler seine privat finanzierte heimatkundliche Sammlung bei Flohmärkten, über Auktionsplattformen im Internet, in Archiven und nicht zuletzt in Privathaushalten – „mit Kontakten vom Ammersee bis nach Amerika“, wie er sagt. Die Schau enthält auch ein paar Kuriositäten, wie zum Beispiel einen kleinen Klick-Fernseher, sowie betagte Fotografien von Riederau und Dießen.
Damit das Ganze nicht wieder in Vergessenheit gerät, habe er beschlossen, dieses Stück Heimatgeschichte nicht in Archiven einzumotten, sondern für alle Interessierten in Form einer Ausstellung – die er gemeinsam mit Bürgermeister Herbert Kirsch eröffnete – möglichst dauerhaft sichtbar zu machen. Ein Engagement, über das sich der Gemeindechef sichtlich freute. Kirsch wünschte der Ausstellung viele Besucher und bedankte sich bei Widler für dessen „vorbildliches Engagement zugunsten der Gemeinschaft“.
Erfreulicherweise, so Widler, habe sein Verein für die Ausstellungsidee bereits während der Entstehungsphase großen Zuspruch seitens der Gemeinde – die die Renovierung der Schalterhalle veranlasst und sich für eine Sparkassenspende eingesetzt habe – sowie von vielen Mitbürgern erhalten.
Oft sei ihm dabei ein Stück persönliche Identität, ein Stück Familiengeschichte in Form von Briefen, Postkarten oder Fotografien an die Hand gegeben worden. Ein Stück Vertrauen, für das sich Widler bei den zahlreich erschienenen Gästen bedankte.
Fachliche Unterstützung bekam der Verschönerungsverein unter anderem vom Arbeitskreis der Heimatforscher des Ammerseegebiets, von Elke Ahrens-Ratz (Archivarin der Marktgemeinde) und von Dr. Thomas Raff (Kulturhistoriker). Für die notwendige finanzielle Basis sorgte die Sparkasse LandsbergDießen mit einer Spende von 3500 Euro, die der Verschönerungsverein gut gebrauchen kann. Schließlich plant er, die Dauerausstellung im Bahnhof über die ehemalige Schalterhalle hinaus in die Sommerwartehalle hinein auszubauen.
Außerdem sollen einzelne Themen auch an externen Punkten außerhalb des Bahnhofsgebäudes präsentiert werden. So zum Beispiel die Historie des letzten Riederauer Lebensmittelgeschäfts in „Gaby´s Kaufladen“an der Seiboldstraße. Auch ein geführter Rundgang zu den Außenstationen im Ort hat der Verschönerungsverein bereits in Vorbereitung.
Einige Einwohner beweisen ihr Vertrauen