Kunst und Mathematik
Ausstellung Arbeiten von Lea Jade im Studio Rose in Schondorf
Schondorf Staatsexamen in Kunst und Mathematik, dazu Studium der Musikwissenschaft – wie geht das zusammen? Sind die beiden Kunstformen Musik und Malerei ohne größere Verluste auf der einen oder anderen Seite überhaupt vereinbar? Es ist möglich, das beweist die Münchner Künstlerin Lea Jade, die diese Ereignisse in ihren Lebenslauf schreiben konnte.
Der Grund für diese seltene Harmonie und gleichmäßige Begabung: Lea Jade ist „Synästhetikerin“. Das bedeutet, dass bei ihr verschiedene Sinne miteinander verknüpft sind. So hört sie nicht nur Musik, sondern nimmt diese auch als Farben wahr. Bei ihr werden Begriffe wie „Farbklänge“oder „Klangfarben“folglich gelebte Wirklichkeit, die sie an der Staffelei, auf großformatigen Leinwänden in Acryl, auch für andere Menschen erlebbar machen möchte. Einige dieser „Musikbilder“sind derzeit im Studio Rose in Schondorf ausgestellt. Unter dem Titel „Klang Rhythmus Stille“zeigt die aus Stuttgart stammende, seit Jahren aber in München beheimatete Künstlerin, die hier eine eigene Ateliergemeinschaft namens „engl“betreibt, neben einigen, den Raum dominierenden Klangbildern auch „Bilder der Stille“. Diese in kleinem Format der Stille gerecht werdenden Arbeiten entstehen nichtkonzeptionell, sie sind Ausdruck des Inneren der Malerin, die dabei von außen eindringende Reize mindert und selbst bis zu einem gewissen Grad zur Ruhe kommt.
Ganz anders die Arbeiten, die zu beziehungsweise nach Musik entstehen. Lea Jade benötigt dafür große Leinwände, breite Farbrollen und ziemlich viel Farbe, die sich die Künstlerin aus Pigmenten und Binder jeweils selbst zusammenkomponiert.
Ganz wichtig ist natürlich ein Tonwiedergabegerät. Zu Musik aus Klassik, Jazz oder Elektronik walzt die Künstlerin erste, nie gerade verlaufende Farbstreifen auf den Untergrund. Wer genau hinsieht und der hörbaren Musik folgt, wird bemerken, dass nicht nur Melodie, sondern auch Rhythmus den Duktus von Jade beeinflussen. Zudem seien bei ihr die synästhetischen Reize stark stimmungsabhängig, so Jade. Folglich gebe sie Musik, bei der sie die Umwelt ausblenden kann, recht unterschiedlich malerisch wieder. Es bleibt nicht bei nur einer Hör- und Malsitzung. Bei jedem neuen Hören entsteht eine weitere Schicht Malerei. Das wird so lange fortgesetzt, bis die Künstlerin vom Ergebnis überzeugt ist. Erst die Gesamtheit der Schichtungen in geregelter zeitlicher Abfolge ergibt ein fertiges Bild. Das dann immer noch Veränderungen erfahren kann: Lea Jade dreht und wendet das Bild, bis es ihr am stimmigsten erscheint und sie es so zur Hängung freigeben kann.
„Klang Rhythmus Stille“Malerei von Lea Jade im Studio Rose in Schon dorf Bahnhofstraße 35; Öffnungszeiten Samstag, 28., und Sonntag, 29. Okto ber, jeweils von 12 bis 18 Uhr. Die Künst lerin ist anwesend. Es liegen Kopfhörer aus, Besucher können damit zu den jewei ligen Bildern die entsprechende Musik hören.