Landsberger Tagblatt

Laster, Lust und Leidenscha­ft

Stadttheat­er Das Stück Badehaus Boudoir ist voller Abgründe

- VON DAGMAR KÜBLER

Landsberg Der junge Stückeschr­eiber und Regisseur Max Huber alias Max von Theben hat seinen Theaterbes­uchern in den letzten fünf Jahren schon einiges abverlangt. Er beschäftig­t sich gern mit Randthemen. Und mit „Badehaus Boudoir“, so scheint es, wird er es noch bunter treiben. Vier seiner selbst geschriebe­nen Stücke wurden bislang im Landsberge­r Stadttheat­er gespielt stets von Laien, mit denen Huber als Regisseur ihre Tiefen, ihre Grenzen und Fähigkeite­n, diese zu überwinden, auslotet und erweitert.

Werfen wir einen Blick zurück. 2013 wurden mit „Randersche­inungen“episodisch­e Szenen aufgeführt, bei denen es um Randgruppe­n in einer Gesellscha­ft ging. 2014 dann „Der verdorbene Apfel“: Ein Ort will seine Normalität erhalten und vertuscht dazu sogar ein Verbrechen. 2015 ein wortgewalt­iges Stück: „Der Gott der Träume“. Bei vier Freundinne­n, die sich nach Jahren wieder treffen, bröckeln die Fassaden – was folgt, ist an Boshaftigk­eit kaum zu übertreffe­n.

2017 nun „Badehaus Boudoir“. Eine HorrorGrot­eske, bei der viel Blut fließen wird und mit Tanz, Gesang und Mimik die Worte verstärkt werden. „Ein Strudel aus Laster, Lust und Leidenscha­ft soll die Besucher in seinen Bann ziehen“, wünschen sich Max Huber und seine Mitstreite­r. Insgesamt 17 Darsteller werden dabei sein, darunter auch Max Huber selbst sowie Emanuel Kasprowicz, ein im Landkreis geborener profession­eller Sänger, Tänzer und Schauspiel­er.

Außerdem Lydia Dittlein, die in Kaufering ein Tanzstudio betreibt. „Lydia und Emanuel unterstütz­en mich, wenn es darum geht, mit den Schauspiel­ern die Tanz- und Gesangssze­nen einzustudi­eren“, erzählt Huber. Früh hat Huber das Theater und die Macht der Worte für sich entdeckt. Mit 15 Jahren spielte er bereits bei der Landsberge­r Bühne, einmal den „Harold“bei „Harold and Maude“. Auslöser, selbst Theaterstü­cke zu schreiben, war ein Aufenthalt in Buenos Aires. Eigentlich wollte er vor dem Abitur dort nur die Sprache lernen. Doch dann hat ihn diese Metropole so sehr fasziniert, dass er später zurückkehr­te, Spanisch und Fotografie studierte. Mit der Kamera fing er die Menschen ein, die ihm begegneten, Obdachlose, Straßenmäd­chen, Bettler. Mit dem Stift hielt er die Gedanken fest, die ihm in dieser Zeit wichtig erschienen. Viele Notizbüche­r hat Max inzwischen gefüllt, mit einzelnen Wörtern, Skizzen, Zitaten, Gedichtzei­len. Stets hat er eines griffberei­t, um Gedankenbl­itze festzuhalt­en. Die Bücher sind der Brunnen für seine Theaterstü­cke, daraus kann er tief schöpfen. „Ich habe immer ungefähr neun Ideen für Theaterstü­cke im Kopf und entscheide mich, je nachdem, was mich gerade bewegt, welche Idee ich weiter ausbaue“, erzählt Huber. Mainstream-Theater interessie­rt ihn nicht, genauso wenig wie die Neuinszeni­erung alter Stücke. Huber will im Theater Fremdheits­erfahrung schaffen. Dabei geht er auch das Risiko ein, dass seine Stücke nicht jedem gefallen. Seine Figuren sind nicht „gut“oder „böse“, sondern zeigen Zerrissenh­eit und Abgründe. Darauf, dass am Ende alles wieder gut wird, darf man auch bei „Badehaus Boudoir“nicht warten. Es ist ein Stück ohne Erbarmen, Barmherzig­keit oder Mitleid und am Ende versinkt alles im Wahnsinn. Ein Stück, das in der Zeit spielt, als sich die Ständegese­llschaft auflöst. Das Badehaus, beherrscht von der alternden Luxuria (Regina Kläger), die ihre Macht um keinen Preis abgeben will, ist in die Jahre gekommen. Es herrscht Geldnot. So wird das Badehaus zum Tatort für Folter und Mord. Das ruft Kommissar Alfonsin und seinen Gehilfen Jenkins auf den Plan, und auch sie zieht es hinein in den Abgrund. Als sich der Scheich von Theben ankündigt, überschlag­en sich die Ereignisse. Sein Geld soll das Badehaus retten, um sein Herz – und damit die Macht – zu gewinnen, tun die Bäderinnen alles.

Badehaus Boudoir feiert am 31. Ok tober Premiere. Weitere Spieltermi­ne sind der 2., 3. und 4. sowie der 28. und 29. November, jeweils 20 Uhr. Am 4. November gibt es zusätzlich eine Vorstel lung um 17 Uhr. Tickets sind im Büro des Stadttheat­ers, beim Reisebüro Vivell und an der Abendkasse erhältlich.

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Foto: Jordan Max von Theben oder Maxi Hu ber.

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