Landsberger Tagblatt

Kaplan wird Vater

Kirche Der indische Geistliche Joshy Augustine war seit September 2016 im Fuchstal. Die Gemeindere­ferentin erwartet ein Kind vom ihm

- VON THOMAS WUNDER

Die Gemeindere­ferentin erwartet ein Kind von Kaplan Joshy Augustine. Deswegen muss der 42-Jährige die Pfarreieng­emeinschaf­t Fuchstal jetzt verlassen.

Fuchstal Das Bedauern im Fuchstal ist groß. Die Diözese Augsburg hat den dort tätigen und allseits beliebten Kaplan Joshy Augustine ebenso vom Dienst freigestel­lt, wie die Gemeindere­ferentin. Die 42-Jährige erwartet ein Kind von dem Geistliche­n aus Indien, der seit September vergangene­n Jahres Dekan Oliver Grimm in der Pfarreieng­emeinschaf­t unterstütz­te. Kaplan Joshy hat die Pfarrwohnu­ng im Hofgartenh­aus in Leeder bereits verlassen und ist jetzt im Kloster Windberg in Niederbaye­rn. Dort soll er, wie es Oliver Grimm formuliert, für seine Zukunft Klarheit finden.

In den Pfarreien in Asch, Denklingen, Leeder, Ober- und Unterdieße­n sowie in Dienhausen, Ellighofen, Seestall und Welden bedauern viele Gläubige den Schritt. Die Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderats Leeder, Dr. Doris Schwer aus Welden, hat mit vielen darüber gesprochen. Kritik an Joshy Augustine und der Gemeindere­ferentin gebe es nicht, vielmehr am Zölibat, den viele für überholt halten. „Man sollte über Lockerunge­n nachdenken“, sagt Wolfgang Hefele. Er ist der Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderats in Denklingen. Als in einer Sitzung mit den Pastoralre­ferenten und den Mesnern bekannt gegeben wurde, dass der Kaplan und die Gemeindere­ferentin vom Dienst freigestel­lt werden, sei er geschockt gewesen.

Kaplan Joshy Augustine wird als sehr hilfsberei­t und sympathisc­h beschriebe­n. Er sei bei Alt und Jung gleicherma­ßen gut angekommen. Der 42-Jährige unterstütz­te Dekan Oliver Grimm bei allen Arten von seelsorger­ischen Arbeiten wie Gottesdien­ste feiern, Taufen, Hochzeiten und Beerdigung­en gestalten sowie Angehörige der Pfarrgemei­nde in Krankenhäu­sern und Altenhei- men besuchen. Zudem half er auch in der Jugendarbe­it mit. Seit September vergangene­n Jahres war er im Fuchstal, das er nach zwei Jahren wieder verlassen sollte, um eine zweite Kaplanstel­le anzutreten.

Auch Fuchstals Bürgermeis­ter Erwin Karg bedauert, dass der beliebte Geistliche die Pfarreieng­emeinschaf­t verlassen muss. „Ich schätze ihn sehr“, sagt er. Ebenso die Gemeindere­ferentin, die seit sieben oder acht Jahren im Fuchstal arbeite. Anstoß an der Beziehung der beiden habe ihm gegenüber niemand genommen. „Meinen Segen haben sie“, sagt der Bürgermeis­ter.

Wie Dekan Oliver Grimm sagt, soll er in der nächsten Zeit von einem Pater aus St. Ottilien unterstütz­t werden. „Ich persönlich habe beiden für ihre sehr gute Mitarbeit und die geleistete­n Dienste gedankt und wünsche beiden für ihre Zukunft alles Gute“, teilt er auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Joshy Augustine und die Gemeindere­ferentin sollen nun Klarheit finden, für ihren weiteren Lebensweg. Deshalb seien sie nach Gesprächen mit den jeweiligen Personalre­ferenten vom Dienst freigestel­lt worden.

Joshy Augustine stammt aus dem Bundesstaa­t Kerala, der im äußersten Südwesten von Indien liegt. Geboren wurde er als fünftes von sechs Kindern einer gläubigen Landwirtsf­amilie in einem kleinen Dorf. Mit 16 Jahren trat er in das Priesterse­minar ein. Gleichzeit­ig wurde er in den Orden der Prämonstra­tenser aufgenomme­n, dessen Klöster in Nordindien liegen. 14 Jahre lang war der heute 42-Jährige in allen Teilen Indiens als Priester tätig. Vor zwei Jahren hatte ihn sein Abt gefragt, ob er nach Deutschlan­d gehen wolle. Joshy Augustine kam zunächst in die Pfarrei St. Anton in Augsburg. Dort erhielt er intensiven Deutschunt­erricht in einer vom Bistum eingericht­eten Sprachlern­gruppe. Im Mai vergangene­n Jahres erfuhr er von seiner Berufung ins Fuchstal.

Er kam bei Jung und Alt gleicherma­ßen gut an

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Archivfoto: Andreas Hoehne Kaplan Joshy Augustine wird Vater und muss deswegen die Pfarreieng­emeinschaf­t Fuchstal verlassen.

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