Zurück zur Natur
Lechtal Eine ehemalige Militärfläche rund um den ehemaligen Andernachhof ist jetzt Teil des Nationalen Naturerbes. Und was tut sich derweil in Sachen Technologiepark?
Die ehemalige Militärfläche zwischen Landsberg und Dornstetten, ein großes Wiesen- und Waldgelände, ist nun Teil des „Nationalen Naturerbes“.
Wertvolle Lebensräume sollen geschützt werden
Landsberg Wo früher für den Krieg geübt wurde, hatten seltene Tierund Pflanzenarten oft die besten Überlebenschancen. Das gilt auch für die Landschaft zwischen Landsberg und Dornstetten. Ein rund 58 Hektar großes Wiesen- und Waldgelände nördlich und östlich des Firmengeländes von 3C-Carbon (die frühere Lechrainkaserne) hat es auf diese Weise bis zum Rang eines „Nationalen Naturerbes“geschafft. Seit Kurzem machen jetzt auch Informationstafeln auf die nach dem dortigen Andernachhof genannte Naturerbefläche aufmerksam. Außerdem werden ausgezeichnete Wege für Interessierte sowie Besonderheiten der Fläche dargestellt.
Seit 1. Oktober gehört die Fläche zur Kulisse des DBU Naturerbes, einer gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). In Zusammenarbeit mit der Sparte Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben werden naturschutzfachliche Maßnahmen umgesetzt, informiert die DBU. „Wir wollen diese wertvollen Lebensräume schützen und gleichzeitig die Natur erlebbar machen, soweit keine Gefahr für Besucher durch Munitionsbelastung besteht“, betont Prof. Dr. Werner Wahmhoff, der stellvertretende Generalsekretär der DBU und fachliche Leiter des DBU Naturerbes.
Die Informationstafeln geben Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt. Außerdem wird die ehemalige Nutzung der Fläche beschrieben, und mittels einer Karte werden aktuell empfohlene Rad- und Wanderwege sowie weitere besucherrelevante Informationen dargestellt.
Die Landschaft rund um den Andernachhof ist ein typisches Beispiel für die Schotterböden entlang des Lechs. Für die Landwirtschaft sind diese Flächen kaum rentabel nutzbar – umso größer ist aber der Wert solcher Flächen für seltene Tiere und Pflanzen, gemäß der Regel, dass – ähnlich wie im tropischen Regenwald – nährstoffarme Standorte die größte Artenvielfalt hervorbringen. Seit dem Mittelalter war die heutige DBU-Naturerbefläche An- dernachhof Teil des Gutes Mittelstetten und seit Ende des 18. Jahrhunderts bis 1985 des Andernachhofs, dessen Name von einer früheren Besitzerfamilie herrührt. In dieser Zeit wurde die Fläche zum Teil intensiv landwirtschaftlich genutzt. Von 1985 bis 2001 gehörte die Liegenschaft zum Standortübungsplatz Landsberg. Dieser Teil wurde aber kaum militärisch, sondern extensiv landwirtschaftlich genutzt und über viele Jahre mit Schafen beweidet. Es gibt die Adressen Andernachhof 1 und 2, wobei zur Hausnummer 2 keine Gebäude mehr gehören. Sie befinden sich knapp einen Kilometer östlich der Bundesstraße 17.
Das Gebiet besteht überwiegend aus Grünland. Es bietet potenziellen Lebensraum für Heuschrecken- und Tagfalterarten. In das auf drei Terrassenstufen liegende Grünland sind verschiedene Waldflächen eingebettet. Das Offenland wird auch weiterhin durch zweijährige Mahd optimiert und als arten- und strukturreiches Grünland weiterentwickelt werden. Über den südlichen Teil der Fläche verläuft der Wiesbach. Den Waldbereichen werden nach und nach die Nadelhölzer entnommen, damit standorttypische Laubbäume nachwachsen können. Der strukturreiche Übergang zwischen dem Wald und dem Offenland wird als wertvoller Lebensraum erhalten und in seiner Entwicklung gefördert. Die überregionale Bedeutung des Gebietes besteht darin, dass es als Teil des Lechtals eine bedeutsame Artenbrücke darstellt. Das Lechtal verbindet die offenen Lebensräume der Alpen und des Jura. Das DBU Naturerbe betreut 70 vom Bund übertragene Flächen mit einem Gesamtumfang von rund 690 Quadratkilometern (zum Vergleich: der Landkreis Landsberg ist 804 Quadratkilometer groß.
Die Naturerbe-Einstufung bremste vor knapp zwei Jahren auch eine angedachte Werksiedlung für 3C-Carbon aus (LT berichtete). Nach wie vor unvollendet ist laut Stadtbaumeisterin Birgit Weber auch eine eingeleitete Bauleitplanung für das Unternehmen, die das Ziel verfolgt, das Gewerbegebiet in einen Technologiepark umzuwandeln und mit einem Sicherheitsstreifen zu umgeben. Dafür müssen Ausgleichsflächen geschaffen werden, für die wiederum Grund des Bundes benötigt wird. Allerdings seien das Unternehmen und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bis heute zu keinem Abschluss gekommen, so Weber, wenngleich man sich einig sei, dass ein Verkauf an die Firma erfolgen könne. Für den Sicherheitsstreifen muss der Umgriff des Landschaftsschutzgebiets geändert werden. Hierüber muss der Kreistag entscheiden.
Damit die Laubbäume nachwachsen können