Landsberger Tagblatt

Die Glocke, die nicht läutet

Glaube Der Prittrichi­nger Franz Lanzinger hat die Assisikape­lle erweitert. Aus der Nachbargem­einde Weil hat er sich die Glocke besorgt. Woher der Klang kommt

- VON WALTER HERZOG

Prittrichi­ng „Aus Freude an meinem Handwerksb­eruf und aus Dankbarkei­t für Gottes reichen Segen habe ich diese Kupferkape­lle erbaut“, mit diesem Satz begleitet der Erbauer, Spenglerme­ister und Gas- und Wasserinst­allateurme­ister Franz Lanzinger, die Besucher der Assisikape­lle. Dort, auf dem freien Feld zwischen Prittrichi­ng und Beuerbach, sind Reisende, Radler und Wanderer zur inneren Einkehr und Besinnung eingeladen. Jetzt ist das kleine Gotteshaus um eine Attraktion reicher.

Schon von weither sichtbar, grüßt nun seit einigen Wochen eine weitere Attraktion. Lanzinger hat das Ensemble der Assisikape­lle um einen zwölf Meter hohen Glockentur­m ergänzt. Und wieder, wie schon an der Kapelle selbst, hat der Erbauer mit Kupfer gearbeitet. Ein Werkstoff, der Lanzinger sein ganzes Berufslebe­n begleitet hat und mit dem er sich in seiner Kellerwerk­statt diversen kunsthandw­erklichen Gegen- ständen widmet. Oben am Turm schwebt eine 850 Kilogramm schwere Glocke. Diese hat noch bis Herbst vergangene­n Jahres in der Pfarrkirch­e St. Benedikt in Beuerbach die Gläubigen zum Gottesdien­st gerufen. „Wirklich läuten wird die Glocke selbst aber nicht“, sagt Lanzinger. Die Glocke ist also nur zur Zierde da. Vielmehr hat hier moderne Technik Einzug gehalten. Digitaltec­hnik heißt das Zauberwort. Denn der Klang wird künstlich erzeugt.

Der erfahrene Handwerksm­eister sieht das ganz pragmatisc­h. Und so liefern Solarzelle­n den notwendige­n Strom, um die programmie­rten Glockenfol­gen erklingen zu lassen.

Im Jahr 2006 wurde nach gut einjährige­r Bauzeit die kupferne Assisikape­lle eingeweiht. Deren spitzförmi­ger Turm, der Ursprung der Kapellenpl­äne, geht zurück bis in die 90er-Jahre, wie der Erbauer des Besinnungs­raumes im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert. Damals wurde der Kupferturm als Ausstellun­gsstück des Spenglerha­ndwerks für die Landsberge­r Handwerksm­esse HASPO konstruier­t. Dann, als er für diese Zwecke nicht mehr genutzt wurde, fristete der Turm auf dem Prittrichi­nger Werksgelän­de gewisserma­ßen ein Schattenda­sein.

Erst, als dann die Frage einer weiteren Verwertung aufgeworfe­n wurde, reiften die Pläne für die ellipsenfö­rmige Assisikape­lle. Sowohl die Gegenständ­e im Innenraum als auch die komplette Architektu­r sind aus Kupfer hergestell­t. Rund 1,8 Tonnen dieses hochwertig­en Materials wurden dort verbaut.

Neun Jahre später, 2015, hat der Handwerksm­eister im südöstlich­en Teil des Areals eine Kreuzigung­sgruppe erschaffen. Seinen Kalvarienb­erg, wie Lanzinger diesen Bereich bezeichnet. Diese Gruppe ist selbstvers­tändlich ebenso aus Kupfer gearbeitet wie die ein Jahr später seinem Namenspatr­on, Franz von Assisi, gewidmete lebensgroß­e Figur. Diese steht, von einem offenen Kupferhäus­chen beschirmt, im Südwesten des Areals. Neben den handwerkli­chen Arbeiten liegt auch die Ausgestalt­ung und Pflege der Anlage ganz in Familienha­nd, da Gattin Elisabeth mithilft.

Wie aus einem Exponat eine Kapelle wurde

Ob die Kapelle noch einmal erweitert wird, bleibt offen

Der Mittsiebzi­ger Franz Lanzinger, der sich als Handwerker mit Leib und Seele bezeichnet, hat sich mit der Kapellenan­lage einen Herzenswun­sch erfüllt. „Nicht aufgrund eines Gelübdes“, wie er betont, sondern „weil es mir Spaß macht, etwas zu schaffen und aus Dankbarkei­t für ein gutes und erfolgreic­hes Leben.“Die Frage, ob denn mit dem neu geschaffen­en Glockentur­m das Kapellenen­semble nun vollendet sei, lässt Lanzinger mit einem vielsagend­en Lächeln offen.

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Foto: Walter Herzog Die Assisikape­lle bei Prittrichi­ng gibt es seit mittlerwei­le über zehn Jahren. Nun hat das kleine Gotteshaus auch eine kleine Glocke.

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