Was fürs Herz
Medienpreis Die diesjährige Bambi-Verleihung hat viele emotionale, aber auch ernste Momente
Berlin Claudia Schiffers Auftritte sind inzwischen selten. Das merkte man bei der Bambi-Gala des Medienkonzerns Hubert Burda, die für manchen Promi erst am frühen Freitagmorgen endete. Schiffer wirkte fast scheu. Auch, weil sie das Gesprächsthema Nummer eins war?
Wie auch immer: Schon vor über 20 Jahren bekam sie einen Shootingstar-Bambi, nun wurde das Model für seine 30-jährige Karriere mit dem Fashion-Bambi geehrt.
Die Gala im Theater am Potsdamer Platz in Berlin hatte in diesem Jahr ungewöhnlich ernste Momente. Etwa als Schauspielerin Diane Kruger mit Regisseur Fatih Akin den Sonderpreis der Jury für das NSU-Drama „Aus dem Nichts“entgegennahm. „Wenn ich etwas von diesem Film gelernt habe, dann, dass wir jede Sekunde mit den Menschen, die wir lieben, nutzen und genießen sollten“, sagte sie. Dabei kamen ihr die Tränen. „Ich denke heute Abend besonders an zwei Menschen, mit denen ich gern noch ein paar Sekunden gehabt hätte. Mein Stiefpapa und meine Oma.“
Auch anderen Preisträgern ging es um ihre Liebsten. „Da ist jemand, der mich auffängt, mich in den Arm nimmt und mir die Last nimmt“, sagte etwa Schlagerstar Helene Fischer zu ihrem Freund Florian Silbereisen. Fischer hatte mit ihrem Auftritt – im knappen Glitzerbody – die Show eröffnet und einen Bambi in der Kategorie Musik national bekommen.
Auch Hollywoodstar Hugh Jackman, der den Entertainment-Bambi erhielt, machte seiner Frau Deborra-Lee Furness eine öffentliche Liebeserklärung: Sie habe ihm beigebracht, was wirklich leidenschaftliche Liebe heiße. Im Durchschnitt 4,41 Millionen Zuschauer sahen dies während der Live-Übertragung der Gala in der ARD. Und damit später auch, wie der chinesische Künstler Ai Weiwei einen Bambi in der Kategorie Mut erhielt. Der Künstler kämpfe für eine Welt, die allen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermögliche – „in Freiheit, aber vor allem auch in Würde“, sagte Noch-Außenminister Sigmar Gabriel von der SPD in der Laudatio.
Actionstar und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der für sein Engagement im Umweltschutz geehrt wurde, meinte mit Blick eben darauf: „Ich werde das für den Rest meines Lebens machen: Kämpfen, kämpfen, kämpfen.“
Ex-Bundespräsident Joachim Gauck wurde in der Kategorie Millennium für sein Lebenswerk gewürdigt – für seinen Kampf gegen jede Form von Unterdrückung. „Ich glaube, ich sollte diesen Bambi mit all denen teilen, die irgendwann freiwillig etwas tun über ihr Ego hinaus“, sagte er. Serienmörder umgeht. Der praktisch denkende Frank Thiel (Axel Prahl) kriegt sich angesichts der sinnsuchenden Künstlerschar gar nicht mehr ein.
Man kann den „Tatort“-Machern vorhalten, dass sie hie und da sich die bürgerlichen Witzeleien über den aktuellen Kunstbetrieb hätten schenken können. Die Story beeinträchtigen sie nicht – schon gar nicht die brillanten Dialoge zwischen dem Aktionskünstler G.O.D., der sich wirklich für einen Gott hält, und seinem „Meisterschüler“Prof. Boerne (Jan Josef Liefers). G.O.D. sagt: „Nur weil die Welt am Apfel zieht, wird er nicht schneller reif.“Boerne, eitel wie gehabt: „Das hätte von mir sein können.“
Verdächtige gibt es etliche in dieser kuriosen Leichen-InstallationsShow, in der diesmal auf Kalauer weitgehend verzichtet wird. Aleksandar Jovanovic fasziniert als G.O.D. durch eine subtile erotische Ausstrahlung, die selbst Boerne sprachlos macht. Rupert Huber