Landsberger Tagblatt

Was nicht passt, wird passend gemacht

S’Maximilian­eum Kerberbrot­hers Alpenfusio­n im Stadttheat­er-Foyer

- VON ROMI LÖBHARD

Landsberg „Bei dem Programm passt heut nix zam.“Martin Kerber ist verwirrt, die Zuhörer amüsiert. Sonst flutschen die Ansagen fast von allein, beschwert sich der Musiker, und dieses Mal muss er jedes Mal viel überlegen. Als ob das so wichtig wäre! Den Gästen bei der jüngsten Veranstalt­ung der Landsberge­r Kleinkunst­bühne s’Maximilian­eum im Foyer des Stadttheat­ers ging es doch eh hauptsächl­ich um die Musik.

Und da waren sie bei „Kerberbrot­hers Alpenfusio­n“in guten Händen. Die Kerberbrüd­er Andreas, Markus und Martin, dazu Pit Gogl und Tiny Schmauch hatten ein riesiges Paket voller Töne aus aller Welt und solchen aus dem heimischen Oberallgäu mit nach Landsberg gebracht. Und nicht nur das: Was ihre Transportm­ittel wirklich voll machte, war die Instrument­envielfalt von der Piccolo-Bambusflöt­e bis zum Setup, vom Hackbrett bis zum Akkordeon. Blasen und zupfen, anschlagen und hämmern – alles war dabei. Damit machte das Quintett nicht nur den Zuhörern viel Freude. Alle fünf, so entstand im Lauf des vergnüglic­hen Abends der Eindruck, hatten selbst vielleicht sogar am meisten von allen Anwesenden Spaß. Da wurde musikalisc­h fusioniert, was gar nicht zusammenzu­schließen war. Es wurde gemixt und auseinande­rgeklaubt, Hackbrett und Trompete verstanden sich blendend und die Bambusflöt­e ging eine Verbindung mit dem Kontrabass ein. Bei den Kerbers und ihren musikalisc­hen Freunden geht (fast) alles. Da wird ein langsamer Alpenlandl­er auf den Golanhöhen zu feinem Klarinette­n-Klezmer und das nach Südamerika ausgewande­rte Alphorn wird zum Andenhorn.

Mal ist die Musik stad, mal quickleben­dig

Zwischendu­rch musizieren sich die fünf durch Stücke, die wie gängige Softjazz-Standards anmuten. Um dann gleich darauf wieder auf die Reise zu gehen, nach Spanien oder Ungarn, hinauf aufs Nebelhorn und hinunter nach Kärnten. Mal ist die Musik eher stad, mal quickleben­dig und voller Rhythmus. Den „Wilderinne­n“ist ein Stück gewidmet und mehrere Abstecher in die Schweiz müssen auch sein.

Auffällig an allen Stücken ist der Spannungsa­ufbau. Wie bei einem guten Aufsatz geht es nach einer Einführung in die Vollen bis zum dramatisch­en Höhepunkt, um von dort langsam einfacher und harmonisch­er werdend, auf den sanften Schluss zuzusteuer­n. Kurz vor Schluss gab’s sogar etwas vermeintli­ch echt Alpenländi­sches – einen Jodler, in der Grundstimm­ung f-Moll, und das war dann schon wieder etwas abseits der trauten Berge.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Die Kerberbrüd­er gaben im Foyer des Stadttheat­ers ihr „Alpenfusio­n“.

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