Die Wirtin lässt die Muskeln spielen
Porträt Leidenschaft und liebt den Sport. Heute tritt sie bei der deutschen Meisterschaft im Bodybuilding an
Landsberg Wie kann man nur so viel gute Laune verspüren, wenn man außer fünf Mal 200 Gramm Hackfleisch am Tag nur Unmengen Wasser zu sich nimmt? Manuela Sauter ist so ein Mensch, dem das scheinbar mühelos gelingt, weil sie einen Traum hat – und Erfolg dabei. Heute tritt sie in Magdeburg bei der deutschen Meisterschaft im Bodybuilding in der Figurklasse des Verbandes NAC an.
Auch ohne jetzt in den Verdacht von irgendwelchen aktuellen Diskussionen zu kommen, kann man sich gut vorstellen, warum Manuela Sauter in genau dieser Klasse antritt. Wie das Wort eigentlich schon andeutet: Figurklasse = klasse Figur.
Manuela Sauter hält ihren Körper fit, und das schon seit 25 Jahren. Einem breiten jüngeren und junggebliebenen Publikum in Landsberg ist sie wohlbekannt, aber eher als Wirtin und Eigentümerin der Sonderbar am Hellmairplatz.
Ein Widerspruch in sich? Keineswegs. „Ich hatte durch meinen Sport eigentlich immer das Körperund Lebensgefühl, das ich wollte.“Dass die Sache mit dem Bodybuilding nicht schon früher losging, ist verwunderlich. Manuela „Manu“Sauter fand den Einstieg in den Sport mit 21 Jahren über „BauchBeine-Po“. Ihr damaliger Freund ging dem muskelbildenden Kraftsport nach, aber Manuela Sauter genügte die Bewegung.
Bis zu dem Tag, als ein Schreiben von einem gewissen Dirk Kau eintraf, der Bilder von der jungen Landsbergerin im Internet gesehen hatte. Kau war und ist Vorsitzender der westdeutschen Abteilung des National Athletic Comitee (NAC), einem der führenden BodybuildingVerbände in Deutschland. Ob sie nicht bei der FIBO, der größten Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit weltweit, teilnehmen möchte. Manu fühlte sich „total ge- ehrt“, hatte wenig später jedoch einen Autounfall, bei dem sie sich das Schlüsselbein brach. Damit schien die Fitness-Laufbahn geplatzt – eigentlich.
Pro Woche trainiert Manuela Sauter vier- bis fünfmal, jeweils rund eineinhalb Stunden. Die Einheiten sind gesplittet: Montags ist der Rücken dran. Den Bauch trainiert sie viermal die Woche, die Beine zweimal. Aber mit Training allein ist es nicht getan. Denn wer Muskeln aufbauen will, muss sich entsprechend ernähren. „Gerade in der Wettkampfvorbereitung ist das sehr wichtig. Aber man darf und muss sogar auch mal cheaten.“Am sogenannten Cheatday darf also auch mal gesündigt werden: In Sauters Falls mit süßen Teilchen vom Bäcker, Gummibärchen oder Schokolade. Ansonsten gibt es einen strengen Ernährungsplan vom Coach, und die Lebensmittel wie Reis, Süßkartoffeln, Broccoli und Geflügel werden abgewogen.
Doch wie kam sie, über zwei Jahrzehnte später und mit 45 Jahren, doch noch in den Wettkampfmodus? „Eine junge Bekannte forderte mich auf, es trotz allem einmal zu versuchen.“Nun war sie es, die sich an Dirk Kau vom NAC wandte, der sie zu einer „Route to Stage“, einem Casting, nach Köln einlud. Das war kurz vor dem Lumpigen, der Hochsaison in der Sonderbar. Also wieder nichts. Doch ihre Bekannte gab nicht auf. „Sie kannte einen gewissen Attila Hercsuth, Vorsitzender des NAC-Landesverbandes Süd, und der lud mich zur ’Route to Stage’ nach Freiberg bei Stuttgart ein.“Dann saß sie als „supernervöse Anfängerin“beim Casting-Süd. „Ich wollte es ein Mal versuchen, ein Mal wissen, wie fühlt sich das an.“Den geforderten Bikini hatte sie dabei, die High Heels in der Aufregung vergessen. Doch plötzlich war da ein bohrender Gedanke: „Was mache ich eigentlich hier?“Sie war die Älteste unter den Kandidatinnen, trotzdem die unerfahrenste – und hatte keine Schuhe.
Die Frauen wurden in Startklassen eingeteilt. Manuela Sauter hatte sich auf die leichte Einstiegsgruppe, die Bikini-Klasse, fokussiert. Zu ihrer Überraschung sollte sie aber sofort in der Figurklasse, also bei den Teilnehmern mit etwas deutlicher definierter Muskulatur antreten. Die erfahrene Yvonne Van der Horst aus Dachau wurde ihr Coach. Es gab einen Ernährungs- und einen Trainingsplan sowie einen Testlauf. Der fand am 21. Oktober in Kulmbach statt. Ihre Schuhe hatte sie diesmal dabei. Grundstellung, Pflichtposen und Kür, dann war alles vorbei. Die Siegerehrung schloss sich nahtlos an. Erst musste Platz fünf, eine Konkurrentin, raus, dann Platz vier. Und wieder wurde ein anderer Name aufgerufen. Manuela Sauter kamen die Glückstränen und dann stand fest: Sie belegte bei ihrer Premiere Rang zwei, vor der vielfachen
Die Wirtin der Sonderbar kennen viele in Landsberg
Freut sich auch auf einen Burger mit Pommes
Titelträgerin Silvia Hahn.
Der Testlauf war also mehr als gelungen, bis zur süddeutschen Meisterschaft in Freiberg aber nur noch wenige Tage Zeit. Noch einmal Trainingsintensität und Ernährungsdisziplin, vor allem ohne unterstützende Substanzen. Das lehnt sie kategorisch ab. Das Glück blieb auf ihrer Seite. Rang drei bedeutete für die Newcomerin die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft heute in Magdeburg.
Manuela Sauter gibt zu: „Ich bin schon stolz, vor allem, da ich niemals vorhatte, dauerhaft in den Sport einzusteigen.“In Magdeburg vermutet sie in der Masterklasse (Ü40) harte Konkurrenz. Ihr Plan lautete aber ohnehin: Nur ein Mal versuchen, die Familie und der Beruf haben absolute Priorität. Ein erstes Mal kommt sie ins Zögern. Der Ehrgeiz. „Vielleicht starte ich im Frühjahr noch ein einziges Mal.“Denn jetzt wisse sie ja, wie die Geschichte läuft. Am Sonntag freut sie sich vor allem auf eins: „Auf einen dicken Burger mit Pommes.“Und zu Hause wird nicht nur mit Verlobtem Philipp, sondern auch mit den Töchtern Laura und Zoe und den zwei kleinen Hunden gefeiert.