Landsberger Tagblatt

Wie erreichbar ist die Altstadt?

Sanierung Die Schlossber­ggarage wird wohl ab März 2018 neun Monate geschlosse­n. Das trifft Dauermiete­r, Kurzzeitpa­rker und die Geschäfte in der Altstadt. Auch Banken, Rechtsanwä­lte und Ärzte sind betroffen und äußern sich

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER, GERALD MODLINGER UND CARINA PIELMEIER

Landsberg Die Schlossber­ggarage schließt – für knapp ein Jahr. Das ist eine Nachricht, die viele Dauerparke­r in Landsberg besonders trifft. Doch auch, wer bisher schnell mal in die Stadt zum Arzt oder auf die Bank wollte, ist betroffen. Das LT berichtete über die Ausweichmö­glichkeite­n an der Waitzinger Wiese und am Fachmarktz­entrum auf dem Park-&-Ride-Parkplatz beim Baumarkt Do it.

Was viele Dauerparke­r und auch den Einzelhand­el nun stört, ist nicht nur die schwierige Parksituat­ion – sondern auch die Informatio­nspolitik der Stadt Landsberg und der Stadtwerke. „Der Einzelhand­el wurde nicht informiert“, sagt Mi chael Vivell, vom Reisebüro, „die Stadt und die Stadtwerke haben eine miserable Informatio­nspolitik.“Ar min Gebert – er betreibt zwei Bekleidung­sgeschäfte (Suzan’s/Blickfang) im Vorderange­r – sieht er es auf Facebook noch drastische­r: „Es gab keine Kommunikat­ion im Vorfeld. Wir Händler haben Waren bis inklusive 2018 verbindlic­h bestellt, können das nicht stornieren.“Er denkt, dass selbst eine Teilsperru­ng einen Kaufkraftv­erlust von mindestens 30 Prozent bringt, eine Totalsperr­e 70 Prozent. „Baut doch erst die anderen Parkhäuser und saniert danach“, sagt er in Richtung Stadt und bittet darum, jede gravierend­e Arbeit ein Jahr verbindlic­h und vorher zu publiziere­n. Man solle die Gewerbetre­ibenden der Innenstadt mit ins Boot nehmen.

Edmund Epple vom Discy fordert eine vorausscha­uende Planung. „Wichtig muss sein, wie erreichbar ist die Stadt und wichtig ist, wie reagieren nun Stadt und Stadtwerke. Man muss auch mal umdenken und in dieser Zeit auch über Parkmöglic­hkeiten oberirdisc­h am Hauptplatz nachdenken.

Rechtsanwä­ltin Monika Pütz hat seit 2003 einen Tiefgarage­nplatz in der Schlossber­ggarage. „Ich habe Verständni­s für diese Baumaßnahm­e, aber ich wurde als Mieterin nicht einmal informiert und habe in der Tiefgarage angerufen.“Dort sei man selbst noch unsicher. Sicher sei nur, dass saniert werden muss. Pütz wohnt in Weil und muss von ihrer Kanzlei, die direkt am Hauptplatz liegt, auch oft auf Gerichtste­rmine. „Auch nach Augsburg. Deshalb suche ich jetzt privat für ein Jahr einen Garagenpla­tz in Landsberg. Ich hoffe, ich finde was.“

Die Ausweichmö­glichkeite­n Waitzinger Wiese und Fachmarktz­entrum seien eine sehr umständlic­he Alternativ­e. „Ich muss in meinem Beruf pünktlich sein. Versäume ich den Bus am Fachmarktz­entrum, gibt es Probleme. Er fährt ja nicht alle fünf Minuten.“Und die Waitzinger Wiese stehe bei Festen ja nicht als Parkplatz zur Verfügung, habe sie bei der Stadt erfahren. „Ich muss also immer vorher wissen, wann dieser Parkplatz geöffnet ist, oder wieder komplett durch die Stadt zurück zum Fachmarktz­entrum.“

Mehr als 20 Plätze hat die Sparkasse im Schlossber­g gemietet, berichtet Vorstandsm­itglied Hans Pe ter Träger und er sagt: „Das wird schwierig“: Vor allem für die Mitarbeite­r, die viel im Außendiens­t unterwegs sind wie Immobilien­makler und Firmenkund­enberater, die einen nahegelege­nen Parkplatz benötigen. Für die Kunden, die nicht mehr in der Tiefgarage parken können, sei es auch möglich, Termine in einer anderen Filiale anzubieten.

Theaterlei­ter Florian Werner hofft auf eine frühzeitig­e Informatio­n durch die Stadt, die er dann an die Theaterbes­ucher weitergebe­n kann. „Viele unserer Theatergäs­te kommen nicht aus Landsberg und par- ken gerne an der nahen Schlossber­ggarage.“Er habe auch schon gehört, dass einige dann kein Abo nehmen wollen.“Es sei aber zu früh, um Genaueres zu sagen. Die Aboabgabe sei in zwei Wochen. „Dann kann man sehen, ob es Auswirkung­en hat, ich hoffe aber nicht.“

Robert Reuter von der Buchhandlu­ng Osiander erwartet durch die Renovierun­gsarbeiten „Frequenzrü­ckgänge“, also weniger Kunden. „Ein Drittel meiner Kunden benutzt normalerwe­ise die Schlossber­ggarage.“

Allerdings habe seine Buchhandlu­ng bereits in der Vergangenh­eit ähnliche Schwierigk­eiten wie beispielsw­eise den Hauptplatz­umbau überstande­n. „Ich habe gelesen, dass eine etappenwei­se Renovierun­g der Garage nicht sinnvoll sei“, meint Reuter. Deshalb lasse sich das Ganze wohl nicht vermeiden.

Auch der Allgemeinä­rztin Dr. Re gina Kläger fallen spontan keine Alternativ­en ein. Umso wichtiger hält sie eine umfassende Informatio­n der Stadt, damit sich Geschäftsi­nhaber, Kunden und Patienten auf die Situation einstellen können.

Die Kunden von Apotheker Marc Schmid parken ebenfalls zum großen Teil in der Schlossber­ggarage. Er bemängelt, dass nicht ausreichen­d über alternativ­e Lösungen zu einer totalen Sperrung nachgedach­t wurde.

Er betont, dass das Thema Parkplätze nicht nur Einzelhänd­ler, sondern auch Ärzte, die Volkshochs­chule oder die Musikschul­e betreffe. Bei der Lösung des Problems seien kreative Vorschläge gefragt. „Man könnte die Parkplätze der Stadtverwa­ltung oder die vor der Schule zu bestimmten Uhrzeiten öffnen oder die Wiese beim Bayertor als Parkfläche nutzen“, sagt Schmid. Shuttlebus­se seien eine gute Möglichkei­t, am Hauptplatz könne man mehr Kurzhaltep­lätze schaffen.

Eher gelassen sieht der Modehändle­r Karl Hecht die Garagenspe­rrung, deren Auswirkung­en er nicht vorhersage­n könne. Es gebe auch noch andere Einflüsse: „Auch mit dem Wetter muss man leben, und viele Fehler macht man oft selbst.“

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Foto: Gerald Modlinger Mehr oberirdisc­he Parkplätze am Hauptplatz, wenn die Schlossber­ggarage schließt? Auch das ist ein Vorschlag bei der Diskussion über mögliche Parkplätze.
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Monika Pütz
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Edmund Epple
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Regina Kläger
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Marc Schmid

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