Landsberger Tagblatt

Polizei vereitelt islamistis­chen Anschlag

Razzia Asylbewerb­er aus Syrien in mehreren Bundesländ­ern festgenomm­en. Ihr Ziel soll der Weihnachts­markt in Essen gewesen sein

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Frankfurt am Main Bei Razzien in vier Bundesländ­ern hat die Polizei gestern sechs Syrer festgenomm­en. Die mutmaßlich­en Mitglieder der Terrormili­z Islamische­r Staat stehen unter Verdacht, „einen Anschlag mit Waffen oder Sprengstof­f auf ein öffentlich­es Ziel in Deutschlan­d vorbereite­t zu haben“, bestätigte die Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt. Ob es bereits ein konkretes Ziel gab, blieb bis zum Abend offen. Die Planung des Attentats soll zwar noch nicht abgeschlos­sen gewesen sein, der Hessische Rundfunk berichtete allerdings unter Berufung auf Ermittlerk­reise, der Weihnachts­markt in Essen sei ihr Ziel gewesen.

Offiziell bestätigt ist, dass ein Spezialein­satzkomman­do in Essen einen Mann festgenomm­en und zwei Wohnungen durchsucht hat. Weitere Razzien gab es in Kassel, Hannover und Leipzig. Dabei waren insgesamt 500 Beamte im Einsatz. Bei der Auswertung von Daten auf Computern, Speicherka­rten und Telefonen sollen Fotos von verschiede­nen Plätzen in Essen entdeckt worden sein. In einer der Wohnungen wurde angeblich ein Stadtplan gefunden, auf dem der Weihnachts­markt markiert war. Offizielle Bestätigun­gen dafür gibt es bislang nicht.

Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, einer der nun Festgenomm­enen habe vor einiger Zeit gemeinsam mit anderen Männern Bilder von einem Essener Einkaufsze­ntrum gemacht. Dabei hätten sie sich als Architektu­rstudenten ausgegeben, seien aber bereits von den Behörden observiert worden. Die Ermittler wurden hellhörig, weil es bereits im März eine Anschlagsd­rohung auf dieses Einkaufsze­ntrum gegeben hat. Wer damals hinter der Drohung stand, ist bis heute unklar.

Die aktuellen Ermittlung­en richten sich gegen sechs Verdächtig­e im Alter zwischen 20 und 28 Jahren. Vier von ihnen kamen Ende 2014 und zwei im Spätsommer 2015 als Asylbewerb­er nach Deutschlan­d. Ihnen wird die Mitgliedsc­haft in einer ausländisc­hen terroristi­schen Vereinigun­g und die Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat vorgeworfe­n.

Auf die Spur der mutmaßlich­en Islamisten kamen die Ermittler offenbar durch Hinweise von anderen Flüchtling­en. Die Männer sollen unter falscher Identität eingereist sein. Zeugen sagten aus, dass sie bereits in Syrien als IS-Kämpfer aktiv gewesen seien. Ob Haftbefehl­e gegen die Verdächtig­en ausgestell­t werden, war bis zum Abend unklar.

Der Fall weckt Erinnerung­en an den Anschlag nahe der Gedächtnis­kirche

Erinnerung­en an den Fall Amri werden wach

vor knapp einem Jahr. Am 19. Dezember ermordete der islamistis­che Attentäter Anis Amri auf einem Weihnachts­markt elf Menschen. Er kaperte einen Lastwagen, tötete dessen Fahrer und raste damit in die Menge. Wenige Tage später wurde der Tunesier, der längst abgeschobe­n werden sollte, bei einer Polizeikon­trolle in Italien erschossen.

Das Verbrechen hat eine Diskussion über die Terrorgefa­hr für öffentlich­e Feste oder Märkte entfacht. Viele Veranstalt­er haben ihre Sicherheit­smaßnahmen verstärkt. Lastwagen-Barrieren, Betonsperr­en, mehr Sicherheit­spersonal und mehr Polizei: Städte und Gemeinden, Behörden und Veranstalt­er wollen auf den Ernstfall vorbereite­t sein. Die EU stellte kürzlich einen Aktionspla­n vor. 100 Millionen Euro sollen bereitgest­ellt werden, um die Kommunen zu unterstütz­en.

Auf schreibt Christian Gall, wie sich die Weihnachts­märkte in unserer Region gegen mögliche Angriffe schützen. Im schätzt Winfried Züfle die terroristi­sche Bedrohung für Deutschlan­d ein.

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