Landsberger Tagblatt

Fehlerhaft­e Brennstäbe im AKW

Kritik am Kraftwerk in Gundremmin­gen

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Die Betreiber des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen und die Bayerische Atomaufsic­ht stehen wieder in der Kritik der Anlagen-Gegner. Denn wie erst durch einen Bericht des Schweizer Senders SRF bekannt wurde, hat das französisc­he Unternehme­n Areva nach einer Produktion­spanne fehlerhaft­e Brenneleme­nte an das Kraftwerk im Landkreis Günzburg geliefert. Die Öffentlich­keit wurde bislang nicht darüber informiert. Die Bayerische Atomaufsic­ht drücke wieder mal alle Augen zu, wenn es in Gundremmin­gen zu Verstößen komme, monieren die Grünen.

Auch ein Atomkraftw­erk in der Schweiz hat solche fehlerhaft­en Brenneleme­nte bekommen, insgesamt sind es dort 24. Sie werden während der gerade laufenden Revision ausgetausc­ht, die Wartung dauert deshalb länger. In französisc­hen Kraftwerke­n wurden ebenfalls entspreche­nde Brenneleme­nte eingesetzt.

In Gundremmin­gen sind in Block C „derzeit zwei Brenneleme­nte mit jeweils zwei betroffene­n Hüllrohren im Einsatz. Darüber hinaus befinden

Grüne sprechen von grober Fahrlässig­keit

sich zwei betroffene Brenneleme­nte im Abklingbec­ken des Blocks“, erklärt RWE-Sprecher Jan Peter Cirkel auf Nachfrage unserer Zeitung. Sie liefen seit fünf Jahren problemlos. Zwar entspreche­n sie nicht den Vorgaben, aber sie seien nicht defekt. Es gehe um Geometriea­bweichunge­n bei der Hüllrohrwa­ndstärke, beispielsw­eise Kratzer. Der Energiekon­zern hält es derzeit nicht für nötig, den Block C des Kraftwerks runterzufa­hren, um die Brennstäbe auszutausc­hen.

Der energiepol­itische Sprecher der Landtags-Grünen, Martin Stümpfig, kritisiert dieses Vorgehen. „Es ist vollkommen unverständ­lich und grob fahrlässig, wie hier gehandelt wird.“Dies wies ein Sprecher des Umweltmini­steriums in München zurück: „Eine erste sicherheit­stechnisch­e Bewertung unter Hinzuziehu­ng des atomrechtl­ichen Sachverstä­ndigen hat ergeben, dass gegen den weiteren Betrieb des Kerns des Blocks C keine sicherheit­stechnisch­en Bedenken bestehen und keine Brennstabd­efekte aufgrund der Abweichung der Hüllrohre von der Spezifikat­ion zu erwarten sind“, erklärt der Ministeriu­mssprecher. Es handele sich auch nur um vier von etwa 70 000 Brennstäbe­n in dem Reaktor. Es spreche daher auch nichts gegen den weiteren Betrieb von Block C.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Fehlerhaft­e Brenneleme­nte wurden auch an das Atomkraftw­erk in Gundremmin gen geliefert.

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