Welche Bäume sind gemeint?
Kratzerkeller Warum die Grünen mit ihrem Versuch, alte Kastanien zu schützen, gescheitert sind
Wie ist die Formulierung „vorhandener Baumbestand“zu verstehen? Im Landsberger Stadtrat ist es in der jüngsten Sitzung auch um sprachliche Spitzfindigkeiten gegangen. Für die einen, wie etwa Henrik Lüßmann (Grüne), sind damit die momentan an einem Platz stehenden Bäume – in diesem Fall die Kastanien am Kratzerkeller – gemeint. Andere, wie etwa Felix Bredschneijder (SPD), verstehen die Formulierung abstrakter: Sie meinen damit nur Form und Eigenart eines vorhandenen Baumbestands. Und dieser könne gegebenenfalls von neu zu pflanzenden Kastanien gebildet werden. Hintergrund der Debatte waren die Neubaupläne für das Traditionslokal an der Katharinenstraße, die der Stadtrat in der vorherigen Sitzung befürwortet hatte.
So wie Bredschneijder sah es auch die Mehrheit – und deshalb wurde der Antrag der Grünen abgelehnt, die mit einer nachgeschobenen Veränderungssperre sicherstellen wollten, dass im Zuge einer Neubebauung am Kratzerkeller der „vorhandene Baumbestand“erhalten bleibt. Allein die Entscheidung, entsprechende Festsetzungen in einem Bebauungsplan zu treffen, bietet noch keinen Schutz. Bis ein solcher Bebauungsplan rechtskräftig ist, vergehen in der Regel Monate – und in der Zwischenzeit kann niemandem verwehrt werden, Veränderungen am Baumbestand vorzunehmen. Die Diskussion machte jedoch schnell deutlich, dass die Mehrheit mit Erhalt eines Baumbestands nicht zwingend die jetzigen Bäume gemeint hatte. „Will ich die Kastanien überhaupt?“, fragte Christian Hettmer (CSU). „Wenn die Bäume stehen bleiben, ist die neue Gaststätte passé“, sagte er und stellte zur Debatte, ob man das wegen fünf Bäumen, die ohnehin vielleicht nur noch 20 oder 25 Jahre Lebenserwartung hätten, haben wolle. Ähnlich sah es Oberbürgermeister Mathias Neuner (CSU): „Wenn ich die Bäume stehen lassen will, kann ich das alles vergessen.“
Stadtbaumeisterin Birgit Weber verdeutlichte, dass in den Bebauungsplan der vorhandene Baumbestand aufgenommen werden soll. Es sei aber eine Ersatzpflanzung vorgesehen, „weil ja wieder ein Biergarten hin soll“. Für eine ausreichende Bodentiefe für größere Pflanzen über der geplanten Tiefgarage müsse dabei gesorgt werden. Einwände dagegen erhob zwar Hans-Jürgen Schulmeister (Landsberger Mitte): „Biergärten sind Kulturgut, und Kultur und Tradition wegzuschneiden, halte ich für gefährlich.“Mit 16:10 Stimmen wurde es jedoch abgelehnt, zum Schutz der vorhandenen Bäume eine Veränderungssperre nachzuschieben.