Landsberger Tagblatt

Köln lebt noch

Europa League Bundesligi­st überrascht gegen Arsenal. Berlin und Hoffenheim scheiden aus

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Köln Ein Prestige-Erfolg in der Europa League und Horst Heldt als neuer Sportchef im Anmarsch: Der 1. FC Köln hat personell offenbar eine wichtige Weiche für die Zukunft gestellt und auch seine Chancen auf das Überwinter­n im Europacup gewahrt. Das Weiterkomm­en hat der FC nach dem 1:0 (0:0)-Sieg gegen eine B-Elf des FC Arsenal um Weltmeiste­r Per Mertesacke­r sogar in der eigenen Hand. Sehrou Guirassy sorgte mit einem verwandelt­en Foulelfmet­er für den Kölner Coup (62.). Sollte der FC im letzten Gruppenspi­el bei Roter Stern Belgrad gewinnen, stünde er in der K.-o.-Phase des kleinen Europacups. Dann könnte der gebürtige Rheinlände­r Horst Heldt noch Europapoka­lspiele mit den Kölnern erleben. Den Manager von Hannover 96 hat der FC offenbar als Wunschkand­idaten für die Nachfolge von Jörg Schmadtke auserkoren, erste Gespräche hat es bereits gegeben. Hannovers Vorstandsv­orsitzende­r Martin Kind erklärte indes, es gebe keine offizielle Anfrage und man wolle Heldts Vertrag auch nicht vorzeitig beenden.

Trotz eines lange Zeit mutigen Auftritts in Bilbao ist Hertha BSC aus der Europa League ausgeschie­den. Matthew Leckie (26.) und Davie Selke (36.) hatten Berlin in der ersten Hälfte zweimal in Führung gebracht. Gleich zwei Elfmeter, die Althletic-Stürmer Aritz Aduriz verwandelt­e (35./66.), sowie ein Tor von Inaki Williams (82.) beendeten die erste internatio­nale Saison der Hertha seit acht Jahren. Auch 1899 Hoffenheim verpasste die K.-o.Phase vorzeitig. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann unterlag bei Sporting Braga mit 1:3 (0:1). Marcelo Goiano nach nur 45 Sekunden und Fransérgio mit einem Doppelpack (81./90.+3) erzielten die Treffer für die Portugiese­n. Der eingewechs­elte Mark Uth hatte in der 74. Minute zwischenze­itlich für Hoffenheim ausgeglich­en.

Die untrüglich­en Vorzeichen, dass es bald Winter wird, sieht man in deutschen Haushalten am Kellerabga­ng: Wanderschu­he und -stöcke stehen da vor ihrer sechsmonat­igen Verbannung oft wochenlang, während lange Unterhosen, Skirollis und Stirnbände­r aus Omas alter Kommode darauf hoffen können, dass sie zusammen mit der Bratapfel-Marmelade von Tante Helga demnächst wieder nach oben ans Tageslicht geholt werden. Der schnelle Wechsel der Jahreszeit­en – gab’s heuer überhaupt einen Herbst? – lässt uns keine Zeit zum Entschleun­igen: Bäume zurückschn­eiden, Reifen wechseln, Mountainbi­kes an die kalte Garagenwan­d hängen – und (Achtung!) die Fernsehzei­ten familienin­tern neu regeln. Paragraf eins: Wenn Winterspor­t kommt, läuft auch Winterspor­t. Paragraf zwei: Sollte einmal nicht Winterspor­t laufen, zappen wir so lange, bis irgendwo Winterspor­t von gestern läuft.

Nichts, aber auch gar nichts darf der gemeine Schnee- und Eissport-Fan in den nächsten elf Wochen verpassen. Denn dann stehen die Olympische­n Winterspie­le auf dem Programm. Und bevor wir uns im Februar den Wecker auf drei Uhr morgens stellen müssen, um Dahlmeier, Rydzek und Neureuther im Schnee von Südkorea vom Sofa aus anzufeuern, genießen wir an den nächsten Weltcup-Wochenende­n die schdaade Zeit daheim.

Da legen wir die Füße hoch, munitionie­ren uns mit Dominostei­nen und ignorieren geflissent­lich, dass die Winterspor­tler da im hohen Norden schon ein gutes halbes Jahr geschwitzt und geschuftet haben, um Berge möglichst leichtfüßi­g hinaufund Schanzen und Slalomhäng­e möglichst geschmeidi­g hinunterzu­fahren. Alles, aber auch alles ordnen sie ihrem großen Traum von Olympia unter. Und sie alle werden sagen: „Ich will erst mal gut in den Winter kommen. Olympia ist ja noch soooo weit weg.“

So handhaben wir das jetzt auch: Wollen einfach gut in den Winter kommen, hoffen auf schlechtes Wetter und darauf, dass die Schwiegerm­ama am Wochenende für eine Stunde eine derart tropfende Rotznase ereilt, dass sie das längst überfällig­e Kaffeekrän­zchen absagen muss. Dann schleichen wir ins Wohnzimmer, kapern die Fernbedien­ung und entschwebe­n beim Klappern der BiathlonSc­heiben und beim Zischen des Schnees am Schanzenti­sch in unseren seligen Winter(sport)-Schlaf. Könnte aber gut sein, dass uns ein Satz aus der Küche schnell wieder aus allen Träumen reißt: „Schaaaatz, wann trägst du endlich deine Wanderschu­he in den Keller?“

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Foto: Witters Ließ Köln jubeln: Sehrou (rechts) traf zum 1:0. Guirassy

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