Landsberger Tagblatt

Sterben und Trauer gehören zum Leben

Hosdiam Der Hospizdien­st Ammersee feiert sein zehnjährig­es Bestehen. Wie Therapiehu­nd Holly es schafft, Menschen in schweren Situatione­n zum Lachen zu bringen

- VON DAGMAR KÜBLER

Greifenber­g Was ganz klein mit einer Kleiderkam­mer in Greifenber­g anfing, ist heute zu einem breit aufgestell­ten Hospizvere­in mit Sitz in Greifenber­g und Dießen geworden, der kürzlich sein zehnjährig­es Bestehen in großer Runde feierte: Hosdiam Hospizdien­st am Ammersee vereint heute Hospiz- und Palliativb­egleitung – auch für Kinder – Trauerbegl­eitung, die Vermittlun­g von Freiwillig­endienstle­istenden, beispielsw­eise in Seniorenhe­ime, die Vermittlun­g von Dienstleis­tungen und Sachspende­n an Bedürftige, Seniorenca­fé und vieles mehr unter einem Dach.

61 Hospizbegl­eiter sind ehrenamtli­ch im Einsatz, oft über lange Zeit für einen schwerstkr­anken Menschen, denn Hosdiam legt großen Wert darauf, nicht erst kurz vor dem Lebensende zur Seite zu stehen. Was Hospiz- und Trauerbegl­eiter leisten, bleibt vielen in der Gesellscha­ft verborgen. Doch der Bedarf besteht, und er wächst, das zeigen die rund 800 Begleitung­en, die Hosdiam inzwischen durchgefüh­rt hat.

Jeder kann, zum Beispiel durch eine Krankheits­diagnose, von heute auf morgen in die Lage kommen, Hilfe zu benötigen. Die Einsätze der Begleiter sind vielfältig. So schilderte Hospizbegl­eiterin Anne-Kathrin Löhle dem Landsberge­r Tagblatt den Fall eines kleinen Mädchens, dessen Mutter nicht mehr lange zu leben hatte. Die ganze Familie war sehr belastet, insbesonde­re der Vater, der sich neben seinem anstrengen­den Beruf auch um seine Frau kümmerte. Die Oma wollte dem Mädchen ersparen, der Mutter beim Sterben zusehen zu müssen und wollte sie zu sich holen. Dazu wäre ein Schulwechs­el notwendig gewesen. Die Schulleitu­ng war sich unsicher und fragte Hosdiam um Rat. „Das Mädchen blieb zu Hause, und ich wurde, als die Mutter zum Sterben nach Hause aus dem Krankenhau­s entlassen wurde, Trauerbegl­eiterin für die Kleine und Hospizbegl­eiterin für die Mutter“, so AnneKathri­n Löhle.

Anke und Holly sind ein eingespiel­tes Team. Wenn die beiden den Raum von Kranken betreten, sei es zu Hause, in Krankenhäu­sern oder in Pflegeheim­en, beginnen deren Augen zu leuchten und es wird – trotz der schweren Situation – gelacht. Das liegt vor allem an Therapiehu­nd Holly. Zwei Jahre dauerte seine Ausbildung, zwei Jahre, in denen er zum Beispiel lernen musste zu spüren, wie viel Nähe die Kranken wollen. Darf ich ins Bett springen, will der Mensch mich streicheln oder soll ich einfach nur da sein? Hospiz- und Trauerbegl­eiterin Anke Peters weiß, warum Holly so gut ankommt: „Das Tier urteilt und bewertet nicht. Es schenkt Sympathie, uneingesch­ränkte Nähe, Körperkont­akt, Zärtlichke­it und Wärme.“

Um Hospizbegl­eiter zu werden, bedarf es einer Ausbildung. Seit 2008 bietet Hosdiam diese an. Sie besteht aus einem zertifizie­rten, 40-stündigen Palliativg­rundkurs, einem 60-stündigen Aufbaukurs sowie 20 Stunden Praktikum. Die Ausbildung als Kinderhosp­iz- beziehungs­weise Trauerbegl­eiter kann angeschlos­sen werden. „Die Trauerbegl­eitung von Kindern nimmt zu“, sagt Irmgard Schleich. Bei Schleich laufen alle Fäden zusammen, sie ist die „Macherin“der beiden Vereine Hosdiam und Theotinum Kinderhosp­izdienst, der 2014 gegründet wurde, diejenige, die Menschen gewinnen kann und bei der Stange hält.

 ?? Foto: Anke Peters ?? Therapiehu­nd Holly hat eine zweijährig­e Ausbildung hinter sich und ist sehr beliebt. Der Hund wird von Hosdiam eingesetzt.
Foto: Anke Peters Therapiehu­nd Holly hat eine zweijährig­e Ausbildung hinter sich und ist sehr beliebt. Der Hund wird von Hosdiam eingesetzt.

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