Wie aus 400 schnell 800 Euro werden
Gericht Zwei Männer tricksen Kassiererin an einer Raststätte aus. Jetzt müssen sie hinter Gitter
Landsberg Noch im Gerichtssaal kramte einer der Angeklagten, 27, in seiner Jackentasche, holte 400 Euro hervor – und übergab das Geld an Rechtsanwalt Achim von Lucke. Er leitet die Summe an die Geschädigten der Tank- und Rastanlage Lechwiesen im Norden Landsbergs weiter. Es handelt sich um den Betrag, den der Beschuldigte im Oktober 2015 durch einen „Taschenspieler-Trick“ergaunert haben soll.
Das Diebesgut rückte der Mann allerdings erst heraus, als ihm in der Hauptverhandlung „das Wasser bis zum Hals stand“. Denn es gibt einen Videofilm aus der Rastanlage, der den Tatablauf zeigte.
Das Video hatte die Verkehrspolizeiinspektion ausgewertet. Einer ihrer Mitarbeiter erläuterte die Aufnahmen. Demnach soll der Vorfall wie folgt abgelaufen sein: Fünf Männer sollen nach 21 Uhr in einer Gruppe in das Lokal gekommen sein, sich kurz besprochen und dann in den Räumlichkeiten verstreut haben. Einer von ihnen, ein 27-jähriger Rumäne, wollte Geld wechseln. Er gab der Frau hinter der Kasse vier Hundert-Euro-Scheine. Sie sollte ihm acht Fünfziger aushändigen. Die Angestellte legte die Hunderter zur Seite. Da sie mit der fremden Sprache nichts anfangen konnte, und nicht wusste, was der Mann wollte, zog die Frau das Schubfach der Kasse heraus, in dem die Geldscheine lagen. Der Kunde soll mit dem Finger auf den Stapel mit den Fünfzigern gedeutet haben. Er bekam acht Stück. Vier soll er, wie die Überwachungskamera zeigte, mit der linken Hand unbemerkt in seine linke Hosentasche gesteckt haben. Die anderen vier soll er auf den „Fünfziger-Stoß“im Schubfach gelegt haben.
Die Kassiererin glaubte nun offenbar, dass alle acht Scheine wieder in der Kasse seien und händigte ihm erneut acht Fünfziger-Noten aus. Nun wandte der Angeklagte den Trick erneut an – vier Fünfziger steckte er ein, ohne dass dieses bemerkt wurde, die anderen vier warf er in die Kasse. Die Frau glaubte ein weiteres Mal, alle acht Scheine zurückerhalten zu haben – und gab dem Mann nun die vier Hunderter zurück. Für zwei dieser Hunderter ließ er sich Zehner geben. 20 an der Zahl, also ganz korrekt. Dies möglicherweise, um den Schein zu wahren. Warum die Kassiererin auf den Betrüger hereingefallen ist, konnte sie nicht sagen. Es sei alles sehr schnell gegangen, und sie habe viel zu tun gehabt, meinte sie. Dass 400 Euro in der Kasse fehlen, wurde erst am nächsten Tag festgestellt.
Mittäter des 27-Jährigen soll ein 38-Jähriger gewesen sein. Er und ein weiterer Mann sollen zwei Verkäuferinnen von der Kasse weggelockt haben, damit der Kumpel den „Geldwechsel“über die Bühne bringt. Beide Männer haben Familien mit Kindern und leben in Deutschland. Der Jüngere hat acht Vorstrafen, darunter mehrere Diebstähle, der andere drei, darunter eine einschlägige Vorstrafe. Vor allem deswegen wurde seine Straftat an der Rastanlage mit neun Monaten Haft geahndet. Der 27-Jährige kam mit acht Monaten davon. Richter Michael Eberle hielt den beiden vor, dass sie von staatlichen Zuwendungen und von Einnahmen aus Straftaten lebten.