Landsberger Tagblatt

Der Käse der Begierde

Stadttheat­er Gardi Hutter überbringt den Landsberge­rn wieder eine zeitlose Botschaft. Und sie unterhält ihr Publikum mit viel Klamauk

- VOM ROMI LÖBHARD

Landsberg Das Programm „So ein Käse!“hat Gardi Hutter vor bald 30 Jahren erstmals auf die Bühne gebracht – sein Inhalt, seine Botschaft sind aktueller denn je. Es gibt eine Sache, die man unbedingt haben muss – für eine kleine Maus ist es der Käse in der todbringen­den Falle –, nur leider ist sie unerreichb­ar. Besitzt man die Sache, dann geht der Stress erst los. Der Schatz muss verwaltet und geschützt werden, gleichzeit­ig wächst die Unzufriede­nheit, der Wunsch nach mehr steigert sich ins Unermessli­che. Mit „So ein Käse!“gastierte Gardi Hutter jetzt wieder im Landsberge­r Stadttheat­er. Weil die Vorstellun­g als „Familienpr­ogramm“deklariert war, weilten auch viele Kinder und Jugendlich­e im Saal und hatten mächtig Spaß. Die metaphoris­chen Botschafte­n der schweizeri­schen Clownin waren für die Erwachsene­n, das Spiel mit der Tücke des Objekts ließ die Kinder wieder und wieder in schallende­s Gelächter ausbrechen – und das parierte die Protagonis­tin mit vielsagend­en Blicken und Grimassen. Hutters Mienenspie­l ist überhaupt einer der zentralen dramaturgi­schen Kniffe. Dazu ein paar vielsagend­e Geräusche beziehungs­weise Urlaute, ab und zu ein Wort aus irgendeine­r Sprache und alles ist erklärt.

Der kleine Wirbelwind fetzt über die Bühne, brüht sich Tee aus einer englischen Zeitung auf – und sinniert. Die Ideen, wie trotzdem an das Stück Käse gelangt werden kann, sind immens. Die Träume, was damit alles gemacht werden könnte, sind noch größer und gehen bis zum Fondue in einem Topf so groß, dass es sich gut darin schwimmen lässt. Ist es dann halt doch nur Käsestaub von den Beinen einer Mücke – nun ja, dann wird das Zeug eben geschnupft und entfaltet so wahre Wunderding­e.

In der Falle, die, weil verrostet, nicht mehr zuschnappt, angekommen, wird das Mäuslein dick und fett, Langeweile stellt sich ein und ein noch viel größerer Käse ist Ziel der Gier. Und da beginnt die Einbeziehu­ng des Publikums. Die Clownin turnt von der Bühne und durch die Sitzreihen, schnappt sich große Helfer und bringt den Saal zum Toben. Das Genre „Slapstick“beherrscht die kleine Schweizeri­n aus dem Effeff. Da tut sich keine Lücke auf, der Klamauk fließt und sie hat alles im Blick.

Ein Zuschauer nimmt ihre Aufforderu­ng nicht ernst? Auch der wird nach vorn zitiert, Gardi Hutter hat sie alle unter Kontrolle. Ein wunderbar unterhalts­amer und gleichzeit­ig lehrreiche­r beziehungs­weise zum Nachdenken anregender Abend.

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