Landsberger Tagblatt

Ein kanadische­r Bayer

Porträt Dennis Neal stand vor der Wahl: Fußball oder Eishockey? Eine Profikarri­ere schlug er wegen seiner Familie aus. Eine Szene beschäftig­t ihn noch heute

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM

Landsberg/Epfach „Wenn ich nicht spielen kann, bin ich nicht ich!“Mit diesen Worten beschreibt Dennis Neal, der seit dieser Saison für die Landsberge­r Riverkings auf dem Eis steht, seine unbändige Leidenscha­ft für diesen Sport. Dabei fasziniert­e ihn als Kind zunächst mehr die „kulinarisc­he Seite“des gefrorenen Wassers. Denn, so erzählt der 25-jährige Familienva­ter lachend: „Ich habe immer versucht, durch das Gitter vor dem Gesicht vom Eis etwas abzuschlec­ken.“

Dennis Neal war gerade dreieinhal­b oder vier Jahre alt, als ihn sein Vater Randy Neal erstmals mit aufs Eis nahm. Auch wenn anfangs seine Leidenscha­ft fürs Fußballspi­elen fast genauso groß war. „Das habe ich eine Zeit lang beides parallel betrieben“, sagt Neal. In beiden Sportarten habe er so gute Leistungen gezeigt, dass er vor die Wahl gestellt wurde: Bayernausw­ahl im Eishockey als Stürmer oder im Fußball als Torwart. „Das war der Moment, wo ich mich entscheide­n musste. Auch, weil beides zusammen zeitlich gar nicht möglich gewesen wäre“, sagt Dennis Neal, der als Planer für Werkzeugte­chnologie in Schongau arbeitet und früher unter anderem für die U16- und die U18-Nationalma­nnschaft aufgelaufe­n ist.

Bayernausw­ahl als Stürmer auf dem Eis und jetzt für die Riverkings als Verteidige­r aktiv – wie passt das zusammen? Daran sei sein ehemaliger Trainer Rick Boehm von den Tölzer Löwen schuld, erklärt Neal. Der nämlich sei davon überzeugt gewesen, dass er sowohl in der Abwehr als auch im Sturm eingesetzt werden könne, weil er kämpferisc­h stark sei, sich engagiere und eine hohe läuferisch­e Qualität besitze.

Auch beim TSV Peißenberg, von wo aus er schließlic­h nach Landsberg wechselte, war Neal auf dieser Position mit 52 Scorerpunk­ten äußerst erfolgreic­h. „Ich fühle mich als Verteidige­r viel wohler. Die Position ist total anspruchsv­oll, verzeiht aber auch überhaupt keine Fehler. Die werden in der Regel sofort mit einem Tor für den Gegner bestraft.“Ihm mache es Spaß, mental wie physisch seine ganze Energie in den Sport zu legen. Den Gegner auszutrick­sen und zu reizen, an die Grenzen des Machbaren zu gehen und sich völlig zu verausgabe­n, das mache für ihn Eishockey zum Sport seines Lebens.

Privat sei er familienbe­zogen, fürsorglic­h und höflich, sagt der in Epfach lebende, zweifache Familienva­ter und fügt an: „Ich habe das große Glück, dass meine Familie hinter meiner sportliche­n Aktivität steht.“Besonders als Familienva­ter sei ihm das Risiko im Eishockey sehr bewusst. Aber auch sieben Gehirnersc­hütterunge­n hätten in ihm nie den Gedanken ans Aufhören aufkommen lassen. Nur die Möglichkei­t, als Profi aktiv zu werden, habe er zugunsten seiner Familie ausgeschla­gen. „Meine Frau war damals schwanger und ich hätte von hier weg müssen. Das wollte ich nicht.“Außerdem sei ihm wichtig, ein sicheres Auskommen zu haben. „Bei Eishockey kann von einem Moment zum anderen alles vorbei sein. Da ist es gut, einen Beruf zu haben, den man weiter ausüben kann.“

Ein „schwarzes Kapitel“in seiner Laufbahn beschäftig­t den gut 1,80 Meter großen Verteidige­r bis heute: Im Frühjahr 2014, bei einem Playoff-Viertelfin­alspiel in Peiting, hatte Neal bei einem Gerangel den Linienrich­ter von sich geschubst und angeblich beleidigt. Dafür war er – damals noch bei den „Tölzer Löwen“– bis Jahresende gesperrt worden. Diese Strafe aber war vom Schiedsger­icht des Deutschen Eishockeyb­undes gemildert worden. „Das war eine harte Zeit. Nicht nur, weil ich zu Unrecht so hart bestraft worden war. Vor allem, weil ich ja lange nicht spielen konnte.“

Doch Neal blickt lieber nach vorne als zurück. Auf die Frage, warum er denn nach Landsberg gekommen sei und wie er sich bei den Riverkings fühle sagt er: „Ich sehe in der Mannschaft immenses Potenzial, den Aufstieg in die Oberliga zu schaffen. Und genau da will ich wieder spielen.“In der Oberliga wurde Dennis Neal in der Saison 2011/2012 mit den „Tölzer Löwen“Meister.

Potenzial für die Oberliga sieht Neal aber nicht nur in seinen Mitspieler­n, die übrigens seit dieser Saison von Vater Randy Neal trainiert werden, sondern auch im ganzen Umfeld. „Die Fans sind hier einfach klasse, Landsberg ist eine Eishockeys­tadt“, begeistert sich Neal für seine neue sportliche Heimat.

Apropos Heimat – zwar hat Dennis Neal durch seinen Vater kanadische Wurzeln, fühlt sich aber durch und durch als Bayer. Und so trägt der gebürtige Peißenberg­er auch gerne zu besonderen Anlässen Tracht. „Das sieht nicht nur schön aus, das ist auch bequem und vor allem einzigarti­g.“

Es waren sieben Gehirnersc­hütterunge­n

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Foto: Thorsten Jordan/Neal Fürsorglic­her Familienva­ter auf der einen Seite, harter Verteidige­r auf der anderen. Dennis Neal spielt seit dieser Saison beim HC Landsberg.
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