Glyphosat verbannen
Kreispolitik Die GAL will, dass auf Landkreisflächen umstrittene Pflanzenschutzmittel nicht mehr verwendet werden. Warum das jedoch nicht von einem Tag auf den anderen gehen dürfte und wie der Staat seine Güter bewirtschaftet
Die GAL-Fraktion im Kreistag will Glyphosat und andere Pflanzenschutzmittel von Äckern, Wiesen und Grünflächen des Landkreises Landsberg verbannen.
Landsberg Spätestens seit der umstrittenen Glyphosat-Entscheidung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in Brüssel dürfte jeder einigermaßen informierte Mensch das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat richtig aussprechen können. Während Schmidt mit seinem Votum mit dafür sorgte, dass das Herbizid zumindest noch fünf Jahre lang in der Europäischen Union angewandt werden darf, will nun die GAL-Fraktion im Kreistag Glyphosat und auch die ebenfalls umstrittenen Neonikotinoide (dabei handelt es sich um Insektenvernichter) von Äckern, Wiesen und Grünflächen verbannen – zumindest auf den Flächen, die dem Landkreis gehören.
Ein entsprechender Antrag liegt für die Sitzung des Kreisausschusses am Montag vor. Die Schädlichkeit von Pflanzenschutzmitteln müsse dabei nicht nachgewiesen werden, um sie nicht mehr ausbringen zu dürfen, fordert die GAL. Im Gegenteil müssten die Chemikalien ihre Harmlosigkeit beweisen. Unternehmen, die der Landkreis mit der Pflege von Grün-, Sport und sonstigen Flächen beauftragt, sollten verpflichtet werden, auf Glyphosat und Neonikotinoide zu verzichten, bei laufenden Verträgen solle auf einen freiwilligen Verzicht hingewirkt werden. Auch mit landwirtschaftliche Pachtverträgen, die der Landkreis neu abschließt, will die GAL sicherstellen, dass Pächter diese Pflanzenschutzmittel nicht mehr verwenden.
Der Landkreis Landsberg besitzt laut Mitteilung von Pressesprecherin Anna Diem 58 Hektar Grünland und Äcker mit teils kleinen Waldanteilen, die von Landwirten gepachtet sind. Dabei handle es sich über- um Kleinflächen zwischen 300 Quadratmetern und weniger als einem Hektar, lediglich ein acht Hektar großes Grundstück fällt dabei aus dem Rahmen.
Bis ein eventuelles Glyphosatund Neonikotinoid-Verbot greift, könnte es jedoch etliche Jahre dauern. 20 der 58 Hektar seien erst ganz neu verpachtet worden, berichtet Diem, „das sind ganz normale landwirtschaftliche Pachtverträge ohne besondere Auflagen“. Die Laufzeit betrage fünf Jahre. Unbefristete Pachtverträge können innerhalb von zwei Jahren gekündigt werden.
Beim weitaus größeren Teil der Landkreis-Flächen handelt es sich vor allem um rund 100 Hektar Naturschutzflächen. Diem: „Das sind alles besonders wertvolle Flächen, bei deren Bewirtschaftung sowieso strenge Regeln gelten.“
Von größerer Bedeutung beim Thema Glyphosat sind zwei andere kommunale beziehungsweise staatliche Agrarbetriebe. So bewirtschaftet das Landwirtschaftliche Fachund Versuchszentrum Achselschwang rund 200 Hektar Ackerland und 180 Hektar Grünland. Dies geschieht nach den Prinzipien des „Integrierten Pflanzenbaus“, also mit dem Ziel, so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich einzusetzen. Glyphosat, so teilte die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) auf Nachfrage mit, sei in Achselschwang zuletzt 2016 ausgebracht worden. Es diente dazu, vor dem Anbau der Sommerfrüchte die in dem milden Winter dieses Jahres nicht abgefrorenen Zwischenfrüchte abzutöten.
Aufgrund des Klimawandels häuwiegend fe sich diese Situation in jüngster Zeit. Der Einsatz habe sich auf drei bis fünf Prozent der Nutzfläche beschränkt.
Pflugloser Ackerbau – bei dem Unkraut weniger durch die Bodenbearbeitung als durch GlyphosatEinsatz vernichtet wird – komme in Achselschwang nicht vor. „Glyphosat ist daher in Achselschwang kein systemrelevantes Herbizid, sondern wurde bisher nur zur punktuellen Problemlösung verwendet“, erklärt LfL-Sprecherin Sabine Weindl. Ein solcher Fall sei, wenn sich auf einer Wiese die Gemeine Rispe ausbreite: „Hier hat der Glyphosat-Einsatz den Vorteil, dass man auf eine intensive Bodenbearbeitung völlig verzichten kann. Das Bodenleben wird geschont, die Bodenstruktur bleibt erhalten und es entsteht kein Erosionsrisiko.“
Ansonsten werde Glyphosat auch zu Forschungszwecken verwendet, etwa um festzustellen, wie sich neu angesätes Grünland ohne dieses Mittel und mit unterschiedlichen Mengen davon entwickelt.
Gut 200 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaftet das Spitalgut der Stadt Landsberg – und zwar ebenfalls konventionell. Von dort war bis gestern keine Auskunft zum Umgang mit Glyphosat zu erhalten.
In Achselschwang wird zum Thema geforscht