Wenigstens der Geldautomat soll bleiben
Unterschriftenaktion Die Dettenschwanger protestieren gegen die Schließung der Bankfiliale im Ort. 300 Unterzeichner gibt es schon. Das Geldinstitut in dem Dießener Ortsteil hat eine lange Geschichte
Dettenschwang Die VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg schließt wie berichtet zum Jahresanfang 2018 ihre Niederlassungen in Dettenschwang, Stadl, Reichling und Rott. In Dettenschwang will man diese Entscheidung nicht einfach so auf sich beruhen lassen und sammelt Unterschriften gegen diesen Schritt der Bank. An die 300 Unterschriften sind schon zusammengekommen.
Die Initiative geht von Alfred Mair, Georg Unsinn und Rudolf Greppmeir aus. Sie sind wie viele Dettenschwanger nicht nur Bankkunden, sondern auch Genossenschaftsmitglieder, und sie fühlen sich hintergangen: Greppmeir verweist darauf, dass es vor zwei Jahren seitens der Bankverantwortlichen ganz andere Aussagen gegeben habe: Damals hatten die Genossenschaftsmitglieder über die Fusion der Raiffeisenbank Lech-Ammersee und der Raiffeisenbank südöstlicher Starnberger See mit der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg zu befinden. Und die Mitglieder der Raiffeisenbank hatten damals mit 85,7 Prozent dem Zusammenschluss zugestimmt.
„Da hieß es, es ändert sich nichts“, betonen Mair und seine Mitstreiter. Mair ist auch irritiert, von der Schließung über das Landsberger Tagblatt erfahren zu haben. Unsinn hatte ein Anschreiben erhalten, welches jedoch von außen einem Werbeflyer ähnelte, und so möglicherweise von anderen nicht als Bankschreiben wahrgenommen wurde. Den Werbeslogan „nah und persönlich“empfindet Unsinn als Hohn angesichts der Entwicklung. Die drei Dettenschwanger würden sich damit abfinden, dass die Filiale geschlossen wird. Aber dass es auch keinen Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker mehr geben soll, empfinden sie als Affront. Wenn es keinen Service mehr vor Ort gebe, dann könne man sich auch eine günstigere Bank suchen, so ihr Resümee. Sie wollen noch bis 10. Januar Unterschriften sammeln, die Listen liegen in der Bäckerei Ruch und im Gasthof Stangl aus.
Der Pressesprecher der VRBank, Johann Oberhofer, versteht zwar, dass die Dettenschwanger der Verlust ihrer Filiale schmerzt, er verweist aber darauf, dass auch die Raiffeisenbank schon die Frequenz der Filialen geprüft habe. Es seien alle Kunden angeschrieben worden, erläutert er, und nennt einige Zahlen. Trotz der Verdichtung der Öffnungszeiten in Dettenschwang auf einen Tag, das heißt 5,5 Stunden, habe es statistisch nur 4,8 Serviceleistungen in der Filiale pro Stunde gegeben. Bei den Geldautomaten der Bank gebe es eine Bandbreite von durchschnittlich 27 bis 151 Aktionen am Tag. Dettenschwang sei die Filiale mit der geringsten Frequenz. Bereits jetzt würden 89,5 Prozent der Serviceaktionen, die Dettenschwanger VR-Bankkunden in Anspruch nähmen, ohne Mitarbeiterkontakt stattfinden, sprich online oder am Geldautomaten.
Aus dem Genossenschaftsgedanken heraus habe man früher die Filialen querfinanziert, doch dies sei in Zeiten der Minuszinspolitik nicht mehr möglich. „Wir haben es so lange wie möglich hinausgezögert.“Viele Leistungen wie beispielsweise Überweisungen seien von 8 bis 19 Uhr telefonisch möglich und es gebe einen Bringservice für Geld.
In dem Dettenschwanger Protest schwingt auch die Trauer über eine vergangene Epoche mit: Die einstige Raiffeisenbank in Dettenschwang zählt zu den ältesten Geldinstituten im Landkreis, welches später in der Raiffeisenbank Lech-Ammersee aufging und 2015 mit der VR-Bank fusioniert wurde. Wie dem alten Kreisheimatbuch zu entnehmen ist, wurde 1834 die Städtische Sparkasse Landsberg gegründet und 1886 der erste Darlehenskassenverein in Eresing. In Dettenschwang war es laut dem Häuserbuch des Ortsteils 1888 soweit: Pfarrer Sebastian Dischl gründete eine Raiffeisenbank. Das Grundstück an der Kirchgasse wurde 1907 gekauft und dort ein Lagerhaus errichtet. Die Bankfiliale zog erst 1998 dort ein, sie war vorher im Gasthaus Stangl untergebracht.
Die Geschichte der Raiffeisenbank in Dettenschwang ist auch mit tragischen Momenten verbunden: Beim Umbau des Lagerhauses 1916 wurde laut Häuserbuch Georg Seethaler junior von einem zusammenbrechenden Balken erdrückt. Es war zu viel Getreide gelagert worden. Und bis heute unaufgeklärt ist der Mord an Benedikt Hoy, der in den 1950er-Jahren die Kassen der Gemeinde, der Raiffeisenbank und der Molkereigenossenschaft geführt hatte. Er hatte am 5. Januar 1956 das Milchgeld auszahlen wollen und war an der Einmündung der später nach ihm benannten Benedikt-Hoy-Straße überfallen und erschossen worden.
„Die Filiale mit der geringsten Frequenz“