Landsberger Tagblatt

Der Fußball schreibt besondere Geschichte­n

Porträt Den Namen Neuhaus kennt man im Profigesch­äft. Dafür sorgt der jüngere Bruder von Daniel. Auch wenn es für den Bayernliga-Kicker des TSV Landsberg nicht für ganz oben reicht, hat er sein privates Glück dem Sport zu verdanken

- VON THOMAS ERNSTBERGE­R

Kaufering Der Neuhaus aus Kaufering. Klar, den kennt man inzwischen im deutschen Profi-Fußball. Der Flo (20), der neun Jahre bei 1860 München spielte, da vergangene Saison den Durchbruch schaffte und nach dem Abstieg der Löwen zu Borussia Mönchengla­dbach in die Bundesliga wechselte. Von dort wurde er bis zum Sommer 2018 an Zweitligis­t Düsseldorf verliehen. Dort wurde der aktuelle U21-Nationalsp­ieler gleich zum Shootingst­ar. Vier Tore bislang in zwölf Spielen, das kann sich sehen lassen für einen Mittelfeld­spieler, dem viele Experten eine ähnliche Karriere wie die von Julian Weigl (früher 1860, jetzt Dortmund) zutrauen.

Neuhaus aus Kaufering – da gibt’s aber noch einen: Florians großer Bruder Daniel (25) ist ebenfalls Fußballer. Doch bei ihm hat’s für oben nicht gereicht. Er kämpft mit dem TSV Landsberg gegen den Abstieg aus der Bayernliga. „Flo hatte einfach viel mehr Talent, das hat man schon gemerkt, als er vier, fünf Jahre alt war. Und dann hat es sich ausgezahlt, dass er schon mit zehn Jahren zu 1860 ging. Diese Möglichkei­t hatte ich nicht“, sagt der „große“Neuhaus.

Neid auf den Bruder? „Nein, zu 100 Prozent nicht. Ich bin stolz bis unter die Decke auf ihn. Wir haben ein Super-Verhältnis, telefonier­en jeden Tag und ich war schon ab und zu in Düsseldorf.“Kurz vor Weihnachte­n geht’s sogar nach Madrid: Flo hat Daniel als Geburtstag­sgeschenk zum „El Clasico“eingeladen: Real Madrid am 23. Dezember gegen Barcelona. „Ich habe das Gefühl, dass Flo ganz durchstart­en wird“, ist sich Daniel sicher. Für ihn geht’s im neuen Jahr erst mal um den Klassenerh­alt : „Der ewige Abstiegska­mpf zehrt. Wir hatten sechs Relegation­sspiele und nur eineinhalb Wochen Sommerpaus­e. Das steckt man nicht so einfach weg.“

Er ist sich aber sicher: „Die Qualität in der Mannschaft ist da, der neue Trainer bringt viel Erfahrung mit. Wir werden es wieder packen – aber es ist natürlich viel Kopfsache, wenn man seit eineinhalb Jahren unten drin hängt.“Bayernliga – damit ist der Offensivsp­ieler „super zufrieden“. Er hebt nicht ab: „Da muss ich Realist bleiben. Kaderfülle­r in einer zweiten Mannschaft – das wäre vielleicht möglich, aber das will ich nicht.“

Zumal er beruflich auch noch einen schweren Job hat: Er arbeitet zehn Stunden täglich in Papas Bauganz firma. Fliesen verlegen, Pflasterar­beiten, Mauern – Daniel ist in Kaufering das Mädchen für alles. „Macht Spaß, ist aber echt anstrengen­d und hart. Und danach gleich zum Training. Da hat’s Flo doch ein bisschen besser. Aber ohne Fußball geht’s halt gar nicht.“

Ohne Fußball hätte er vor fünf Jahren wohl auch nicht Freundin Theresa kennengele­rnt. Eine Krankensch­wester, mit der er gerade eine Wohnung in Landsberg bezogen hat. Die beiden sind seit vier Jahren ein Paar. Gefunkt hat’s im Krankenhau­s. Daniel: „Ich lag mit gerissenem Meniskus und gebrochene­m Knöchel auf einer Trage vor dem Röntgenrau­m. Da ist sie an mir vorbeigela­ufen. Ich hab’ zu meiner Mama gesagt, ich habe gerade ein richtig schönes Mädchen gesehen. Ein Jahr später sind wir zusammenge­kommen.“Auch solche Geschichte­n schreibt der Fußball . . .

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Fotos: Neuhaus Ohne Fußball hätte Daniel Neuhaus seine Freundin Theresa wohl nicht getroffen – auch wenn das erste „Meeting“schmerzhaf­t für ihn war. Auf seinen kleinen Bruder Florian (rechtes Bild links), der inzwischen beim Erst ligisten Mönchengla­dbach unter...
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