Landsberger Tagblatt

Ist der Ruf erst ruiniert

Titel Thema Hersteller, deren Kleidung gerne von Rechtsextr­emen getragen wird, haben ein immenses Imageprobl­em. Wie Neonazis ihre Marken auswählen und wie die Firmen reagieren

- VON PHILIPP KINNE

Augsburg Seine Kunden kann man sich nicht aussuchen. Es braucht nicht viel, um die Falschen anzusprech­en. Ein Lorbeerkra­nz als Logo, alte Schriftzei­chen oder Camouflage­muster – darauf steht die rechtsextr­eme Szene in Deutschlan­d. Ist eine Modemarke im Nazimilieu etabliert, leidet der Ruf. Imagekampa­gnen und Distanzier­ung zur rechten Szene können den Schaden bestenfall­s eingrenzen. Wie gehen Unternehme­n mit dem Image als Nazimarke um?

Mitte der 90er Jahre sieht man einige Nazis bei Aufmärsche­n in schwarzen Kapuzenpul­lis. „Pitbull Germany“steht da in runenartig­er Schrift. Eine Anspielung auf den Markenname­n „Lonsdale London“, erklärt Pitbull-Chef Kaya René Budak. Man habe sich an der bekannten Marke aus England orientiert, wollte ähnliche Kunden ansprechen. Kunden, die es eben „etwas martialisc­her, härter und militärisc­h“mögen, sagt Budak. „Aber wir wollten nie Mode für Nazis machen.“Dennoch wurden es immer mehr Rechtsextr­eme, die in den dunklen T-Shirts und Pullovern marschiert­en. Pitbull geriet in die Schlagzeil­en, Schulen verboten die Marke im Unterricht. „Wir wurden damals in eine Ecke gedrängt, in die wir nie gehörten“, sagt der türkischst­ämmige Budak. Als Reaktion auf das Kleidungsv­erbot an Schulen schrieb er Briefe an Rektoren, in denen er sich klar von der rechten Szene distanzier­te. Aber da sei es schon zu spät gewesen. „Das war Rufmord“, meint Budak. Auch zwanzig Jahre nach den Schlagzeil­en möchte kaum jemand Werbung auf der Seite des Shops von Pitbull schalten, sagt Budak. „Ich habe damit abgeschlos­sen.“

Auf den ersten Blick sind viele Rechtsextr­eme heute nicht mehr als solche zu erkennen. Die Zeiten von Springerst­iefeln, Bomberjack­e und Seitensche­itel sind vorbei, erklärt Fabian Wichmann. Er ist Sprecher der Vereinigun­g Exit. Das Netzwerk sitzt in Berlin und hilft bundesweit rechten Aussteiger­n aus der Szene. Wichmann spricht von einer strategisc­hen Öffnung: „Man wird heute nicht mehr so schnell als Nazi identifizi­ert.“Äußerlich geben sich Nazis nicht mehr zu erkennen. Basecaps, lange Haare oder Turnschuhe sind keine Seltenheit mehr. Dennoch gebe es nach wie vor Marken, die in der Naziszene besonders beliebt sind. Sneaker der Marke New Balance seien beispielsw­eise verbreitet – wegen des weißen Ns auf der Seite, das je nach Gesinnung des Schuhträge­rs für „National“stehen kann. „Marken können sich ihre Kunden nicht aussuchen“, sagt Wichmann. Obwohl sich der Turnschuhh­ersteller klar von der rechten Szene distanzier­te, werden die Schuhe noch immer gerne von Rechtsextr­emen getragen. Auch andere Marken haben das Problem: Alpha Industries, Ben Sherman, Fred Perry – allesamt Marken, die aus der britischen Skinhead-Bewegung kommen und in Nazikreise­n auftauchen. „Allerdings nicht mehr so extrem wie in den 90er Jahren“, meint Wichmann. Die Distanzier­ung der Marken habe Wirkung gezeigt.

Der britische Sportartik­elherstell­er Lonsdale engagiert sich schon seit Jahren gegen Rechts. Die Marke sponsorte den Christophe­r Street Day und führt Kampagnen wie „Laut gegen Nazis“oder „Lonsdale Loves All Colors“. Dennoch kämpft das Label mit den Buchstaben „NSDA“im Namen noch immer mit dem Image als Nazimarke. „Es fällt auf, dass Lonsdale da und dort immer noch für ein Symbol des Rechtsextr­emismus gehalten wird“, sagt Ralf Elfering, Sprecher der Modemarke. Dabei sei das Engagement gegen Rassismus und Rechtsextr­eviele mismus längst zur „DNA der Marke“geworden. Ein Nazi, der versuche, die Marke als Erkennungs­zeichen zu missbrauch­en, würde sich in der Szene zum Deppen machen, der die eigenen Codes nicht beherrscht, sagt der Sprecher.

Doch es gibt auch Marken, die sich gegen die Vereinnahm­ung von rechts außen nicht wehren. Die Marke Thor Steinar gilt laut Verfassung­sschutz als „identitäts­stiftendes Erkennungs­zeichen unter Rechtsextr­emisten“. Zu den Vorwürfen, Mode für Nazis zu machen, möchte sich das Label nicht äußern. Eine Anfrage unserer Zeitung bleibt unbeantwor­tet. Telefonisc­h teilt man lediglich mit, dass man sich nicht dafür interessie­re, wer die Kleidung kaufe. Ob das Unternehme­n die politische Einstellun­g der rechtsextr­emen Kunden teilt, ist nicht zu sagen.

Klar ist aber, dass nicht jede Marke auf die Einnahmen durch den Verkauf in die Szene verzichten möchte. Einladung zum Klub der Außenwirts­chaft hat („PR-mäßig ist das natürlich splendid“).

Anja Kling, die immer besser wird, lässt ihre Nina Schramm fast schon kokett in der Opferrolle auftreten. Sie führt die überforder­te Kommissari­n Julia Grosz (Franziska Weisz) vor und legt sich auch mit dem Kollegen Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) an, der die Rechtspopu­listin nicht ausstehen kann. Das Schönste: Falke und Grosz kommen sich so was von zaghaft näher, dass man sich auf neue Folgen freuen kann. Rupert Huber

 ?? Foto: Imago ?? Weil die Buchstaben „NSDA“(wie in Hitlers Partei NSDAP) im Namen des britischen Sportartik­elherstell­ers Lonsdale auftauchen, ist die Marke bei Nazis beliebt. Dabei engagiert sich das Label seit Jahren gegen Rechts.
Foto: Imago Weil die Buchstaben „NSDA“(wie in Hitlers Partei NSDAP) im Namen des britischen Sportartik­elherstell­ers Lonsdale auftauchen, ist die Marke bei Nazis beliebt. Dabei engagiert sich das Label seit Jahren gegen Rechts.
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