Die Vilgertshofer wollen die Filiale vor Ort behalten
Geld & Leben Die Filiale der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg in Stadl soll geschlossen werden. Das hat viele Bürger verärgert. Bei einer Veranstaltung wird Kritik laut und eine andere Lösung angesprochen
Vilgertshofen Dass die VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg beabsichtigt, ihre Filiale in Stadl zu schließen, hat in der Gemeinde Vilgertshofen für viel Unverständnis gesorgt. Bei einer Veranstaltung im Bürgerhaus machten Bürgermeister Albert Thurner und einige Bürger ihrem Unmut Luft. Doch möglicherweise bahnt sich eine Übernahme der Filiale durch die VR-Bank Landsberg-Ammersee an. Zumindest bat Thurner die anwesenden Vertreter der beiden Banken, darüber miteinander zu reden.
Der Rathauschef fand deutliche Worte: „Vielleicht wäre ein geordneter Rückzug der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg die beste Lösung.“Für diesen Satz erhielt er Applaus von den rund 200 Besuchern. Wie berichtet, soll im Landkreis neben drei anderen auch die Zweigstelle in Stadl am Ende des Jahres geschlossen werden. „Man darf sich nicht alles gefallen lassen, denn man hat uns nicht die ganze Wahrheit gesagt“, meinte Josef Arnold, der die Veranstaltung initiiert hatte. Bei der Verschmelzung der VR-Bank Starnberg-HerrschingLandsberg mit der bis vor wenigen Jahren im Ort ansässigen Lech-Ammersee-Bank habe es geheißen, es werde sich nichts ändern.
„Raiffeisen würde sich im Grab umdrehen, wenn er mitbekäme, was hier auf dem Land geschieht“, richtete Arnold einen Vorwurf an die anwesenden Vorstände der Raiffeisenbank Starnberg-HerrschingLandsberg. Er wisse sehr wohl, dass überall nur mit Wasser gekocht werde. Aber: „Das Wasser, mit dem hier gekocht wird, ist abgestanden und schal.“Er hoffe, ein anderes Geldinstitut koche mit prickelndem Wasser und stellte die Vermutung in den Raum, die Verschmelzung habe nur stattgefunden, um „an günstige Objekte zu kommen“.
Warum wird Stadl geschlossen und nicht Thaining? Das war eine der Fragen unter den Anwesenden. Schließlich gebe es in Thaining, der für die Kunden aus der Gemeinde künftig am ehesten zu erreichenden Filiale, nicht einmal einen barrierefreien Zugang. Auch verfüge diese Geschäftsstelle, anders als Stadl, nicht über einen sicheren Schalterraum, Schließfächer oder ausreichend Parkplätze. Man werde prüfen, was sich in Thaining realisieren lasse, sagte Vorstandsmitglied Josef Pölt. Die Entfernung nach Thaining sei in der heutigen Zeit wirklich machbar. Überhaupt sei die Entscheidung, Stadl zu schließen, nicht leicht gefallen, obwohl der Geldautomat von allen 53 Automaten des Geldinstituts am schlechtesten frequentiert sei. Trotzdem wolle man den Geldautomaten wie auch den Kontoauszugsdrucker zunächst erhalten. „Wenn das aber nicht geVilgertshofen nutzt wird, dann kommt es weg“, sagte Pölt, nachdem Bürgermeister Thurner diesbezüglich eine klare Aussage eingefordert hatte und von einer „Hängepartie für meine Bürgerinnen und Bürger“sprach.
„Mein Wunsch an die beiden Banken wäre, dass sie miteinander reden. Denn ich möchte in meiner Gemeinde eine Bankenfiliale mit Vollservice haben“, sagte Thurner. „Wenn die eine Bank meint, aus Pflichtgefühl bleiben zu müssen, ist das keine Lösung. Und eine andere Bank würde sich gerne bei uns engagieren.“Damit griff der Bürgermeister den Vorschlag des Vorstandsvorsitzenden der VR-Bank Landsberg-Ammersee, Stefan Jörg, auf, die Stadler Filiale samt Bestand zu kaufen. Jörg sagte, es stehe ihm zwar nicht zu, die getroffene Entscheidung zu kritisieren, „den Ball, der mir grade zugespielt wurde, nehme ich aber gerne auf“.
Josef Pölt hatte zuvor angedeutet, Jörg stelle die Situation, in der sich alle Banken derzeit befänden, etwas anders dar, als sie tatsächlich ist. Man habe sich vor einer Entscheidung, welche Filiale geschlossen
Vor der Entscheidung intensiv mit der Situation vor Ort beschäftigt
werden solle, intensiv mit der wirtschaftlichen Situation vor Ort befasst. In Stadl nur noch die interne Abteilung im ersten Stock des Gebäudes weiterzubetreiben werde in jedem Fall nicht revidiert, sagte Vorstandsvorsitzender Peter Geuß.
„Richtig ist, dass die Herausforderungen an die unterschiedlichen Banken die gleichen sind, aber die Herangehensweise ist völlig unterschiedlich“, sagte Stefan Jörg. Anders als der Mitbewerber habe sein Geldinstitut im Landkreis Filialen modernisiert und ausgebaut, statt zu schließen. In den vergangenen fünf Jahren habe man einen Zuwachs von über 50 Prozent erlebt. Man habe zum Beispiel aus der Schließung der Filiale in Epfenhausen gelernt. „Das ist jetzt 16 Jahre her, wird uns aber dort bis heute nicht verziehen.“
Die sachliche, wenn auch zeitweise emotionale Diskussion endete mit den an die Vorstände der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg gerichteten Worten des Bürgermeisters: „Wir waren mit euch bislang gut verheiratet, die Scheidung habt ihr eingereicht.“»Seite 30