Das Gute und das Bessere
Es ist immer ein Problem, wenn das Gute zum Feind des Besseren wird. Gesola und die Bereitschaftspraxis der KVB sind dafür ein Paradebeispiel. Denn die Kassenärztliche Vereinigung Bayern will sicherlich keine schlechtere Versorgung der Patienten durch das neue Notdienstsystem. Im Gegenteil, in vielen ländlichen Regionen gab es bisher keinen Bereitschaftsdienst, der die Notärzte unterstützt. Dort ist die neue Regelung eine Verbesserung. Im Landkreis Landsberg war allerdings alles gut organisiert. Die Notärzte arbeiteten mit Gesola zusammen, die in dieser Bereitschaftspraxis tätigen Ärzte unterstützten den allgemeinen Bereitschaftsdienst. Eine ideale Situation, das finden nicht nur die Gesola-Ärzte, sondern auch viele Landsberger, das zeigen zahlreiche Kommentare zum Thema auf Facebook. Die Patienten fühlten sich danach in der Gesola-Bereitschaftspraxis gut aufgehoben und hatten Vertrauen zu den vielen Hausärzten, die sich dort zusammengefunden hatten. Alle aus dem Landkreis, bekannte Gesichter. Eigentlich eine ideale Situation.
Jetzt wird das Ganze umstrukturiert, die Ärzte quasi verpflichtet, diesen Notdienst zu machen. Allerdings nicht nur im Landkreis, sondern auch in Gilching und Starnberg. Ein für Gesola „aufgezwungenes“System. Bei dem die Versorgung wohl gewährleistet ist. Die Ärzte kommen allerdings aus allen Bereichen und müssen – im Extremfall – auch mal von Starnberg nach Landsberg und zurück fahren. Das kann Probleme bringen und nicht immer zur erwünschten Entlastung der Notärzte führen. Hat beispielsweise ein Augenarzt Bereitschaft, wird er einen Patienten mit Bauchschmerzen wohl weiter in die Notaufnahme schicken, wenn er sich nicht sicher ist. Also: eine doppelte Belastung, wenn es sich dann nur um eine Magenverstimmung handelte.
Was heißt das nun für die Patienten in Landsberg? Es gibt keinen Grund zu Panik, in Landsberg gibt es weiter eine Versorgung. Die langen Anfahrtswege werden die Behandlungszeit allerdings wohl nicht verkürzen. Dafür gibt es aber auch längere Öffnungszeiten. Als Patient traf man vorher oft auf einen Hausarzt, der in Sachen Diagnose den richtigen Weg wusste. Jetzt trifft man vom Hautarzt bis zum Anästhesisten auf alle Ärzte. Und: Noch scheint es für diese neuen Praxen problematisch zu sein, das medizinische Personal zu finden.