Landsberger Tagblatt

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Neuvorstel­lung Nach 20 Jahren Abstinenz ist die legendäre Sportwagen-Marke Alpine wieder da. So manches hat sich nicht verändert

- VON MICHAEL GEBHARDT

Alpine? Klar, die Marke ist ein Klassiker. Doch so richtig in Erinnerung dürfte sie wohl nur noch Vertretern der Ü60-Generation sein. Die waren schließlic­h „live“dabei, als 1962 mit der A110 das wohl legendärst­e Modell der Marke debütierte. Mitte der neunziger Jahre stellte Renault, inzwischen alleiniger Eigentümer der 1955 gegründete­n Sportwagen­manufaktur, die Produktion ein – und seither hoffen und warten einige Ingenieure, Entwickler und Visionäre (nicht nur im Renault-Konzern) auf eine Wiedergebu­rt.

Anfang 2018, 23 Jahre nachdem die Bänder in Dieppe in der Normandie abgestellt wurden, hat dieses Warten ein Ende: die Neuauflage der A110 kommt auf die Straße und mit ihr soll auch dem Mythos Alpine wieder neues Leben eingehauch­t werden. Dass sich die Designer der neuen A110 stark am Vorbild aus der Geschichte orientiert­en, mehr als Ehrensache. Vier runde Scheinwerf­er – jetzt natürlich mit LED-Technik –, ein schmales, flaches Heck und der niedrige Aufbau kennzeichn­en Ahnin und aktuelle Generation gleicherma­ßen.

Innen geht es heute wie damals eng zu, und nicht nur Stauraum für Kleinkram ist Mangelware. Zwar sorgen die Ausbuchtun­gen über den Sitzen für ordentlich­e Kopffreihe­it, doch wer überdurchs­chnittlich lange Beine hat, tut sich mit dem Verstauen selbiger schwer, und etwas ausladende­re Hüften bestrafen die knapp geschnitte­nen Schalensit­ze mit reichlich Gegendruck. Die nur längsversc­hiebbaren Rennsessel sind bei den ersten 1955 Einheiten der Première Edition Sewar rie. Die ist allerdings schon längst ausverkauf­t, und mit ihr auch die Jahresprod­uktion für 2018.

Für Exklusivit­ät sorgt nicht nur die limitierte Stückzahl, sondern auch der Preis: 58 000 Euro ruft Alpine für die ersten Modelle auf, und damit mehr als zum Beispiel Porsche für den 718 Cayman. Dass es die Franzosen auf den Zuffenhaus­ebeiden

ner Mini-Elfer abgesehen haben, ist kein Geheimnis, und sie sind stolz darauf, die Hunderter-Marke schneller zu reißen: Der Porsche braucht mit optionalem PDK-Getriebe 4,7 Sekunden auf Landstraße­ntempo, die Alpine schafft’s zwei Zehntel schneller. Sie verfügt serienmäßi­g über ein Doppelkupp­lungsgetri­ebe, das per Tasten bedient wird. Der Leichtbau beschleuni­gt den Sprint. Nicht mal 1,2 Tonnen wiegt die fahrbereit­e Flunder und damit gut 230 Kilogramm weniger als der 718.

Das macht selbst den deutlichen Leistungs-Rückstand der A110 wett: Während der Porsche glatte 300 PS bereitstel­lt, presst der 1,8-Liter-Turbo hinter den AlpinePass­agieren, wenn er erst mal tief Luft geholt hat, kräftig-knurrend 252 PS und 320 Newtonmete­r aus seinen vier Zylindern.

Das ist auf jeden Fall mehr als genug, um reichlich Fahrspaß zu erzeugen, aber zu wenig, um die Alpine aus der Ruhe zu bringen. Die straff gefederte Mittelmoto­r-Französin läuft geschmeidi­g geradeaus und bleibt in der Kurve lange, sehr lange der vom Fahrer diktierten Linie treu. Wer sich dem Pläsier allerdings bedingungs­los hingibt, wird sich wundern, wie schnell die Tanknadel im volldigita­len Kombiinstr­ument gen null wandert: Zehn Liter und mehr sind keine Seltenheit.

 ?? Foto: Michael Gebhardt ?? Oh, là, là: Mit der A110 feiert die französisc­he Sportwagen­marke Alpine ein Comeback.
Foto: Michael Gebhardt Oh, là, là: Mit der A110 feiert die französisc­he Sportwagen­marke Alpine ein Comeback.

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