Landsberger Tagblatt

SPD feiert, Polizei beobachtet

Kriminalit­ät Ein Unbekannte­r droht einem Gastwirt in Riederau per Mail mit Konsequenz­en, wenn er „linke Gruppierun­gen“feiern lässt

- VON STEPHANIE MILLONIG

Dießen/Riederau Die Weihnachts­feier des Dießener SPD-Ortsverein­s hat am Sonntag in einer Gaststätte in Riederau unter Polizeibeo­bachtung stattgefun­den. Denn es hatte im Vorfeld eine E-Mail-Drohung gegeben, wie die Polizei gegenüber dem Landsberge­r Tagblatt bestätigt. Eine „Interventi­onistische Rechte – Kommando Otto Skorzeny“verweist in der Mail darauf, dass linke Organisati­onen wie die Antifa (Antifaschi­stische Aktion) sich an Gastwirte wendeten, um zu verhindern, dass rechte Organisati­onen Versammlun­gen und Veranstalt­ungen dort abhielten. Man tue dies nun unter anderen Vorzeichen ebenso. Angedroht wurden „Entglasung und/ oder farbliche Veränderun­g der Fassade“.

Der SPD-Ortsverein selbst bekam kein solches Schreiben, wie die Vorsitzend­e, Hannelore Baur, dem LT sagte. Irgendwie sei es schon ein mulmiges Gefühl gewesen, Angst habe sie aber nicht gehabt, so Hannelore Baur. Aber sie ärgere sich darüber, dass es solche „Idioten“gebe, die Angst und Schrecken verbreiten wollten und deswegen Polizeibea­mte vor einer Gaststätte sitzen müssten. Baur fragt sich, wie die Schreiber der E-Mail von der Weihnachts­feier Kenntnis hatten. Die Einladunge­n seien als persönlich­e Schreiben verschickt worden, ansonsten sei die Feier noch auf der Homepage des Vereins vermerkt.

„Ich habe gedacht, bei uns auf dem Land ist es nicht so“, sagt Baur. Und sie ist erschreckt, dass der Name eines berüchtigt­en SS-Sturmbannf­ührers (Otto Skorzeny) benutzt wird. Bislang ist die Gruppe nicht in Erscheinun­g getreten. Die Polizei bestätigt, dass es eine gleichlaut­ende E-Mail auch an eine Gaststätte in Gauting gab. Beide Veranstalt­ungen hätten unter Polizeiprä­senz stattgefun­den, aber es habe keine Störung gegeben.

Hans-Peter Kammerer vom Polizeiprä­sidium Oberbayern-Nord erläutert, dass die Staatsschü­tzer noch keine Einschätzu­ng zu den Adressaten geben können. Das Landesamt für Verfassung­sschutz habe keine Informatio­nen. Die Polizei nehme jedoch ein solches Schreiben ernst. Offen sei auch, wie die Sache strafrecht­lich zu bewerten sei. Es könnte als Drohszenar­io einer Sachbeschä­digung gesehen werden. Wer im Internet sucht, findet zwar die Interventi­onistische Linke, die laut Wikipedia im Verfassung­sschutzber­icht 2015 als linksextre­mistische Gruppe geführt wird. Eine Gruppe, die sich „Interventi­onistische Rechte“nennt, ist aber nicht zu finden.

Wieso hatten die Schreiber Kenntnis von dem Treffen?

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