Auch 2017 sinkt die Zahl der Einbrüche
Kriminalität Positiver Trend hält an – schon im zweiten Jahr in Folge. Woran das liegen kann
Berlin Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland dürfte dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge sinken. „Nach 2016 erwarten wir auch für 2017 einen spürbaren Rückgang der Fallzahlen bei den Wohnungseinbrüchen“, teilte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, mit.
Diesen Trend bestätigen die Versicherer. Sie erklären etwas vorsichtiger: „Zahlen der Versicherungswirtschaft bis September 2017 lassen im Vergleich zu 2016 auf einen Rückgang der Einbrüche in Deutschland hoffen“, erklärt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Das Bild könne sich aber noch deutlich ändern, da vor allem in den dunklen Monaten eingebrochen werde.
2016 hatte es erstmals seit Jahren einen Rückgang der Einbrüche gegeben. Die Fälle waren bundesweit um 9,5 Prozent auf gut 151000 zurückgegangen. Dabei blieb es in 67 000 Fällen beim Versuch (44 Prozent). Abschließende Fallzahlen für 2017 gibt es voraussichtlich erst im Frühjahr 2018, wenn die offizielle Kriminalstatistik für Deutschland vorgestellt wird.
Aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) gibt es jedoch keine Entwarnung. Die gesunkenen Zahlen bei der Einbruchskriminalität seien nicht als Trendwende zu werten. Hinzu komme, dass die Aufklärungsquoten nach wie vor „überschaubar“seien.
Die Ursachen für die Entwicklung sind laut Rainer Wendt, dem Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft, vielfältig: So hätten Polizei und Staatsanwaltschaften verstärkt Personal in diesem Bereich eingesetzt. Das sei richtig so, denn kaum ein anderes Delikt berühre das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung so sehr wie die Angst davor, Opfer von Kriminalität innerhalb der eigenen vier Wände zu werden.
Auch habe ein verbesserter Informationsaustausch zwischen den Polizeibehörden der Länder und auch europaweit dazu geführt, dass frühzeitig erkannt werde, wo reisende Täter am Werk sind. „Die steigende Zahl der versuchten Einbrüche deutet darauf hin, dass sich die Sicherheitstechnik verbessert hat und die Menschen ihr Eigentum besser schützen als früher“, so Wendt.
Jahrelang hatten Einbrüche in Deutschland zugenommen und ein besorgniserregendes Niveau erreicht. Bei den Tatverdächtigen dominieren nach BKA-Angaben nach wie vor deutsche Staatsangehörige und „örtlich-regionale Täter“wie etwa Banden von Jugendlichen sowie Drogenkonsumenten. Kontinuierlich zugenommen habe aber der Anteil nichtdeutscher Verdächtiger und sogenannter reisender Täter, die in Banden zusammenarbeiteten, häufig aus Südost- und Osteuropa.
Ermittler und Politiker waren in den vergangenen Jahren unter Druck geraten, ihren Kampf gegen Einbrecher zu verstärken. Die schwarz-rote Bundesregierung sorgte zuletzt für eine Strafverschärfung, die seit dem Sommer gilt: Beim Einbruch in eine Privatwohnung ist jetzt eine Mindeststrafe von einem Jahr Haft statt sechs Monaten fällig. Der Rahmen reicht bis zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe.
Wie eine YouGov-Umfrage ergab, glauben allerdings nur wenige Bürger an einen Erfolg der höheren Strafandrohung: Nur gut jeder Zehnte ist der Meinung, dass die Strafverschärfung helfe, Einbrüche zu verhindern. Gleichzeitig gab sich die Mehrheit der Umfrageteilnehmer eher sorglos. Fast zwei Drittel (63 Prozent) sagten, sie fühlten sich in ihrer eigenen Wohnung sehr gut oder gut geschützt.
Die Versicherer wiesen darauf hin, dass gute Sicherheitstechnik den besten Schutz vor Einbrechern biete. „Wer zum Beispiel Fenster und Türen sichern möchte, bekommt sogar einen Zuschuss vom Staat. Anträge können bei der KfWBankengruppe gestellt werden“, erläuterte der GDV.