Gemeinde ist gegen Glyphosat
Pestizid Schondorf beschließt, dass Vertragspartner darauf verzichten müssen. Gemeinderat Kloker rät zu Hacken und Bodenbearbeitung
Schondorf Soll die Gemeinde Schondorf ihre Äcker und Wiesen nicht mehr verpachten, um so den Insekten einen entsprechenden Lebensraum bieten zu können? Diese Konsequenz zu ziehen, schlug jedenfalls Rainer Jünger (CSU) bei der jüngsten Schondorfer Gemeinderatssitzung vor, als über einen Antrag der Grünenfraktion zum Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel diskutiert wurde.
Die Grünen fordern, dass ab 1. Januar 2018, insbesondere auf Glyphosat und Neonikotinoide – das sind Unkraut- und Insektenbekämpfungsmittel – auf den Flächen, die der Gemeinde Schondorf gehören oder unter ihrer Bewirtschaftung stehen, verzichtet wird. Außerdem sollten private Unternehmen, die Aufträge im Namen der Gemeinde zur Pflege von Grün-, Sport- und sonstigen Flächen erhalten, vertraglich dazu verpflichtet werden, keine chemischen Pflanzenschutzmittel, insbesondere Glyphosat und Neonikotinoide, zu verwenden. Bei laufenden Verträgen soll auf einen Verzicht hingewirkt werden. Außerdem sollen die Pächter von landwirtschaftlichen Flächen der Gemeinde beim Abschluss neuer Pachtverträge sowie bei der Verlängerung laufender Pachtverträge ihren Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel erklären. Helga Gall (Grüne) verwies auch auf einen Anti-Glyphosat-Antrag der GAL im Kreistag, der derzeit rechtlich geprüft wird berichtete).
Gleich zu Beginn der Diskussion stellte Rainer Jünger (CSU) einen Antrag zur Geschäftsordnung, den Schondorfer Antrag zurückzustellen, bis die rechtlichen Fragen im Kreis geklärt seien. Da es in erster Linie um eigene Flächen der Gemeinde gehe, sah Gall hier keinen Grund für das Abwarten. Mit 10:5 Stimmen lehnten die Gemeinderäte eine Vertagung des Tagesordnungspunktes ab. In der weiteren Diskussion fand Jünger, dass der Antrag „einen populistischen Beigeschmack“habe.
In den Seeanlagen dürfe wegen der Seenähe ohnehin kein Glyphosat oder Ähnliches eingesetzt werden, wusste Wolfram Häberle (CSU) und Thomas Betz (CSU) erinnerte an einen bestehenden Beschluss aus früheren Zeiten, dass am Friedhof diese Mittel ebenfalls nicht eingesetzt werden. Betz fand aber auch deutliche Worte zur umstrittenen Glyphosat-Entscheidung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in Brüssel: „Die Entscheidung des Landwirtschaftsministers war eine bodenlose Frechheit dem Bürger gegenüber.“
Der Zeitpunkt für den Antrag der Grünen war für einige Gemeinderäte jetzt genau richtig. Rudi Hoffmann (Grüne) erinnerte daran, dass man sich im Schondorfer Gemeinderat bereits vor 18 Jahren mit diesen Themen beschäftigt habe. Er sah die Gemeinde als Vorbild insbesondere für die Kleinanwender an. Hacken und Bodenbearbeitung seien Alternativen, sagte Luzius Kloker (Grüne).
Mit dem Vorschlag, landwirtschaftliche Flächen der Gemeinde nicht mehr zu verpachten, sondern für Bienen und Insekten zu renaturieren, verblüffte schließlich Jünger seine Ratskollegen. Diese Flächen könnten aber nicht sich selbst überlassen werden, sondern müssten auch gepflegt werden, sagte Hoffmann. Mit 15:1 votierten die Gemeinderäte für den Antrag der Grünen. Über den Vorschlag von Rainer Jünger wurde in der Sitzung nicht abgestimmt.