Mit Hellebarde und Horn
Historie Nachtwächter führt durch Landsberg
Da steht er nun, mit Hellebarde, Laterne und Horn. Dunkel gekleidet ist er. „Hört Ihr Leut und lasst Euch sagen ...“– so klang Jahrhunderte lang der Ruf des Nachtwächters durch die Gassen und über die Plätze Landsbergs. Seit sechs Jahren ist der Nachtwächter wieder unterwegs. Die Stadtführung, die von der ehemaligen Schüler-Firma Comedis unter der Leitung von Axel Flörke ins Leben gerufen wurde, war von Anfang an ein Selbstläufer.
Hauptaufgabe der Nachwächter war es, für Ruhe und Sicherheit der Bürger innerhalb der Stadtmauern zu sorgen. Sie hatten das Recht, verdächtige Personen, die nachts unterwegs waren, anzuhalten, zu befragen und notfalls zu verhaften. Heutzutage ist das natürlich nicht mehr der Fall. Der Nachtwächter nimmt Einheimische und Gäste auf eine Reise durch die Altstadt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Obwohl sie mit ihrem Polizeidienst eine wichtige städtische Aufgabe erfüllten, gehörten die Nachtwächter früher zu den zahlreichen unehrenhaften Berufen. Dabei war ihr Dienst gefährlich, denn auf ihren nächtlichen Rundgängen hatten sie es immer wieder mit Dieben, Betrunkenen und lichtscheuem Gesindel zu tun. Zu ihrem Schutz und als Zeichen ihres Amtes führten sie eine stattliche Hellebarde mit sich.
Heute führt der Nachtwächter zu später Stunde in historischem Kostüm durch die Landsberger Altstadt. Der Besucher wird in eine längst vergessene Welt entführt. Der Nachtwächter kennt nicht nur alle Schleichwege und Winkel, er ist auch vertraut mit finsterem Treiben und erzählt düstere Geschichten.
Die Führung beginnt am Hauptplatz. Dort, wo sich die Gruppe trifft, stand einmal das Rathaus. Beim Umbau des Platzes vor drei Jahren wurden Fundamente freigelegt. Am Ende geht es durch das Tor des Schmalzturms. Dort steckt eine Kanonenkugel, die einst die Franzosen dorthin geschossen hatten. Einem unehrenhaften Menschen soll sie beim Passieren auf den Kopf fallen, besagt eine Legende.