Mit Fackeln den Lech runter
Silvester 78 Männer und Frauen sorgen für das Spektakel zum Jahresende. Diesmal ist es draußen wärmer als im Wasser. Aber einige Teilnehmer sind durch Eisschwimmen abgehärtet
Landsberg Der fast volle Mond steht schräg über dem JungfernspungTurm in Landsberg. Ein Szenario, welches unheimlich wirken könnte, wäre da nicht der fröhliche Sambasound von Outra Vez und das erwartungsvolle Raunen von einigen Hundert Zuschauern, die sich auf der Karolinenbrücke drängen: Die Wasserwacht Landsberg hat heuer wieder zum Silvesterschwimmen eingeladen und 78 Schwimmer sind dem Aufruf gefolgt – der älteste Teilnehmer wurde 1942 geboren, die älteste Schwimmerin 1956.
Um 18 Uhr gehen sie beim sogenannten Hundebadeplatz ins Wasser, kurz vor 18.30 Uhr lassen sich dann die ersten Fackeln wie Glühwürmchen in einer Sommernacht von Weitem erkennen. Das neue Jahr wird mit einer Jahreszahl begrüßt – der guten Laune tut es keinen Abbruch, dass der Nuller seinen Geist aufgegeben hat und 2-18 herantreibt. Um 18.34 Uhr steigt der erste Schwimmer aus dem Wasser: Ludwig Erhard aus Issing. Der 68-Jährige hat heuer zum ersten Mal mitgemacht: „Es ist super gelaufen“, sagt er. Freilich kommt es auf die Geschwindigkeit nicht an, die Schwimmer lassen sich mit der Fackel in der Hand treiben.
„Mit Rückenschwimmen geht’s am besten“, sagt Erhard, der von Alexander Dick am Stand erst einmal einen Punsch ausgeschenkt bekommt – es gibt alkoholisch und alkoholfreie Varianten. Erhard wartet noch auf seinen Sohn, der unschwer als solcher erkennbar ist: Er trägt dieselbe lustige Faschingsbrille wie sein Vater.
Ansonsten gleichen sich viele Gestalten in ihren Neoprenanzügen in Schwarz, Blau und Rot-blau. Doch so ein Anzug ist Pflicht, wie auch schon der Anmeldung zu entnehmen ist. Das Wasser ist vier Grad kalt, verrät Daniel Haid von der Wasserwacht, so kalt wie immer, draußen hat es an die sechs Grad. Ein Tag laue Luft macht den Lech noch lange nicht wärmer. Trotzdem steigen die meisten mit glücklichen Gesichtern aus dem Wasser, das Silvesterschwimmen macht offensicht- lich richtig Spaß. „Es war richtig schön“, findet auch Tobias Erhard. Er sei beim nächsten Mal wieder dabei. Sicherlich sei es frisch im Wasser, sein Vater und er trainierten aber das ganze Jahr, und seien beim Eisschwimmen auch ohne Neopren.
„Das gab’s noch nie, dass es draußen wärmer war als drinnen.“Werner Gschwind von der Wasserwacht Kaufering muss es wissen, er ist bis auf ein oder zwei Male immer mitgeschwommen. Initiiert hat das Silvesterschwimmen vor gut 30 Jahren Johann Brodschelm, der ehemalige Vorsitzende der Wasserwacht Landsberg.
„Es war als Wintertraining gedacht.“Und es wurde Tradition, an der sich Wasserwachtsmitglieder aus anderen Orten und Tauchergruppen beteiligen. Es entwickelte sich mittlerweile ein zweijähriger Turnus, der zahlreiche Landsberger auf die Lechbrücke lockt, quasi als
Nach dem Schwimmen gibt es Punsch
Im Neoprenanzug ist es warm genug
Auftakt des Silvesterabends. Passiert sei noch nie etwas, erzählt Brodschelm. Vor Jahren sei es nur mal vorgekommen, dass jemand frühzeitig aufgeben musste, weil er keine Handschuhe gehabt hatte und fror.
Im Neoprenanzug ist es Gabriele Haßenpflug von der Wasserwacht Penzing auf jeden Fall warm genug: „Man gewöhnt sich daran.“Auch sie praktiziert Eisschwimmen, das heißt, schwimmen in winterlichen Gewässern. Mittlerweile gebe es darin auch Wettkämpfe, eine Extremsportart entwickle sich gerade daraus. Doch hier am Lech geht es natürlich nicht um sportliche Ziele. „Es ist einfach schön, sich treiben zu lassen“, sagt Haßenpflug.
Zur Show tragen übrigens nicht nur die Fackeln bei: Am Silvesterschwimmen nehmen auch wieder die Tauchergruppen Bubblemaker aus Kaufbeuren und Buchloer Delphine teil, die auf kleinen Schwimmflößen Feuerwerksbatterien mitführen. Vor der Brücke lassen sie die Raketen zum Amüsement der Zuschauer steigen.
Ganz zum Schluss schwimmen der Vorsitzende der Wasserwacht, Stefan Erhard und seine Tochter Teresa, die gegen 18.45 Uhr das Wasser verlassen. Noch ein Schluck Punsch, dann geht es in den Bus und zum Umziehen ins Sportzentrum. Beim BRK in der Max-Friesenegger-Straße wird noch eine Kartoffelsuppe gereicht..