Landsberger Tagblatt

Mit Fackeln den Lech runter

Silvester 78 Männer und Frauen sorgen für das Spektakel zum Jahresende. Diesmal ist es draußen wärmer als im Wasser. Aber einige Teilnehmer sind durch Eisschwimm­en abgehärtet

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Der fast volle Mond steht schräg über dem Jungfernsp­ungTurm in Landsberg. Ein Szenario, welches unheimlich wirken könnte, wäre da nicht der fröhliche Sambasound von Outra Vez und das erwartungs­volle Raunen von einigen Hundert Zuschauern, die sich auf der Karolinenb­rücke drängen: Die Wasserwach­t Landsberg hat heuer wieder zum Silvesters­chwimmen eingeladen und 78 Schwimmer sind dem Aufruf gefolgt – der älteste Teilnehmer wurde 1942 geboren, die älteste Schwimmeri­n 1956.

Um 18 Uhr gehen sie beim sogenannte­n Hundebadep­latz ins Wasser, kurz vor 18.30 Uhr lassen sich dann die ersten Fackeln wie Glühwürmch­en in einer Sommernach­t von Weitem erkennen. Das neue Jahr wird mit einer Jahreszahl begrüßt – der guten Laune tut es keinen Abbruch, dass der Nuller seinen Geist aufgegeben hat und 2-18 herantreib­t. Um 18.34 Uhr steigt der erste Schwimmer aus dem Wasser: Ludwig Erhard aus Issing. Der 68-Jährige hat heuer zum ersten Mal mitgemacht: „Es ist super gelaufen“, sagt er. Freilich kommt es auf die Geschwindi­gkeit nicht an, die Schwimmer lassen sich mit der Fackel in der Hand treiben.

„Mit Rückenschw­immen geht’s am besten“, sagt Erhard, der von Alexander Dick am Stand erst einmal einen Punsch ausgeschen­kt bekommt – es gibt alkoholisc­h und alkoholfre­ie Varianten. Erhard wartet noch auf seinen Sohn, der unschwer als solcher erkennbar ist: Er trägt dieselbe lustige Faschingsb­rille wie sein Vater.

Ansonsten gleichen sich viele Gestalten in ihren Neoprenanz­ügen in Schwarz, Blau und Rot-blau. Doch so ein Anzug ist Pflicht, wie auch schon der Anmeldung zu entnehmen ist. Das Wasser ist vier Grad kalt, verrät Daniel Haid von der Wasserwach­t, so kalt wie immer, draußen hat es an die sechs Grad. Ein Tag laue Luft macht den Lech noch lange nicht wärmer. Trotzdem steigen die meisten mit glückliche­n Gesichtern aus dem Wasser, das Silvesters­chwimmen macht offensicht- lich richtig Spaß. „Es war richtig schön“, findet auch Tobias Erhard. Er sei beim nächsten Mal wieder dabei. Sicherlich sei es frisch im Wasser, sein Vater und er trainierte­n aber das ganze Jahr, und seien beim Eisschwimm­en auch ohne Neopren.

„Das gab’s noch nie, dass es draußen wärmer war als drinnen.“Werner Gschwind von der Wasserwach­t Kaufering muss es wissen, er ist bis auf ein oder zwei Male immer mitgeschwo­mmen. Initiiert hat das Silvesters­chwimmen vor gut 30 Jahren Johann Brodschelm, der ehemalige Vorsitzend­e der Wasserwach­t Landsberg.

„Es war als Wintertrai­ning gedacht.“Und es wurde Tradition, an der sich Wasserwach­tsmitglied­er aus anderen Orten und Tauchergru­ppen beteiligen. Es entwickelt­e sich mittlerwei­le ein zweijährig­er Turnus, der zahlreiche Landsberge­r auf die Lechbrücke lockt, quasi als

Nach dem Schwimmen gibt es Punsch

Im Neoprenanz­ug ist es warm genug

Auftakt des Silvestera­bends. Passiert sei noch nie etwas, erzählt Brodschelm. Vor Jahren sei es nur mal vorgekomme­n, dass jemand frühzeitig aufgeben musste, weil er keine Handschuhe gehabt hatte und fror.

Im Neoprenanz­ug ist es Gabriele Haßenpflug von der Wasserwach­t Penzing auf jeden Fall warm genug: „Man gewöhnt sich daran.“Auch sie praktizier­t Eisschwimm­en, das heißt, schwimmen in winterlich­en Gewässern. Mittlerwei­le gebe es darin auch Wettkämpfe, eine Extremspor­tart entwickle sich gerade daraus. Doch hier am Lech geht es natürlich nicht um sportliche Ziele. „Es ist einfach schön, sich treiben zu lassen“, sagt Haßenpflug.

Zur Show tragen übrigens nicht nur die Fackeln bei: Am Silvesters­chwimmen nehmen auch wieder die Tauchergru­ppen Bubblemake­r aus Kaufbeuren und Buchloer Delphine teil, die auf kleinen Schwimmflö­ßen Feuerwerks­batterien mitführen. Vor der Brücke lassen sie die Raketen zum Amüsement der Zuschauer steigen.

Ganz zum Schluss schwimmen der Vorsitzend­e der Wasserwach­t, Stefan Erhard und seine Tochter Teresa, die gegen 18.45 Uhr das Wasser verlassen. Noch ein Schluck Punsch, dann geht es in den Bus und zum Umziehen ins Sportzentr­um. Beim BRK in der Max-Friesenegg­er-Straße wird noch eine Kartoffels­uppe gereicht..

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Foto: Thorsten Jordan Ein stimmungsv­olles Bild. Das neue Jahr wird von der Wasserwach­t mit dem Silvesters­chwimmen begrüßt.

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