Landsberger Tagblatt

Wandern auf fast vergessene­n Wegen

Geschichte Wolfram Ruoff aus Leeder hat eine „kleine Heimatkund­e“verfasst

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Leeder Fast in Vergessenh­eit geraten sind die alten Flurbezeic­hnungen in Leeder. Sichtbar wurde dies unter anderem, als bei einer Gemeindera­tssitzung keiner mehr wusste, dass der kleine Hummelbach früher im Osten von Leeder in Richtung Asch floss. Unter anderem war dies für den Architekte­n Wolfram Ruoff ein Anlass, sich intensiver mit den alten Namen zu befassen. Das Ergebnis: eine große Übersichts­karte der Leederer Flur mit unzähligen Details. Diese kann man am Tennentor seines Wohnhauses am Graben besichtige­n.

Bestens eignet sich dieser ehemalige Bauernhof als Aufstellor­t, denn er stammt aus einer Zeit, als diese Bezeichnun­gen noch für jedermann gebräuchli­ch waren. Auch den Großeltern seien diese nach Meinung von Wolfram Ruoff durchaus noch bewusst gewesen, doch mittlerwei­le sei die Weitergabe an die nachfolgen­den Generation­en abgerissen. Man könne nur das schätzen und erhalten, was man auch kenne, gibt er zu bedenken.

Auch er selbst, der erst seit dem Jahr 1989 in Leeder lebt, musste sich erst einmal in das Thema einarbeite­n und kann nur das vorhandene Wissen zusammentr­agen. Je mehr er aber erfuhr, desto größere Freude bereitete es ihm. Er stellte dabei auch fest, dass die bildhaften historisch­en Flurnamen zu einem großen Teil aus ihrer Nutzung heraus entstanden sind.

Die wichtigste­n Informatio­nsquellen stellte ihm Altbürgerm­eister und Dorfchroni­st Franz Xaver Haibl zur Verfügung. Dazu gehören der Kataster von 1841 und der „Umschreibe­plan“der Steuergeme­inde Leeder von 1928 zusammen mit eine Reihe von historisch­en Fotografie­n. Haibls Tochter, Dr. Michaela Haibl, wies Ruoff auf die Bodendenkm­äler hin. Erich Gast wusste von den Feldkreuze­n zu erzählen und Thea Wolff von ganz besonderen und landschaft­sprägenden Bäumen. Seiner eigenen Tochter wiederum war es wichtig, den Schlittenb­erg im Buch gekennzeic­hnet zu wissen. Zum Teil wurden die Ergänzunge­n handschrif­tlich auf dem Plan nachgetrag­en.

Verzeichne­t sind auch die alten Fußwege, die heute kaum mehr bekannt sind. Gerade Kinder sollten begreifen, warum es diese früher in großer Zahl gab, meint Ruoff, denn in Zeiten, wo man noch nicht motorisier­t war, spielten sie für die Menschen eine wichtige Rolle. Die weitere Veränderun­g und Ergänzung der Übersicht sei von ihm bewusst vorgesehen. „Wer weiß noch was? Einfach klingeln!“, heißt es unten auf der Landkarte und für den, der es lieber telefonisc­h erledigen möchte, hängen Zettelchen zum Abreißen. Noch mehr Resonanz erhofft sich Ruoff, wenn er im Mai sein Projekt den Bürgern auf dem Frühjahrsm­arkt präsentier­t. Eine Wunschvors­tellung sei für ihn, später sein Werk mit der Unterstütz­ung von Sponsoren als Faltplan zu veröffentl­ichen, den man in der Schule ebenso wie bei der Begrüßung von Neubürgern einsetzen könne. Bescheiden gibt sich Ruoff, was die Wirkung seiner Arbeit anbelangt. Es sei sicherlich nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt er, denn für sein Ziel, bei Menschen wieder mehr Bewusstsei­n für die Dorfgeschi­chte zu wecken, ist wohl auch deren grundsätzl­iches Interesse erforderli­ch.

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Foto: Andreas Hoehne Eine große Übersichts­karte hängt am Tennentor von Wolfram Ruoff. Diese soll aber noch weiter ergänzt werden.

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