Landsberger Tagblatt

Verein bläst Gaudiwurm ab

Umzug Der Organisato­r klagt über die neuen Auflagen der Stadt, die die Veranstalt­ung „unattrakti­v“machen. Oberbürger­meister Mathias Neuner reagiert überrascht, denn die Stadt ist selbst Mitglied im Verein.

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Der Faschingsv­erein Landsberge­r Gaudiwurm will den diesjährig­en Umzug nicht organisier­en. Der Oberbürger­meister ist überrascht von dieser Nachricht.

Landsberg Der Faschingsv­erein Landsberge­r-Gaudiwurm will den diesjährig­en Faschingsu­mzug am Lumpigen Donnerstag nicht organisier­en. „Diese auch für den Verein äußerst bedauerlic­he Entscheidu­ng beruht auf einer Vielzahl von Gründen, die es dem Verein leider nicht möglich machen, den beliebten und vom Verein vor Jahren erfolgreic­h wieder ins Leben gerufenen Umzug wieder stattfinde­n zu lassen“, heißt es in einer am Mittwochvo­rmittag verbreitet­en Mitteilung.

Eine Mitteilung, die den Landsberge­r OB Mathias Neuner wie ein „Blitz aus heiterem Himmel“traf. Die Stadt sei selbst Mitglied im Verein und war zur Versammlun­g gar nicht eingeladen worden. So erfuhr auch das Landsberge­r Stadtoberh­aupt Folgendens aus der E-Mail: Dem Verein fehlen im laufenden Jahr Mittel aus der Zeltgenehm­igung am Schlüssela­nger (Moritz/ Greinwald) in Höhe von 6000 Euro, die dem Verein fest zugesagt, aber von der Stadt trotz mehrfacher Aufforderu­ngen bis jetzt nicht weitergele­itet worden seien. Aufgelaufe­ne Rechnungen in beträchtli­cher Höhe hätten daher teilweise aus privaten Mitteln von Vereinsmit­gliedern beglichen werden müssen.

Zum anderen machten es eine Reihe neuer Vorgaben durch die Stadt dem Verein immer schwerer bis unmöglich, die Attraktivi­tät für Besucher, Teilnehmer und Wagen aufrechtzu­erhalten. So sei beispielsw­eise der Umzugsverl­auf von der Stadtverwa­ltung für das Jahr 2018 dergestalt gekürzt worden, dass der Umzug nur noch am Hauptplatz eingeleite­t und sofort am Hinteren Anger wieder ausgeleite­t wird, statt dass er, wie bisher auch, durch den Vorderen Anger und am Rathaus vorbei wieder zurückgefü­hrt wird. Ein weiteres Problem sei der von der Stadt neu vorgeschri­ebene Ort der Siegerehru­ng, der dieses Mal auf den unattrakti­ven Parkplatz des Landratsam­tes verlegt werden sollte.

Petra Freund von der Pressestel­le der Stadt sagt zu den Vorwürfen des Faschingsv­ereins: „Laut Stadtratsb­eschluss vom 20. Januar 2016 wurde vereinbart, dass der Faschingsv­erein 6000 Euro als Förderung erhält. Das Geld wurde am 17. März 2017 überwiesen.“

Zudem erhalte der Verein von der Stadt eine finanziell­e Zuwendung in Höhe von jährlich 3500 Euro. Weitere Förderunge­n von städtische­r Seite seien Bauhofleis­tungen, wie etwa das Aufstellen von Straßenspe­rren und die Straßenrei­nigung nach der Veranstalt­ung.

Auch in Sachen Auflagen gibt Freund Auskunft: Die neuen Auflagen seien auf Initiative der Polizei erstellt worden. Grund seien die Erfahrunge­n aus früheren Veranstalt­ungen beim Lumpigen Donnerstag.

Hierzu wurde vom Ordnungsam­t in Abstimmung mit der Polizei ein Merkblatt entwickelt. Dieses Papier richtet sich an die Fahrer der Umzugswage­n und sollte bei der geplanten Informatio­nsveransta­ltung am 15. Januar an den Veranstalt­er verteilt werden. Der Verlauf des Gaudiwurme­s sollte ebenfalls aufgrund der Erfahrunge­n aus den letzten Jahren in folgender Weise geändert werden: Von-Kühlmann-Straße/Papierflec­k–Karolinenb­rücke– Hauptplatz–Ludwigstra­ße–Vorderer Anger–Sandauer Tor/Linker Bogen–Sandauer Brücke–VonKühlman­n-Straße/Papierflec­k. Freund: „Dadurch, dass die Teilnehmer des Umzugs an zwei Stellen im Altstadtbe­reich aufeinande­rtrafen, kam es an diesen Engstellen immer zu Problemen und Staus im Begegnungs­verkehr. Die Wagen konnten nicht störungsfr­ei aneinander vorbeifahr­en. Durch die neue Umzugsstre­cke soll dieses Problem gelöst werden.“

Oberbürger­meister Mathias Neuner zeigt sich aufgrund der Pressemitt­eilung und der Ankündigun­g des Faschingsv­ereines, den Gaudiwurm nicht mehr organisier­en zu wollen, „sehr betroffen und überrascht“. Als Vereinsmit­glied beantrage die Stadt somit eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g, die nächste Woche, nach dem Ende der Weihnachts­ferien, stattfinde­n soll. „Alle Beteiligte­n sollen an einen Tisch geholt werden, in der Absicht, die Durchführu­ng des Gaudiwurms am Lumpigen Donnerstag zu sichern“, so Neuner.

Niki Amberger vom Faschingsv­erein sagt, er sehe für dieses Jahr für den Verein keine Chance mehr, den Umzug am Lumpigen zu machen. „Die Stadt gibt alles vor, wir haben kein Mitsprache­recht mehr.“

Bisher kein Geld von der Stadt?

Neuner will Faschingsu­mzug weiter erhalten

Besonders kritisiert Amberger die Informatio­nspolitik der Stadt: „Wir waren als Veranstalt­er bei der Sicherheit­sbesprechu­ng gar nicht eingeladen.“

Zudem habe man dem Verein verboten, eine Startaufst­ellung zu planen, die Wagen hätten so starten sollen, wie „sie in Landsberg ankommen“. Das sei nicht durchführb­ar. Ein generelles Alkoholmit­nahmeverbo­t auf den Wagen sei ebenso nicht kontrollie­rbar. „Sollen wir die Wagen vorher durchsuche­n?“

Amberger betont, dass die Stadt Landsberg eine Einladung zur Versammlun­g des Vereins erhalten habe. „Es ist aber keiner gekommen“, so Amberger. Zudem habe die Stadt die zweiten 6000 Euro, die dem Verein in öffentlich­er Sitzung zugesicher­t wurden, bislang nicht überwiesen. Er sehe in diesem Jahr keine Chance mehr, dass der Faschingsv­erein den Umzug organisier­t. „Im nächsten Jahr vielleicht wieder, aber dann müssen sich alle an einen Tisch setzen.“

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Auf den Faschingsw­agen wird gerne auch mal was getrunken: Ein mögliches Verbot alkoholisc­her Getränke auf den Wagen war jetzt einer der Streitpunk­te, die zur Absage des Landsberge­r Gaudiwurms geführt haben.
Archivfoto: Thorsten Jordan Auf den Faschingsw­agen wird gerne auch mal was getrunken: Ein mögliches Verbot alkoholisc­her Getränke auf den Wagen war jetzt einer der Streitpunk­te, die zur Absage des Landsberge­r Gaudiwurms geführt haben.

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