Verein bläst Gaudiwurm ab
Umzug Der Organisator klagt über die neuen Auflagen der Stadt, die die Veranstaltung „unattraktiv“machen. Oberbürgermeister Mathias Neuner reagiert überrascht, denn die Stadt ist selbst Mitglied im Verein.
Der Faschingsverein Landsberger Gaudiwurm will den diesjährigen Umzug nicht organisieren. Der Oberbürgermeister ist überrascht von dieser Nachricht.
Landsberg Der Faschingsverein Landsberger-Gaudiwurm will den diesjährigen Faschingsumzug am Lumpigen Donnerstag nicht organisieren. „Diese auch für den Verein äußerst bedauerliche Entscheidung beruht auf einer Vielzahl von Gründen, die es dem Verein leider nicht möglich machen, den beliebten und vom Verein vor Jahren erfolgreich wieder ins Leben gerufenen Umzug wieder stattfinden zu lassen“, heißt es in einer am Mittwochvormittag verbreiteten Mitteilung.
Eine Mitteilung, die den Landsberger OB Mathias Neuner wie ein „Blitz aus heiterem Himmel“traf. Die Stadt sei selbst Mitglied im Verein und war zur Versammlung gar nicht eingeladen worden. So erfuhr auch das Landsberger Stadtoberhaupt Folgendens aus der E-Mail: Dem Verein fehlen im laufenden Jahr Mittel aus der Zeltgenehmigung am Schlüsselanger (Moritz/ Greinwald) in Höhe von 6000 Euro, die dem Verein fest zugesagt, aber von der Stadt trotz mehrfacher Aufforderungen bis jetzt nicht weitergeleitet worden seien. Aufgelaufene Rechnungen in beträchtlicher Höhe hätten daher teilweise aus privaten Mitteln von Vereinsmitgliedern beglichen werden müssen.
Zum anderen machten es eine Reihe neuer Vorgaben durch die Stadt dem Verein immer schwerer bis unmöglich, die Attraktivität für Besucher, Teilnehmer und Wagen aufrechtzuerhalten. So sei beispielsweise der Umzugsverlauf von der Stadtverwaltung für das Jahr 2018 dergestalt gekürzt worden, dass der Umzug nur noch am Hauptplatz eingeleitet und sofort am Hinteren Anger wieder ausgeleitet wird, statt dass er, wie bisher auch, durch den Vorderen Anger und am Rathaus vorbei wieder zurückgeführt wird. Ein weiteres Problem sei der von der Stadt neu vorgeschriebene Ort der Siegerehrung, der dieses Mal auf den unattraktiven Parkplatz des Landratsamtes verlegt werden sollte.
Petra Freund von der Pressestelle der Stadt sagt zu den Vorwürfen des Faschingsvereins: „Laut Stadtratsbeschluss vom 20. Januar 2016 wurde vereinbart, dass der Faschingsverein 6000 Euro als Förderung erhält. Das Geld wurde am 17. März 2017 überwiesen.“
Zudem erhalte der Verein von der Stadt eine finanzielle Zuwendung in Höhe von jährlich 3500 Euro. Weitere Förderungen von städtischer Seite seien Bauhofleistungen, wie etwa das Aufstellen von Straßensperren und die Straßenreinigung nach der Veranstaltung.
Auch in Sachen Auflagen gibt Freund Auskunft: Die neuen Auflagen seien auf Initiative der Polizei erstellt worden. Grund seien die Erfahrungen aus früheren Veranstaltungen beim Lumpigen Donnerstag.
Hierzu wurde vom Ordnungsamt in Abstimmung mit der Polizei ein Merkblatt entwickelt. Dieses Papier richtet sich an die Fahrer der Umzugswagen und sollte bei der geplanten Informationsveranstaltung am 15. Januar an den Veranstalter verteilt werden. Der Verlauf des Gaudiwurmes sollte ebenfalls aufgrund der Erfahrungen aus den letzten Jahren in folgender Weise geändert werden: Von-Kühlmann-Straße/Papierfleck–Karolinenbrücke– Hauptplatz–Ludwigstraße–Vorderer Anger–Sandauer Tor/Linker Bogen–Sandauer Brücke–VonKühlmann-Straße/Papierfleck. Freund: „Dadurch, dass die Teilnehmer des Umzugs an zwei Stellen im Altstadtbereich aufeinandertrafen, kam es an diesen Engstellen immer zu Problemen und Staus im Begegnungsverkehr. Die Wagen konnten nicht störungsfrei aneinander vorbeifahren. Durch die neue Umzugsstrecke soll dieses Problem gelöst werden.“
Oberbürgermeister Mathias Neuner zeigt sich aufgrund der Pressemitteilung und der Ankündigung des Faschingsvereines, den Gaudiwurm nicht mehr organisieren zu wollen, „sehr betroffen und überrascht“. Als Vereinsmitglied beantrage die Stadt somit eine außerordentliche Mitgliederversammlung, die nächste Woche, nach dem Ende der Weihnachtsferien, stattfinden soll. „Alle Beteiligten sollen an einen Tisch geholt werden, in der Absicht, die Durchführung des Gaudiwurms am Lumpigen Donnerstag zu sichern“, so Neuner.
Niki Amberger vom Faschingsverein sagt, er sehe für dieses Jahr für den Verein keine Chance mehr, den Umzug am Lumpigen zu machen. „Die Stadt gibt alles vor, wir haben kein Mitspracherecht mehr.“
Bisher kein Geld von der Stadt?
Neuner will Faschingsumzug weiter erhalten
Besonders kritisiert Amberger die Informationspolitik der Stadt: „Wir waren als Veranstalter bei der Sicherheitsbesprechung gar nicht eingeladen.“
Zudem habe man dem Verein verboten, eine Startaufstellung zu planen, die Wagen hätten so starten sollen, wie „sie in Landsberg ankommen“. Das sei nicht durchführbar. Ein generelles Alkoholmitnahmeverbot auf den Wagen sei ebenso nicht kontrollierbar. „Sollen wir die Wagen vorher durchsuchen?“
Amberger betont, dass die Stadt Landsberg eine Einladung zur Versammlung des Vereins erhalten habe. „Es ist aber keiner gekommen“, so Amberger. Zudem habe die Stadt die zweiten 6000 Euro, die dem Verein in öffentlicher Sitzung zugesichert wurden, bislang nicht überwiesen. Er sehe in diesem Jahr keine Chance mehr, dass der Faschingsverein den Umzug organisiert. „Im nächsten Jahr vielleicht wieder, aber dann müssen sich alle an einen Tisch setzen.“