Nicht nur was für Mädchen
Tanzen Mit der Sea Dance School hat sich Sabrina Kragler einen Traum erfüllt. Der Tanzlehrer Yeison Springhorn kennt die Vorurteile gegenüber tanzenden Jungs und Männern
Riederau/Landsberg Freunde und Fans der Landsberger Basketballer konnten sich schon vom neuen „Pausenschmankerl“bei Heimspielen überzeugen. Denn ab sofort treten neben den Cheerleadern der Landsberg Starlights auch die Mädchen und Buben der Sea Dance School Ammersee auf, um den Zuschauern die Pausenzeiten zu verschönern. Wir haben die Nachwuchs-Tänzer in ihrem Probenraum in Riederau besucht.
„Everybody dance now!“schallt es aus dem Lautsprecher, und zwölf Mädchen und Buben im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren beginnen vor einem großen Spiegel zu tanzen. Es ist „Teenie-Jazz“-Zeit in der Sea Dance School Ammersee.
Beste Stimmung herrscht im Tanzraum im Currypark bei der quirligen Teenie-Gruppe. So mancher von ihnen macht schon vor Trainingsbeginn mit akrobatischen Einlagen wie Handstand, Flickflack oder Spagat auf sich aufmerksam. Und steckt mit seinem Bewegungsdrang auch einige „Neulinge“an, die heute zum ersten Mal ins Tanztraining schnuppern.
Etliche Jungs haben sich in der Tanzschule eingefunden. „Darüber
Als Jugendlicher heimlich trainiert
freuen wir uns ganz besonders“, sagt Sabrina Kragler. „Am Anfang waren die Buben eher spärlich besetzt. Denen, die da waren, hat es aber wohl so gut bei uns gefallen, dass sie zum nächsten Training gleich ihre Freunde mitbrachten.“Mittlerweile sei die Zahl Mädchen und Buben ziemlich ausgeglichen.
Darauf ist auch Yeison Springhorn stolz, der gemeinsam mit Sabrina Kragler die Tanzschule leitet. „Als ich damals mit zwölf Jahren wieder angefangen habe zu tanzen, hab ich das tatsächlich heimlich gemacht“, erinnert sich der 1996 in Kolumbien geborene und in Hamburg aufgewachsene Tänzer. „Damals gab es noch sehr viele Vorurteile und auch Anfeindungen“, weiß er.
Außer seinen Eltern hätten nicht einmal die Freunde von seiner Leidenschaft gewusst. Das sei aber viel besser geworden. Junge Burschen, denen das Tanzen, das Turnen oder die Akrobatik Spaß mache, müssten sich heute nicht mehr verstecken.
Und überhaupt liege Tanzen voll im Trend, was die beiden unter anderem auch dazu bewogen habe, ihre Tanzschule zu eröffnen. Die „kleinsten“Kunden seien gerade mal drei Jahre alt und der älteste Teilnehmer schon 69.
Dabei stehen nicht nur klassischer Tanz oder Ballett auf dem Stundenplan. „Gerade Jugendliche wollen nicht nur einfach tanzen, die wollen viel mehr auch ihre Fitness trainieren und ihren Körper formen“, sagt Yeison. Für die gibt es den Kurs „Teens fit“. In einer Art tänzerischem Fitnessstudio arbeitet Yeison mit in erster Linie jungen Männern. „Wir trainieren die Ausdauer und arbeiten an der Körperspannung bei cooler Musik“, erklärt Springhorn. „Es war schon immer mein Traum, beruflich mit Kindern zu arbeiten. Und weil ich seit frühester Kindheit leidenschaftlich tanze, habe ich mit der Tanzschule beides vereinen können“, schwärmt Sabrina Kragler. „Den linken Arm nach oben, den rechten hinterher. Beide Arme nach unten, nach oben zum V und dann im großen Kreis schwingen...“, gibt Yeison seinen Schützlingen Anweisungen. Ein ums andere Mal werden die einzelnen Sequenzen mit den Kindern trainiert, die auch am späten Nachmittag noch voll bei der Sache sind.
„Hat jemand Fragen bis hier her?“, will Kragler wissen. „Warum müssen wir denn die Ferse anheben und können den Fuß nicht einfach hinstellen?“, fragt eine der jungen Tänzerinnen. „Das wäre doch viel einfacher.“Weil ein angehobener Fuß einfach graziler und schöner aussehe, erklärt Sabrina Kragler und Springhorn ergänzt: „Und weil die Choreografie eben so ist. Da gibt es nichts zu diskutieren.“
Ein bisschen Strenge muss eben auch sein, wenn die Trainingsstunde erfolgreich zu Ende gehen soll. „Disziplin und hartes Training sind in unserem Beruf sehr wichtig“, sind sich die beiden jungen Leute einig. „Ich glaube sogar, dass hartes Training viel wichtiger ist als Talent zum Tanzen“, sagt Yeison, der seine Ausbildung zum Bühnentänzer und Tanzpädagogen bereits abgeschlossen hat und an den unterschiedlichsten Produktionen mitwirkte. Aktuell stehen bei ihm zwei Engagements an der Münchner Staatsoper auf dem Programm, erzählt der Absolvent der Iwanson International School of Contemporary Dance in München – und leitet seine Schützlinge weiter in die nächste Sequenz der Choreografie.
Fünf-, sechsmal wird jede Bewegung im „Trockenen“einstudiert, bevor die Musik von „Gonna Make You Sweat“von C+C Music Factory und Freedom Williams wieder aus den Boxen schallt – und alles mit Musik geübt wird.