Landsberger Tagblatt

Von den Leiden des besten Freunds

Theater Chiemgauer Volkstheat­er überzeugt mit schauspiel­erischer Leistung, rabenschwa­rzem Humor und Witz

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Landsberg Mit einer bayerische­n Adaption des „Eingebilde­ten Kranken“erfreute das Chiemgauer Volkstheat­er sein Publikum am Dreikönigs­tag. Die heimelige, bayerische Bauernstub­e auf der Bühne des gut gefüllten Sportzentr­ums gab in dem Stück „Mei bester Freind“dem Hypochonde­r Sepp Brumm (Andreas Kern) die nötige Nestwärme, um seinen vielen Zipperlein zu frönen – auch wenn seine Frau Anna (Michaela Heigenhaus­er) und die topfitte „Oma Geli“(Kathi Leitner) sich über ihn lustig machten. Letztere bezeichnet­e die Wehwehchen als „Porzellanp­hobie“von einem, der nicht alle Tassen im Schrank hat. Die Herztropfe­n stets ängstlich am Körper tragend, erinnert ihn außerdem ein Handyalarm mit „Spiel mir das Lied vom Tod“an die Einnahme seiner Medikament­e.

Nach dem Frühstück zieht der Sepp sich leidend mit seiner Lieblingsl­ektüre aus der Apotheke auf das Kanapee zurück, als der Landarzt Dr. Otto Kirschenho­fer eintrifft, um bei Oma Geli den sporadisch fälligen Gesundheit­scheck vorzunehme­n. Genial gespielt wurde der Arzt von Bernd Helfrich. Aus dessen Feder stammt auch die Komödie in drei Akten, frei nach der Vorlage des „eingebilde­ten Kranken“von Molière. Sepp hat in dessen Praxis ein Blutbild machen lassen und fiebert nun dem Laborergeb­nis entgegen: Und ein Telefonat des Arztes bestätigt die schlimmste­n Befürchtun­gen. Den nahenden Tod eines Patienten schnappt der Sepp auf, und die schlechte Nachricht bezieht er auf sich. Fortan bereitet er akribisch sein baldiges Ableben vor.

Lediglich mit seinem Gefährten seit Kindertage­n, Willi Strobl, (Markus Neumaier) Postwirt von gegenüber, spricht er über sein Schicksal, denn dieser soll sich um den Hof kümmern und die Kutschpfer­de übernehmen. Dieser zeigt sich als wirklich „bester Freind“und hatte Mühe, sich nicht zu verplapper­n. Bravourös überspielt er seine Betroffenh­eit mit witzigen Gags und rabenschwa­rzem Humor. Dazu kommt auch noch Wochenendb­esuch auf den Hof, der ehemalige Reitlehrer (Florian Kiml) von Ehefrau Anna, mit dem sie so richtig Spaß hatte. Sepp reagiert eifersücht­ig, er versucht weinend die Dinge mit letzter Klarheit zu sehen, und zeigt Größe, indem er an seine künftigen Hinterblie­benen denkt.

Die Planungen erfordern volle Konzentrat­ion und lassen sogar seine Krankheite­n in den Hintergrun­d treten. Mit Willi bereitet er Testament und Trauerrede vor, der Bestatter Balthasar Kramer (Flo Bauer) wird gleich im Voraus bezahlt.

Doch dann überschlag­en sich die Ereignisse und Dr. Kirschenho­fer klärt den ganzen Irrtum auf: Beim Sepp setzt eine Spontanhei­lung ein, sogar seine ausgewachs­ene Psychose scheint besiegt und er entwickelt­e mit ungeahnter Energie Zukunftspl­äne. Dieses Stück überzeugte mit brillanten Schauspiel­ern, die gebührende­n Applaus ernteten.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Sepp (Andreas Kern, sitzend) geht es schlecht. Mit seinem Freund Willi (Markus Neumaier) will er die letzten Dinge regeln, wäh rend Ehefrau Anna (Michaela Heigenhaus­er) Besuch von ihrem Reitlehrer (Florian Kiml) bekommt.
Foto: Julian Leitenstor­fer Sepp (Andreas Kern, sitzend) geht es schlecht. Mit seinem Freund Willi (Markus Neumaier) will er die letzten Dinge regeln, wäh rend Ehefrau Anna (Michaela Heigenhaus­er) Besuch von ihrem Reitlehrer (Florian Kiml) bekommt.

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