Landsberger Tagblatt

Der andere Wahlkampf

Kirche Am 25. Februar können die Katholiken neue Pfarrgemei­nderäte wählen. Ihre Aufgabe ist vor allem, die Gemeinden lebendig zu halten

- VON GERALD MODLINGER

Das Wort Wahlkampf kommt im Vorfeld der am 25. Februar stattfinde­nden Wahlen eigentlich gar nicht vor. Aber es werden Pfarrgemei­nderäte gewählt.

Landkreis Das Wort Wahlkampf kommt im Vorfeld der am 25. Februar stattfinde­nden Wahlen eigentlich nicht vor: An diesem Tag sind die Katholiken aufgerufen, ihre neuen Pfarrgemei­nderäte zu wählen. Zu kämpfen hat man aber im Vorfeld durchaus – und zwar, um genügend Kandidaten zu finden.

Die Frist, Kandidaten vorzuschla­gen, ist eigentlich schon vor Weihnachte­n abgelaufen, aber bis 28. Januar können noch Bewerber nachnomini­ert werden. Auch in der Pfarreieng­emeinschaf­t Fuchstal ist die Kandidaten­liste noch nicht vollständi­g, berichtet Dekan Oliver Grimm. Er sei sich aber sicher, dass es zumindest so viele Bewerber gibt, dass auch von einer Wahl die Rede sein kann. Es bestehe aber auch die Möglichkei­t, flexibel auf die jeweilige Situation zu reagieren, die Laienvertr­etungen haben keine fixe Größe und mancherort­s gehen die bisherigen Pfarrgemei­nderäte auch in ein Gremium auf Ebene der Pfarreieng­emeinschaf­t auf – so etwa im Fuchstal, wo ein Gremium fünf Pfarrgemei­nderäte ersetzen wird.

„Weil wir immer weniger Leute finden“, begründet Isabella Frühbeis vom bisherigen Pfarrgemei­nderat Asch diesen Schritt, „es geht aber auch darum, dieses eine Gremium zu stärken.“Dieses solle nun aus jeweils zwei Vertretern jeder Pfarrei bestehen, sagt sie. Sie betont auch, dass etliche Personen ihrer Absage an eine Kandidatur ein „Aber“anfügten: Viele wollten zwar nicht im Gremium mitarbeite­n, boten aber an, in den angegliede­rten Arbeitskre­isen mitzuwirke­n: Sie bringen sich als Lektoren und bei Wort- und Jugendgott­esdiensten, bei Andachten, Bittgängen und Prozession­en ein, schreiben den Pfarrbrief oder helfen bei den Seniorenna­chmittagen und beim Pfarrfest mit.

Ebenfalls noch am Suchen ist An- drea Weißenbach aus der Pfarreieng­emeinschaf­t Utting/Schondorf. 16 Plätze wären zu besetzen, 14 Kandidaten gebe es bislang, erzählt sie, zehn aus jedem Ort wären ihr Ziel, sagt die Vorsitzend­e des Gremiums. Manche, die sie anspricht, wollten mit Verweis auf ihre berufliche­n Beanspruch­ungen nicht kandidiere­n: „Bei uns haben viele Menschen sehr anstrengen­de und fordernde Berufe“, beschreibt sie die Situation am Ammersee-Westufer. Sie sieht aber auch weiterhin einen generellen Rückgang im kirchliche­n Engagement. Das hänge zwar mit dem gesellscha­ftlichen Wandel, der die Kirche zu einem Angebot von vielen marginalis­iere, zusammen. Eine weitere Ursache sei aber auch in der Struktur der Kirche und insbesonde­re dem Priesterma­ngel und der sich daraus ergebenden „Mangelverw­altung“zu sehen.

In Utting und Schondorf versuche der Pfarrgemei­nderat die Kirche insbesonde­re auch „für Menschen zu öffnen, die der Kirche fernstehen“. Dazu werden Veranstalt­ungen wie die „Zeit der Stille“, die „Nacht der offenen Kirchen“und Klangkonze­rte abgehalten und Angebote für Familien gemacht. Aus dem Pfarrbrief wurde ein profession­ell gestaltete­s Pfarrmagaz­in.

„Der Pfarrgemei­nderat hat die Aufgabe, die Gemeinde vor Ort so lebendig wie möglich zu halten“, so formuliert es Dekan Grimm. Eine Pfarrei, sagt er, könne somit auch ohne einen Ortsgeistl­ichen vor Ort lebendig bleiben.

Die Bedeutung von Pfarrgemei­nderäten werde manchmal unterschät­zt, glaubt Grimm. Übers Zölibat könnten die Laienvertr­etungen zwar nicht entscheide­n, wohl aber etwa über die Gottesdien­stordnung, erklärt er. Wie viele Christmett­en soll es geben? Sollen die Abendmesse­n lieber später oder früher – wegen der älteren Gottesdien­stbesucher – abgehalten werden? Und auch um den Glauben weiterzuge­ben, seien die Pfarrgemei­nderäte wichtig. Grimm fällt dabei ein, dass es im Fuchstal nicht nur einen Besuchsdie­nst für Senioren und Kranke gibt, sondern auch für die 18-Jährigen. Das seien ja diejenigen, auf die es in der Zukunft ankomme.

Neue Angebote sollen die Menschen ansprechen

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Archivfoto: Gisela Klöck Die Organisati­on von Pfarrfeste­n (hier in Rott) ist eine Aufgabe der Pfarrgemei­n deräte.

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