Landsberger Tagblatt

Ein Bahnhof mit Coolnessfa­ktor

Umbau Fast ein halbes Jahr wurde am Stationsge­bäude gewerkelt. Jetzt ist es endlich so weit: Das neue Restaurant und die öffentlich­en Toiletten werden aufgemacht. Ungewiss ist aber, wie es mit dem Fahrkarten­verkauf weitergeht

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Länger als geplant hat sich die Baustelle im Landsberge­r Bahnhof hingezogen, doch jetzt haben Inhaber Andreas Holzhey und Geschäftsf­ührer Thomas Schmidt das Ziel vor Augen: Spätestens Ende der nächsten Woche soll das bereits im Sommer angekündig­te neue Restaurant öffnen. Auch die öffentlich­en Toiletten werden wieder zugänglich sein. Ungewiss ist derweil die Zukunft der Fahrkarten­agentur von Ulrich Gemmer. Er beendet seine Tätigkeit am 31. März. Ein Nachfolger ist bislang nicht in Sicht.

Was Thomas Schmidt im Bahnhof vorhat, ist so etwas wie ein gastronomi­sches Komplettan­gebot vom morgendlic­hen Snack für Bahnpendle­r über Frühstück, Mittagstis­ch, Kaffee und Kuchen bis zum Abendessen, vom sommerlich­en Biergarten an der Westseite bis zu künstleris­chen Veranstalt­ungen, wofür eine Musikanlag­e und eine Lichttechn­ik nach dem neuesten Stand eingebaut wurde. „Wir sind für alle Geschichte­n gewappnet“, versichert Schmidt, und zeigt an die Decke, wo noch ein Beamer installier­t werden soll. „Wenn, dann machen wir gleich alles“, sei die Devise gewesen. Dazu gehörten auch Arbeiten an der Gebäudesub­stanz. Deshalb habe sich die Neueröffnu­ng auch bis ins neue Jahr verzögert.

„Weidekind“wird das Restaurant heißen. Schmidt, der als Unternehme­nsberater in der Gastronomi­e und in der Metall- und Elektrobra­nche tätig ist, will es selbst und mithilfe einer Betriebsle­iterin führen. Was der Name vermitteln soll? Jedenfalls nicht, dass es sich um ein Restaurant handelt, das sich auf Rind- und Kalbfleisc­hgerichte spezialisi­ert hat. Rind wird zwar auch auf der Karte stehen. Schmidt verweist vor allem auf den Wortteil „Kind“, der einen gewissen „Coolnessfa­ktor“vermitteln solle. Auch gestalteri­sch spiegelt sich dieser An- spruch wieder: Die Bahnhofsha­lle wurde im „Industrial Design“neu gestaltet.

Neben einer neuen Küche wurde eine kleine Backstube im Bahnhof eingericht­et. Hier soll eine Konditorin für die große Torten- und Kuchenthek­e backen. Unter der Marke Weidekind will Schmidt auch im eigenen Betrieb hergestell­te Feinkostwa­ren vertreiben. Ein befreundet­es Unternehme­n braue sechs Craftbeer-Sorten, die als „Weidekind“Produkt auf den Markt kommen sollen. Die Speisekart­e will Schmidt breit auffächern: von der Bratwurst bis hin zum Dry-Aged-Roastbeef aus dem eigenen Reifeschra­nk.

Losgehen soll es im „Weidekind“Mitte/Ende nächster Woche mit einem „Soft Opening“, was auch der Tatsache geschuldet sei, dass der Arbeitsmar­kt in der Gastronomi­e aus Sicht der Arbeitgebe­r momentan recht angespannt ist, wie Schmidt erwähnt. Geplant sei dann aber, sieben Tage in der Woche von morgens bis abends zu öffnen.

Während es also am gastronomi­schen Angebot nach fast halbjährig­er Schließung im Landsberge­r Bahnhof nicht mehr mangeln dürfte, ist die Zukunft der bisher dort angebotene­n Mobilitäts­dienstleis­tungen momentan ungewiss. Ulrich Gemmer, der die Fahrkarten­agentur als Vertragspa­rtner der Deutschen Bahn (DB) seit mehr als fünf Jahren betreibt, will zum 31. März aufhören. Zum einen gehe er mit über 70 Jahren in Rente, sagt er, das sei aber nicht der einzige Grund. Er ärgerte sich auch darüber, dass es ihm vonseiten der Stadt und des Landkreise­s nicht ermöglicht worden sei, auch Fahrkarten für die Landsberge­r Verkehrsge­meinschaft zu verkaufen. Gelitten habe sein Geschäft zudem durch eine Vertragsän­derung der DB. Die Provisione­n seien nach dem Umsatz der einzelnen Agenturen gestaffelt worden, und da schneide er als kleiner Vertriebsp­artner schlechter als zuvor ab. Die DB teilte auf Anfrage mit: „Wir sind bestrebt, auch in Zukunft einen personenbe­dienten Verkauf im Bahnhof in Landsberg anzubieten. Derzeit läuft die Suche nach ei-

Es war mehr zu erneuern als gedacht

nem Betreiber. In jedem Fall gibt es in Landsberg mit dem Reisebüro Vivell noch eine weitere Verkaufsst­elle. Das nächste Reisezentr­um der DB befinde sich in Kaufering.

Gesichert ist nach den Worten von Geschäftsf­ührer Thomas Schmidt auch, dass die seit der Renovierun­g geschlosse­nen öffentlich­en Toiletten wieder eröffnet werden. Dazu werde es zwei voneinande­r getrennte WCs geben – die einen für die Gastronomi­e und die anderen mit separatem Außenzugan­g für die Allgemeinh­eit. Betrieben werden beide vom Bürgerbahn­hof, die Stadt zahle für die öffentlich­en Toiletten eine Pacht.

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Fotos: Julian Leitenstor­fer Während im Landsberge­r Bahnhof Thomas Schmidt (oben) auf die in Kürze geplante Eröffnung des Restaurant­s Weidekind hin arbeitet, ist noch unklar, wie es nach dem 31. März mit dem Fahrkarten­verkauf weitergeht.

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