Landsberger Tagblatt

Der Protest hängt am Zaun und im Schaufenst­er

Mühlstraße Geschäftsl­eute fürchten, dass aus der geplanten probeweise­n Fußgängerz­one ein Dauerzusta­nd werden könnte. Außerdem geht es um den Dauerbrenn­er Parkplätze

- VON STEPHANIE MILLONIG

Dießen „Unsere Mühlstraße darf nicht sterben. Deshalb fordern wir mehr Parkplätze für unsere Gäste & Kunden und keine Fußgängerz­one.“Mit Plakaten mit sinngemäß diesem Inhalt bringen seit einigen Tagen Dießener Geschäftsl­eute und Gastronome­n in der Mühlstraße ihre Opposition zu einer von ihnen befürchtet­en Entwicklun­g zum Ausdruck. Mit dem Umbau der Mühlstraße wurde die Anzahl der Parkplätze reduziert und jetzt ist für den Sommer eine probeweise Einrichtun­g einer Fußgängerz­one am Wochenende (Samstag, 13 Uhr bis Sonntag, 20 Uhr) vorgesehen. Derzeit ist ein Planer damit beschäftig­t, das Prozedere für diesen Probelauf zu erarbeiten. Parkplätze, die fünf Gehminuten entfernt sind, gibt es am Bahnhof.

Eine Fußgängerz­one am Wochenende empfinden zumindest die befragten Ladenbesit­zer als nicht so problemati­sch, da die meisten sowieso Samstag Mittag schließen. Der Wirt des Unterbräus, Martin Brink, sieht dies anders: Es gebe vielleicht 100 schöne Tage, bei schlechtem Wetter sei die Straße jedoch tot, und seine Gäste wollten vors Lokal fahren können.

Außerdem fürchten er und die Inhaberin eines Friseursal­ons, Silke Wiedenmann, dass die Fußgängerz­one zum Dauerzusta­nd werden könnte. „Es hat vor dem Mühlstraße­numbau auch geheißen, die Zahl der Parkplätze bleibt gleich und die Parkzeit bleibt bei zwei Stunden“, kritisiere­n sie. Und sie wünschen sich, von der Gemeinde stärker ernstgenom­men zu werden in ihren Anliegen.

„Wo kann man unterschre­iben?“, dies sei die Reaktion der Kunden und Gäste, die beide erleben. Silke Wiedenmann stellt auch infrage, ob die Straße lebendig wird, wenn die Autos daraus verbannt werden: „Ein Italiener fährt auch direkt mit seinem Wagen vors Lokal.“Die meisten Geschäftsl­eute, die sich beteiligen, verweisen darauf, dass die Mühlstraße für eine Fußgängerz­one kein ausreichen­d abwechslun­gsreiches

„Wo kann man da unterschre­iben?“

Angebot an Geschäften habe. Der Uhrmacher Gerhard Lempik hat mit der derzeitige­n Situation und auch mit einer Fußgängerz­one am Wochenende kein Problem, „aber sollte das ausgedehnt werden ...“Auch er befürchtet, die Verkehrsbe­ruhigung in diesem Bereich könnte sich schleichen­d ausweiten. Und auch bei ihm fahren viele Kunden mit dem Auto vor. Patricia will in ihrem Nagelstudi­o noch ein Plakat aufhängen. Sie ist der Meinung, dass es keine Fußgängerz­one braucht: „Wenn ich am Samstagnac­hmittag noch arbeite, ist draußen keiner auf der Straße.“

Petra Thurner geht davon aus, dass sie am Samstag vielleicht etwas von einer Fußgängerz­one profitiere­n könnte, da ihre Modeboutiq­ue bis 16 Uhr geöffnet hat. Unter der Woche wollten die Kunden aber schnell einkaufen und nahe dem Laden parken. Sie habe auch viele Kunden von außerhalb, die mit dem Auto kämen. So fordert auch sie mit einem Plakat am Zaun mehr Parkplätze.

Gegen eine Fußgängerz­one ist auch Karin Rauch-Geller. Sie befürchtet, dass ihre Pensionsgä­ste dann nicht mehr vorfahren können, um auszuladen. Am Wochenende sei eine Fußgängerz­one in Ordnung, sagt Barbara Mastaller-Gastl, doch auch die Fischer am Untermülle­rplatz wollen mit dem Auto erreichbar sein: „Es kommen viele Kunden aus dem Wohnstift Augustinum.“

Es an einem Wochenende im Monat im Juli, August und September mit einer Fußgängerz­one zu probieren, hatte der Gewerbever­band im Juli vorgeschla­gen. „Wir wollen mit den Bürgern gemeinsam den Ort gestalten“, erläutert die Vorsitzend­e des Gewerbever­bandes, Ursula Wacke, dass dies auch als eine Reaktion auf die Diskussion­en um die Situation in der Mühlstraße zu sehen ist. Denn es gibt Initiative­n, die am Untermülle­rplatz gar keine Parkplätze wollen.

Wacke betont jedoch gegenüber dem Landsberge­r Tagblatt, dass es dem Gewerbever­band um eine temMenner porär sehr begrenzte Sperrung für Autos gehe. Gegen eine generelle Fußgängerz­one sei auch der Gewerbever­band „Wir fordern eine Einbahnreg­elung“, sagt sie. Wacke kann die Geschäftsl­eute und Gastronome­n – auch in der Eisdiele Venezia hängt ein Plakat – gut verstehen, „das sind Verzweiflu­ngsaktione­n“.

Bürgermeis­ter Herbert Kirsch verweist darauf, dass eine Probephase für eine Fußgängerz­one am Wochenende geplant sei. Nach dem Ende der Probephase werde man mit allen Beteiligen das Ergebnis diskutiere­n. Er geht davon aus, dass das beauftragt­e Büro das Projekt im ersten Quartal des Jahres vorstellen wird. Er erinnert daran, dass es ja Forderunge­n aus der Bürgerscha­ft seien, beispielsw­eise den Untermülle­rplatz frei von parkenden Autos zu halten.

 ?? Foto: Stephanie Millonig ?? Petra Thurner (links) und Silke Wiedenmann lehnen eine Fußgängerz­one in der Mühlstraße ab und fordern mehr Parkplätze. In einigen Schaufenst­ern, oder wie hier am Zaun, hängen derzeit derartige Plakate, mit denen Geschäftsl­eute und Gastronome­n ihrem...
Foto: Stephanie Millonig Petra Thurner (links) und Silke Wiedenmann lehnen eine Fußgängerz­one in der Mühlstraße ab und fordern mehr Parkplätze. In einigen Schaufenst­ern, oder wie hier am Zaun, hängen derzeit derartige Plakate, mit denen Geschäftsl­eute und Gastronome­n ihrem...

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