Doppelmörder voll schuldfähig
Gutachter erkennen keinen Wahn
Bochum Der mutmaßliche Doppelmörder von Herne ist im Prozess am Bochumer Landgericht als voll schuldfähig eingestuft worden. „Der Angeklagte war in der Lage, sein Verhalten zu kontrollieren“, sagte Psychologin Sabine Nowara gestern. Damit droht ihm nun die ganze Härte des Gesetzes.
Marcel H. hat über seinen Verteidiger gestanden, Anfang März 2017 zunächst einen neunjährigen Nachbarsjungen namens Jaden und anschließend einen früheren Schulfreund umgebracht zu haben. Nowara bezeichnete den Angeklagten in ihrem Gutachten als einen „durchschnittlich begabten jungen Mann, ohne besondere Auffälligkeiten“. Sein IQ-Wert liege bei 100 und damit im absoluten Mittelbereich.
Auch eine zweite Gutachterin, die Psychiaterin Astrid Rudel, konnte keine relevanten Störungen feststellen, vor allem keine, die in den Bereich des Wahnes fallen würden.
Bei den Untersuchungen der beiden Gutachterinnen hatte Marcel H. erzählt, dass er nach der Tötung des kleinen Jaden eigentlich einen Monat lang bei seinem früheren Schulfreund untertauchen wollte. Danach hatte er sich nach eigenen Angaben ein Leben in der Obdachlosigkeit vorgestellt. „Er wollte vom Pfandflaschensammeln leben“, so Rudel im Prozess. Erst als der 22-jährige Bekannte von der Fahndung hörte und gedroht habe, die Polizei zu rufen, habe der Angeklagte entschieden, auch ihn umzubringen.
Ob am Ende des Prozesses eine Verurteilung nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht erfolgt, ist noch offen.