Er liebt es zeitlos und rustikal
Porträt Der Zimmerer Julian Veith fertigt Möbel aus alten Holzbalken an. Diese verkauft er nun auch in seinem neu eröffneten Laden in der Landsberger Altstadt. Insbesondere die Lampen sind sein Markenzeichen
Landsberg/Leeder Schicke Möbel aus altem Holz – das bietet Julian Veith in seinem neu eröffneten Laden in der Landsberger Altstadt. Ausschließlich Stücke aus Massivholz, teilweise in Kombination mit Glas und Eisen, verkauft der 35-Jährige, der im Laden- und Messebau tätig ist, dort. Etwa die Hälfte seiner Artikel stellt er in seiner Werkstatt in Leeder selbst her. Der Rest wird zugekauft, habe aber einen ähnlichen Stil.
Das Besondere an Veiths Eigenkreationen ist, dass sie aus uralten Holzbalken gefertigt werden. Diese stammen zum Beispiel von Fachwerkhäusern oder alten Kirchen. Doch wie kommt er an solche Balken heran? „Die Beschaffung ist schwierig, weil Gebäude mit Balken in der Größe oft unter Denkmalschutz stehen“, meint Veith. Freunde und Bekannte halten für ihn Ausschau. Mittlerweile habe es sich herumgesprochen und er werde informiert, wenn irgendwo ein Gebäude restauriert wird. „In der Landsberger Altstadt wird öfter mal was ausgetauscht.“Er könne von jedem Holz sagen, wo es herkommt.
„Ich bekomme das Holz oft nass und dreckig“, sagt er. Deshalb, und damit Holzwürmer verschwinden, müssen die Balken zwei Tage lang in eine Trockenkammer. Anschließend werden daraus moderne Einrichtungsgegenstände, wie zum Beispiel Veiths Stehlampen. Die stellen den Schwerpunkt in seinem Sortiment dar. Für die Herstellung der Lampen muss er einen kompletten Balken durchbohren, um später das Lampenkabel hindurchführen zu können. Dazu braucht er einen extralangen Bohrer, eine Spezialanfertigung. Zudem muss die Bohrmaschine besonders leistungsstark sein. „Zwei sind mir schon kaputtgegan- gen“, erzählt Veith. Anstrengend sieht es auf jeden Fall aus, wenn er das Holz mit dem Bohrer bearbeitet. Viel Körpereinsatz ist nötig, damit das Häufchen mit Holzspänen auf dem Boden wächst.
Alte Holzbalken besitzen oft Un- beispielsweise dort, wo eine Einkerbung ist, weil zwei Balken ineinander verzahnt waren. So etwas wird aber nicht beseitigt, sondern bewusst in das Möbelstück integriert. So wie es war, bleibt auch das Äußere der Balken. Nur selten wünschen sich Kunden, einen farbigen Anstrich. „Natur liegt im Trend“, sagt Veith.
Hauptberuflich ist der 35-Jährige im Messebau tätig. In der Schreinerei in Leeder fertigt er mit drei Kollegen Messestände nach Kundenregelmäßigkeiten, auftrag an. Dabei müsse alles ganz genau gehen. Das Kreative sei da der perfekte Kontrast für ihn. „Ich arbeite einfach drauflos, ohne Plan, und hoffe, dass am Ende etwas Gutes dabei herauskommt.“
Vor acht Jahren begann er mit den Holzbalken zu experimentieren, schließlich fand er seine Stilrichtung – zeitloses Design und natürliche Materialien. „Ich wollte etwas, das in jeden Wohnstil passt“, meint er. Vor fünf Jahren fing er dann an, seine Lampen an Freunde und Bekannte zu verkaufen. Das reichte jedoch nicht aus. „Irgendwann hatte ich 20 Lampen hier und keinen Platz“, erzählt er. Ein eigener Laden musste her. Nach einiger Suche fand er schließlich die passende Fläche am Holzmarkt in der Landsberger Altstadt.
Neben den typischen Lampen stellt Veith zum Beispiel auch Weinregale her. Besonders ausgefallen sind seine Klorollenhalter aus Holzbalken. Für diese bohrt er Löcher vom Durchmesser einer Klopapierrolle in den Balken. Dazu verwendet er einen übergroßen Steckdosenbohrer. Unten kommt noch eine Halterung für die Bürste hin.
Ein weiteres Projekt sind seine Multifunktionshocker. Die „Holzklötze mit Rollen“eignen sich nicht nur zum Sitzen, sondern auch als Couchtisch oder als Nachtschränkchen. Auf Wunsch kann ein Loch für das Handyladekabel gebohrt werden. Und auch für andere Zwecke kann das rollende Möbelstück verwendet werden: „Meine Tochter hat mit so einem Hocker Laufen gelernt. Sie hat ihn immer durch die Wohnung geschoben“, erzählt Veith schmunzelnd.
An Ideen mangelt es ihm nicht. Er probiere gerne viel aus, und das Internet sei eine unerschöpfliche Inspirationsquelle, wenn es ums Thema „Massivholz“gehe.