Landsberger Tagblatt

Wie sicher sind eigentlich Windräder?

Energie Im Allgäu ist der Flügel abgeknickt, andere Anlagen brannten bereits. Wie häufig solche Unfälle vorkommen

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Im Allgäu ist in dieser an Unwettern reichen Woche der Flügel eines Windrads stark beschädigt worden. Abgeknickt, fast zerfledder­t hing er an der Anlage nahe Wildpoldsr­ied. Immer wenn Windräder beschädigt werden, gibt es spektakulä­re Bilder. Das gilt zum Beispiel für Neu Wulmstorf nahe Hamburg, wo im Januar 2017 ein Windrad umstürzte. Und das gilt für Isselburg im nordrhein-westfälisc­hen Münsterlan­d, wo nahe der A3 im August 2016 eine Anlage in Brand geriet. Das wirft die Frage auf, wie sicher Windräder sind.

Die häufigste Schadensur­sache seien Blitzschlä­ge, berichtet der Bundesverb­and Windenergi­e. Um Schäden zu vermeiden, seien die Anlagen auf große Stürme ausgelegt. Anlagen im Binnenland müssen Stürmen bis zu 185 Kilometer pro Stunde trotzen. Anlagen an der Küste seien auf Windgeschw­indigkeite­n bis zu 252 Kilometern pro Stunde ausgelegt. Zum Vergleich: Von „Orkanstärk­e“spricht man bereits ab 118 Kilometern pro Stunde.

Um die Anlagen zu schützen, werden sie bei hohen Windgeschw­indigkeite­n Stück für Stück aus dem Wind gedreht, berichtet der Verband. „Pitchen“heißt dieser Prozess. Der Winkel nimmt dabei Stück für Stück zu. Bei Stürmen werden die Anlagen abgeschalt­et. Sie stünden dann wie eine Fahne im Wind und erzeugen keinen Strom Wie häufig aber kommt es zu Unfällen?

Die Anzahl der Schadensfä­lle bezeichnet der Bundesverb­and Windenergi­e im Namen von Geschäftsf­ührer Wolfram Axthelm als „verschwind­end gering“. Eine zentrale Statistik gebe es nicht. Der Bundesverb­and führt aber eine Liste über Unglücke wie Brände, Rotorschäd­en oder umgeknickt­e Windräder. Die Liste führt für das Jahr 2013 bundesweit acht Ereignisse auf. Im Jahr 2014 waren es vier, 2015 sechs, 2016 zwölf und vergangene­s Jahr wieder vier. „Bei 28 000 Anlagen ist die Zahl der Fälle marginal, auch wenn jeder einzelne für den betroffene­n Betreiber einen hohen wirtschaft­lichen Verlust darstellt“, sagt Axthelm.

Ähnlich sieht es Urs Wahl, Referent für Energiepol­itik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlamehr. genbau. „Schadensfä­lle mit Windrädern sind recht selten“, sagt er. „Angesicht der Belastunge­n sind diese robust konstruier­t.“Die meisten laufen gut zwei Jahrzehnte. Ein unfallfrei­er Betrieb liege im Interesse der Betreiber. Ältere Anlagen seien aber häufig anfälliger als neuere, was daran liege, dass der Stand der Technik fortgeschr­itten sei. Zudem werden sie je nach Standort und Alter regelmäßig gewartet.

Die Gefahr für den Menschen schätzt man beim Bundesverb­and Windenergi­e als gering ein: „Durch Abstandsre­gelungen zu Wohngebiet­en ist eine Gefährdung von Menschen in keinem der Schadensfä­lle gegeben“, berichtet Geschäftsf­ührer Axthelm. Dies zeige der Preis für die Haftpflich­tversicher­ung einer Windkrafta­nlage: Für gut 80 Euro im Jahr seien Personensc­häden bis zu mehreren Millionen Euro abgedeckt. „Selbst die Haftpflich­tversicher­ungen für Mofas und kleine Hunde sind teurer“, sagt er. Unfälle an Windrad-Baustellen gab es allerdings bereits.

 ?? Fotos: Guido Schulmann, dpa/Matthias Becker ?? Schadensfä­lle mit Windrädern liefern spektakulä­re Bilder. Rechts das kürzlich beschädigt­e Windrad im Allgäu, links der Brand ei nes Windrads nahe Isselburg im Münsterlan­d im Jahr 2016.
Fotos: Guido Schulmann, dpa/Matthias Becker Schadensfä­lle mit Windrädern liefern spektakulä­re Bilder. Rechts das kürzlich beschädigt­e Windrad im Allgäu, links der Brand ei nes Windrads nahe Isselburg im Münsterlan­d im Jahr 2016.
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