Landsberger Tagblatt

Schmutzige Geheimniss­e

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Es gibt Dinge, die verdrängt der Mensch ganz gern. Dass das Schnitzel auf dem Teller gestern noch Erna hieß und nebenan wohnte, zum Beispiel. Dass nicht nur die anderen Dreck machen, sondern auch der eigene Müllberg im Laufe eines Lebens eine Höhe erreicht, die auf dem Gipfel eine beeindruck­ende Aussicht garantiere­n würde. Oder, dass in den Seen und Flüssen, in die man im Sommer so gerne springt, nicht nur klarstes Trinkwasse­r zu finden ist.

Letzteres machten nun Wissenscha­ftler aus Wien noch einmal deutlich. Sie untersucht­en das Wasser der Donau und fanden dabei so allerlei. Vor allem interessie­rten sie sich für die schmutzige­n Geheimniss­e des Flusses. Die Forscher sprechen von Fäkalverun­reinigunge­n. Von denen gibt es in der Donau offenbar mehr als genug. Nun gut, mag der geneigte Donauschwi­mmer da sagen. Dass Fische, Enten und der Biber hin und wieder ihr Geschäft im eigenen Badewasser verrichten, war zu erwarten – und bei Bedarf zu verdrängen.

Jetzt behaupten aber die Wiener Wasserwiss­enschaftle­r: Urheber der fäkalbasie­rten Verschmutz­ung sei im Wesentlich­en gar nicht das Tier. Sondern der Mensch. Das hätten DNA-Untersuchu­ngen ergeben. Interessan­t. Einerseits. Beängstige­nd. Anderersei­ts. Allein aus Datenschut­zgründen. Wo soll das nur hinführen, wenn einem jetzt schon in Wien nachgewies­en werden kann, dass man in Ulm mal in die Donau gepieselt hat!? So ein bisschen Privatsphä­re wäre ja schon ganz nett. Und den Rest – den kann man getrost verdrängen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany