Schmutzige Geheimnisse
Es gibt Dinge, die verdrängt der Mensch ganz gern. Dass das Schnitzel auf dem Teller gestern noch Erna hieß und nebenan wohnte, zum Beispiel. Dass nicht nur die anderen Dreck machen, sondern auch der eigene Müllberg im Laufe eines Lebens eine Höhe erreicht, die auf dem Gipfel eine beeindruckende Aussicht garantieren würde. Oder, dass in den Seen und Flüssen, in die man im Sommer so gerne springt, nicht nur klarstes Trinkwasser zu finden ist.
Letzteres machten nun Wissenschaftler aus Wien noch einmal deutlich. Sie untersuchten das Wasser der Donau und fanden dabei so allerlei. Vor allem interessierten sie sich für die schmutzigen Geheimnisse des Flusses. Die Forscher sprechen von Fäkalverunreinigungen. Von denen gibt es in der Donau offenbar mehr als genug. Nun gut, mag der geneigte Donauschwimmer da sagen. Dass Fische, Enten und der Biber hin und wieder ihr Geschäft im eigenen Badewasser verrichten, war zu erwarten – und bei Bedarf zu verdrängen.
Jetzt behaupten aber die Wiener Wasserwissenschaftler: Urheber der fäkalbasierten Verschmutzung sei im Wesentlichen gar nicht das Tier. Sondern der Mensch. Das hätten DNA-Untersuchungen ergeben. Interessant. Einerseits. Beängstigend. Andererseits. Allein aus Datenschutzgründen. Wo soll das nur hinführen, wenn einem jetzt schon in Wien nachgewiesen werden kann, dass man in Ulm mal in die Donau gepieselt hat!? So ein bisschen Privatsphäre wäre ja schon ganz nett. Und den Rest – den kann man getrost verdrängen.