So oft schießen Polizisten
Selten wird die Waffe auf Menschen gerichtet
Augsburg Die Polizei in Bayern bekommt eine neue Dienstwaffe. Mehr als tausend Schüsse feuern die Beamten jedes Jahr ab – meistens auf Tiere. Wie oft müssen sie auf Menschen schießen?
Im September schossen Polizisten in Nördlingen einem 59-Jährigen ins Bein. Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes hatten den Mann, der sofort ein Messer gezogen haben soll, zuvor auf einer Parkbank angesprochen. Laut Polizei bedrohte er auch die hinzugerufenen Beamten, die zuerst Pfefferspray einsetzten und schließlich den Schuss abfeuerten. Spezialeinheiten nahmen den 59-Jährigen später fest.
Das war einer von drei Fällen in Nordschwaben, bei dem Polizisten 2017 auf Menschen geschossen haben. Im Jahr davor kam das in ganz Schwaben nicht vor. Nur ein Warnschuss fiel. Die Beamten hatten zwar über hundert Mal zur Waffe gegriffen – in fast allen Fällen mussten sie aber verletzte Tiere nach
Die meisten Schüsse treffen Tiere
Wildunfällen erschießen. „Die Waffe wird deutlich häufiger gegen Tiere eingesetzt als gegen Menschen“, sagt Thomas Rieger, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben-Nord. Dass Beamte schießen, käme bei den rund 120000 Einsätzen jährlich in Nordschwaben „sehr, sehr selten“vor. Die Waffe sei stets das letzte Mittel, wenn sich die Situation nicht anders lösen ließe. Das ist auch gesetzlich klar geregelt: Polizisten dürfen nur schießen, wenn es keine anderen Möglichkeiten gibt und Lebensgefahr besteht.
In ganz Bayern fallen jedes Jahr mehr als tausend Schüsse bei Polizeieinsätzen, wobei die Zahl seit 2006 tendenziell leicht gestiegen ist. Für 2017 gibt es noch keine Statistik für ganz Bayern. 2016 richtete sich der Einsatz der Waffen auch bayernweit in den seltensten Fällen gegen Menschen – 2016 kam das bei 1759 Fällen zehn Mal vor.
In wenigen Fällen feuerten die Beamten Warnschüsse ab oder schossen auf Gegenstände wie fahrende Autos. „Nahezu ausschließlich wurde die Schusswaffe gegen verletzte Tiere eingesetzt, insbesondere nach Verkehrsunfällen“, sagt Michael Siefener, Sprecher des Innenministeriums. Dass die Polizisten etwas häufiger zur Waffe greifen, liege daher vor allem am deutlichen Anstieg der Wildunfälle. Deren Zahl sei von 2006 bis 2016 um 50 Prozent gestiegen.