Landsberger Tagblatt

Alle Burgen auf einen Blick

Historiker sammeln im Netz Daten zu tausenden Bauwerken

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Braubach Die Burg Eltz in der Eifel ist eines der bekanntest­en Bauwerke Deutschlan­ds. Viele kennen die Anlage aus dem 12. Jahrhunder­t noch vom 500-Mark-Schein. Wer aber in der Schlösser- und Burgen-Datenbank des Landes Rheinland-Pfalz sucht, findet sie nicht. Denn die Liste führt nur staatliche Bauwerke auf. Die Burg Eltz hingegen ist seit über 800 Jahren in Familienbe­sitz. Andere Burgen gehören Städten und Gemeinden und tauchen deshalb auch nicht in den offizielle­n Bundesländ­er-Statistike­n auf.

Das Europäisch­e Burgen-Institut (EBI), angesiedel­t bei der privaten Deutschen Burgenvere­inigung in Braubach bei Koblenz, will das ändern. Wissenscha­ftliche Mitarbeite­r erstellen dort, finanziert etwa von Stiftungen und dem EU-Kulturprog­ramm, eine frei zugänglich­e Internetda­tenbank namens Ebidat. Alle Burgen Deutschlan­ds sollen dort nach und nach charakteri­siert werden. Das kann dauern: Schätzunge­n zufolge gibt es 25000 Burgen und Burgruinen. Institutsl­eiter Reinhard Friedrich geht davon aus, dass die Liste erst in zehn Jahren vollständi­g sein wird.

„Die bekannten Burgen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und im Saarland sind schon vollständi­g erfasst“, sagt Friedrich. „Auch in Niedersach­sen sind wir fast fertig.“Seine Mitarbeite­r dokumentie­ren mit einem Formblatt Daten zu jeder Burg – etwa Ort, Funktion, Besitz und heutige Nutzung. In der Philippsbu­rg, dem Sitz des EBI, durchläuft alles eine kritische Schlussred­aktion. Hilfreich ist in der Philippsbu­rg dafür die laut Friedrich wohl weltweit größte Burgenfach­bibliothek mit fast 40000 Bänden. Zahlreiche Bauten gibt es längst nicht mehr, in der Literatur finden sich aber noch Belege. Ein Beispiel ist laut Friedrich die Burg Worringen bei Köln, die 1288 eine Schlacht ausgelöst und noch im selben Jahr ihre Zerstörung erlebt habe. Heute ist nicht einmal ihr genauer Standort bekannt. Der EBIChef schätzt, dass 20 Prozent der Burgen noch „unter Dach“, also weitgehend vollständi­g sind, und 40 Prozent die Wirren der Geschichte als Ruinen überlebt haben.

Als Nächstes wollen sich die Historiker die bayerische­n Burgen vornehmen. Burgen und Schlösser zusammenge­rechnet, listet die staatliche bayerische Schlösserv­erwaltung rund 60 Bauwerke auf. Wie viel mehr es insgesamt sind – bald werden wir es wissen.

 ?? Foto: Thomas Frey, dpa ?? Die Burg Eltz ist bis heute in Familienbe­sitz. Sie wurde 1920 durch einen Brand teilweise zerstört, ist aber inzwischen restau riert.
Foto: Thomas Frey, dpa Die Burg Eltz ist bis heute in Familienbe­sitz. Sie wurde 1920 durch einen Brand teilweise zerstört, ist aber inzwischen restau riert.

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