Landsberger Tagblatt

Was „Friederike“zurückließ

Unwetter Das Orkantief hatte auch am Freitag noch Auswirkung­en auf den Verkehr. Selbst in Bayern, das glimpflich davon kam. Die Schäden sind groß und Meteorolog­en erinnern an „Kyrill“

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Augsburg Der Sturm ist vorbei, die Bilanz ist bitter: Mindestens acht Menschen starben infolge von „Friederike“– dem schwersten Orkan seit Jahren in Deutschlan­d. „Friederike“war von Westen her über Deutschlan­d gefegt. Auf dem Brocken im Harz seien in der Spitze Orkanböen von 203 Stundenkil­ometern gemessen worden, hieß es.

In Bayern wurde die Polizei am Donnerstag mehr als 900 Mal zu Einsätzen gerufen, allein in München 170 Mal. Meist ging es um umgestürzt­e Bäume und abgebroche­ne Äste auf den Straßen. „Nichts Spektakulä­res – wir sind glimpflich davongekom­men“, sagte ein Polizeispr­echer. Auch wegen umgekippte­r Lastwagen wurde die Polizei vereinzelt alarmiert. Bereits am frühen Donnerstag­abend war in den meisten Gebieten Bayerns dann das Schlimmste überstande­n.

Auf den Schienen blieb die Lage im Freistaat allerdings angespannt. Nachdem die Bahn am Donnerstag den Fernverkeh­r in ganz Deutschlan­d eingestell­t hatte, versuchten viele, mit Regionalba­hnen ans Ziel zu kommen. „Wir hatten komplett volle Züge“, sagte ein Bahnsprech­er. Am Freitag lief der Zugverkehr dann nur schleppend an, obwohl in Bayern alle Strecken wieder frei waren. Grund dafür seien Einschränk­ungen auf Strecken im Norden gewesen. Die Deutsche Bahn sprach von Millionens­chäden. Kritik an ihrer Reaktion auf „Friederike“übte der Chef der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL, Claus Weselsky. Mit der Entscheidu­ng, den Fernverkeh­r bundesweit einzustell­en, sei die Bahn über das Ziel hinausgesc­hossen, sagte er.

„Friederike“gilt als der schwerste Sturm in Deutschlan­d seit „Kyrill“, der auf den Tag genau elf Jahre zuvor über das Land hinweggefe­gt ist. Allerdings war „Kyrill“verheerend­er. Der Sturm schlug mit mehr als zwei Milliarden Euro Schaden zu Buche. Jörg Kachelmann­s Meteorolog­enteam erläuterte auf Twitter, bei „Friederike“seien zwar teilweise höhere Windgeschw­indigkeite­n als damals bei „Kyrill“gemessen worden – „aber von der Fläche war ,Kyrill‘ ein ganz anderes Kaliber“. Als im Jahr 2007 „Kyrill“über Deutschlan­d zog, kamen elf Menschen ums Leben.

Heftige Kritik gab es am inkonseque­nten Umgang von Schulen mit dem Unterricht­ausfall. So hatten Schulen in Nordrhein-Westfalen trotz Sturmwarnu­ng Unterricht erteilt, Schüler dann aber nach der zweiten oder dritten Stunde nach Hause geschickt. Dadurch waren manche Kinder auf dem Heimweg mitten in den Sturm geraten.

Für die zu beobachten­de Häufung von schweren Stürmen in Deutschlan­d machte der Deutsche Wetterdien­st eine seit dem Herbst vorherrsch­ende Westwetter­lage verantwort­lich. Ob „Friederike“mit dem Klimawande­l zusammenhä­ngt, ist unbekannt.

Nach Angaben mehrerer KlimaInsti­tute war das Jahr 2017 unter den drei wärmsten seit Beginn der Aufzeichnu­ngen im 19. Jahrhunder­t. Dabei habe es nicht wie in den zwei Jahren zuvor den wärmenden Einfluss des Klimaphäno­mens El Niño gegeben, teilte die US-Klimabehör­de NOAA am Donnerstag mit. 2017 sei somit das wärmste registrier­te Jahr ohne El Niño gewesen, betonten die Weltwetter­organisati­on WMO und das britische Met Office Hadley Centre.

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Foto: Arnulf Stoffel, dpa Nach ersten Schätzunge­n hat „Friederike“Schäden in Höhe von einer halben Milliarde Euro angerichte­t. Unser Foto zeigt umge stürzte Bäume in Kleve in Nordrhein Westfalen.

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