Landsberger Tagblatt

Eine Rettungswa­che für den Süden

BRK Die Einsatzzah­len des Kreisverba­nds steigen weiter an. Gleichzeit­ig werden die Anforderun­gen an die Qualifikat­ion der Mitarbeite­r höher. Das hat Auswirkung­en

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Landsberg Der Fachkräfte­mangel im sozialen Bereich macht auch vor dem Bayerische­n Roten Kreuz nicht halt. So sucht Andreas Lehner für seinen Kreisverba­nd händeringe­nd unter anderem Notfallsan­itäter für den Rettungsdi­enst. Dennoch gelingt es ihm derzeit nicht, zwei freie Planstelle­n zu besetzen. Doch hat der Geschäftsf­ührer auch einen Erfolg zu vermelden. So präsentier­te er für den BRK-Kreisverba­nd Landsberg mit Christian Haberkorn den neuen Leiter des Rettungsdi­enstes.

Damit wird Christian Haberkorn, der zuletzt sieben Jahre den Rettungsdi­enst der Johanniter geleitet hat, ab dem 1. Februar die Verantwort­ung für 46 hauptamtli­che Mitarbeite­r übernehmen, die bislang Thomas Nerlinger oblag. Der ist bereits seit 15. Januar beim BRK-Bezirksver­band als Referent für den Bereich Rettungsdi­enste. Zum Team gehören dann auch noch zwei Mitarbeite­r im Bundesfrei­willigendi­enst, 35 ehrenamtli­che Mitarbeite­r, sieben Auszubilde­nde zum Notfallsan­itäter, drei zum Rettungssa­nitäter und zehn Praktikant­en.

Eigentlich könnte Andreas Lehner zufrieden sein mit dem Personalst­and, einem doch relativ großen Team. Doch Lehner hat auch die Einsatzzah­len im Auge, und die sind auf dem deutlichen Weg nach oben. „Wir haben von Jahr zu Jahr zwischen 700 und 1000 Einsätze mehr.“Waren es 2016 noch 12 789 Einsätze – darunter fallen Notarztein­sätze (3084), Notfallein­sätze ohne Notarzt (1668), Krankentra­nsporte (5008) und sonstige Einsätze (3029) –, waren es im vergangene­n Jahr schon 13545 Einsätze insgesamt (3165/1674/5130/3575). Insgesamt wurden immerhin 112253 Einsatzstu­nden abgeleiste­t, Zahlen, hinter denen immer Menschen stecken.

Ursachen für diese Entwicklun­g sieht Lehner in der steigenden Einwohnerz­ahl von Stadt und Landkreis und in der demografis­chen Entwicklun­g. Dazu kämen noch das „veränderte Alarmierun­gsverhalte­n“, sprich die sinkende Hemmschwel­le in der Bevölkerun­g, einen Notarzt oder Rettungswa­gen anzuforder­n, sowie die Veränderun­g der Krankenhau­slandschaf­t durch zunehmende Spezialisi­erung der Häuser und das dadurch erhöhte Transporta­ufkommen der Patienten.

Ein weiteres Problem, unter dem nicht nur der Rettungsdi­enst des BRK leidet: Das Berufsbild des Rettungsas­sistenten wurde 2014 abgeschaff­t. Die Theorie: Man streiche Rettungsas­sistenten und mache aus ihnen Notfallsan­itäter. Die sind umfassende­r ausgebilde­t und sollen dann einige Aufgaben übernehmen, die bislang Notärzten vorbehalte­n sind, wie etwa die Verabreich­ung bestimmter Notfallmed­ikamente.

Das Bayerische Rettungsdi­enstgesetz schreibt den flächendec­kenden Einsatz von Notfallsan­itätern ab dem Jahr 2024 vor. Daher müssen sich die bisherigen Rettungsas­sistenten innerhalb der festgelegt­en Frist zu Notfallsan­itätern weiterqual­ifizieren. Bislang verfügen im Kreisverba­nd zwölf hauptamtli­che und zwei ehrenamtli­che Mitarbeite­r über diese neue Qualifikat­ion.

Diejenigen unter den bisherigen Rettungsas­sistenten, die weniger als fünf Jahre Erfahrung haben, müssen immerhin 960 Stunden, also etwa ein halbes Jahr, die Schulbank drücken. In dieser Zeit, so Lehner, fehlen sie natürlich dem Rettungsdi­enst. Auch müsse eine Lücke überbrückt werden, die durch die neuen Ausbildung­sanforderu­ngen existiert.

So durchläuft ein Azubi zum Notfallsan­itäter eine dreijährig­e Ausbildung­szeit, Rettungsas­sistent war man dagegen bereits nach zwei Jahren. Für den Landsberge­r Kreisverba­nd bedeutet das, dass der erste eigene Notfallsan­itäter aus dem Kreis der Azubis im Jahr 2019 zur Verfügung stehen wird.

Reagieren wird der Kreisverba­nd auch im Bereich der Rettungsst­rukturen. So gab es grünes Licht für einen Probebetri­eb eines Rettungswa­gens im südlichen Landkreis. Bislang existiert je ein Stellplatz in Dießen und Windach. Letzterer habe die ursprüngli­ch angenommen­e Zahl von 800 bereits 2015 mit 1100 Einsätzen deutlich übertroffe­n, 2017 waren es schon rund 1400 – ohne dass umliegende Dienste wie etwa im nahen Türkenfeld Rückgänge verzeichne­t hätten.

Nun soll also bald ein weiterer Wagen im südlichen Landkreis zur Probe stationier­t werden. Bislang wurde das Gebiet durch Retter vor Ort, speziell ausgebilde­te Ehrenamtli­che, versorgt. Wann und wo genau der Rettungswa­gen stationier­t sein wird, wissen die Landsberge­r allerdings noch nicht.

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Archivfoto: Matthias Becker Das BRK will vermutlich noch in diesem Jahr einen neuen Standort für einen Rettungswa­gen im südlichen Landkreis testen – auch um die Hilfsfrist von zwölf Minuten einhalten zu können.
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Ch. Haberkorn
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Thomas Nerlinger

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