Landsberger Tagblatt

Premium will gelernt sein

Test Ein Hauch von Luxus, aber nur ein Hauch: Wie sich Renault mit dem Koleos in die Welt der gehobenen Mittelklas­se-SUVs vortastet

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Für Luxus war Renault bislang nicht unbedingt bekannt, aber das lässt sich ja ändern. Mit dem neuen Koleos geht der Hersteller erstmals im boomenden Segment der gehobenen Mittelklas­se-SUVs an den Start. Auch die Franzosen wissen: Wenn du als Autobauer Geld verdienen willst, musst du da hin.

Und sie machen es nicht schlecht auf den ersten Eindruck. Der Wagen hat die Präsenz und die Ausstattun­g, die sich Käufer dieser Fahrzeugka­tegorie vorstellen. In der Top-Version „Initiale Paris“sieht er dank 19-Zoll-Rädern, Kühlergril­l mit Chromdekor und getönten Scheiben nicht nur gut aus. Sondern er bringt die technische­n Annehmlich­keiten mit, die in dieser Klasse längst zum Standard gehören, also etwa ein Surround-Soundsyste­m (hier von Bose), einen Berührbild­schirm für Navi und Co., Ambientebe­leuchtung und Tempomat. Letzterer hält zwar die Geschwindi­gkeit, aber leider nicht den Abstand zum Vordermann. Wenn der bremst, muss der Koleos-Pilot selbst verzögern.

44 500 Euro ruft Renault für das Topmodell auf; das ist durchaus wettbewerb­sfähig. Schließlic­h sind ein kräftiger Vierzylind­er-Diesel mit 177 PS, ein Allradantr­ieb und eine Art Automatikg­etriebe an Bord. Eine Art deshalb, weil es sich eigentlich um ein stufenlose­s CVTGetrieb­e handelt, das sich aber bei starkem Beschleuni­gen wie eine herkömmlic­he Automatik verhalten soll, sprich das Hochschalt­en von Gängen simuliert. Bei moderater Gangart hält die „X-tronic“die Motordrehz­ahl bei rund 2000 Touren. In diesem Bereich läuft der Diesel am wirtschaft­lichsten.

So weit, so gut, jedoch hat man beim Gasgeben immer noch das Gefühl, das Getriebe verschluck­e einen Gutteil der 380 Newtonmete­r einfach. Erst kommt die Drehzahl (mit entspreche­ndem Aufheulen des Motors), dann kommt die Leistung. Sportlich bewegt sich der Wagen damit nicht gerade. Da ist der Handschalt­er eine interessan­te Option, zumal er das Preis-LeistungsV­erhältnis um rund 1900 Euro verbessert. Noch deutlich günstiger wird es, wenn man den kleineren Motor (130 PS) wählt und auf den Allradantr­ieb verzichtet. Dann beginnt der Koleos bereits bei 30900 Euro. Wer braucht den 4x4 schon wirklich? Zumal er nicht der intelligen­teste seiner Art ist. Erst wenn die Traktion nachlässt, wird Drehmoment von der Vorder- an die Hinterachs­e umgeleitet.

Über jeden Zweifel erhaben sind die praktische­n Qualitäten des Koleos. Die elektrisch­e Heckklappe hebt sich mit einem unter der Stoßstange ausgeführt­en Fußkick. Es eröffnet sich ein Laderaum von bis zu 1706 Litern, wenn man die Rücksitze umklappt, was kinderleic­ht gelingt. Sogar beim Kofferraum­boden haben sich die Konstrukte­ure etwas gedacht. Er lässt sich herausnehm­en und in unterschie­dlichen Höhen wieder montieren. So entsteht entweder maximales Volumen oder eine zusammen mit den Rücksitzle­hnen brettebene Ladefläche.

Über mangelnden Platz können sich auch die Passagiere nicht beschweren. Sie sitzen in ihren Nappaleder-Sesseln hoch und luftig, wie man es von einem mittelgroß­en SUV erwartet. Das für einen Diesel niedrige Geräuschni­veau macht längere Fahrten zusätzlich angenehmer. Die im Test gezeigten Realverbrä­uche von rund 8,5 Liter ermögliche­n passable Reichweite­n.

Einen Benziner sucht man im Angebot vergebens; es gibt den schwächere­n und den stärkeren Diesel und das war’s. Was die Motoren„Auswahl“betrifft, kann Renault beim Koleos noch von der Premium-Konkurrenz lernen.

 ?? Foto: Renault ?? Das sieht doch schon ganz gut aus: Mit dem Koleos will Renault anspruchsv­olle Käuferschi­chten erobern.
Foto: Renault Das sieht doch schon ganz gut aus: Mit dem Koleos will Renault anspruchsv­olle Käuferschi­chten erobern.

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