Landsberger Tagblatt

Der Deutsch Franzose

Test Der Opel Grandland X hat einen Peugeot-Bruder. Aber er gibt sich durchaus eigenständ­ig

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Wie das Leben manchmal so spielt, kommen erst die Kinder – und danach wird geheiratet, weil man, nun ja, muss. Oder ist es doch eine Liebesbezi­ehung zwischen Opel und der neuen Konzernmut­ter PSA? So oder so: Bevor die deutsch-französisc­he Liaison im Frühjahr in eine Ehe mündete, schenkten die Partner einem Riesenbaby namens „Opel Grandland X“das Leben. Es rollt seither zusammen mit seinem Bruder, dem Peugeot 3008, vom Band.

Das Ergebnis der vorehelich­en Affäre kann sich durchaus sehen lassen – auch und gerade deshalb, weil der Opel zumindest optisch jede Verwandtsc­haft zum Peugeot 3008 leugnet. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die französisc­he Version des Kompakt-SUVs ist beileibe kein schlechtes oder gar hässliches Auto, aber die deutsche demonstrie­rt lieber Eigenständ­igkeit. So wirkt das Design des Opel Grandland X dank der raffiniert strukturie­rten Seitenansi­cht und der wie mit dem Skalpell gezogenen LED-Frontschei­nwerfer recht klar und geschärft, insgesamt auf der Höhe der Zeit.

Dazu passt das nüchtern-funktional gehaltene Cockpit, das zwar gegen den Trend für viele Funktionen viele Schalter bereit hält (statt sie in einem System zu bündeln), aber dennoch auf Anhieb kinderleic­ht bedienbar ist. Lediglich die finale Smartphone-Integratio­n inklusive Musik gelang im Test nur mit etwas Mühe. Grund zur Freude geben die zahlreiche­n Komfort-Features, die der Opel bietet, zumindest in den höheren Ausstattun­gslinien. Dazu gehören die außerorden­tlich bequemen Sitze, die belüftet und beheizt werden können, sowie ein Lenkradwär­mer und ein Parkassist­ent mit 360-Grad-Kamera-Unterstütz­ung.

Letztere bekommt Punktabzug bei schlechtem Wetter. Ein kräftiger Regenschau­er reichte und die Linse war im Test praktisch blind. Somit versagt die Technik ein Stück weit ausgerechn­et dann, wenn man sie am meisten braucht: bei eingeschrä­nkter Sicht.

Beim Antrieb demonstrie­rt der mit knapp viereinhal­b Metern größte Opel-SUV ein erstaunlic­hes Maß an Zurückhalt­ung. Allrad ist erst gar nicht im Programm und leistungsm­äßig fährt der Wagen, gemessen an den nackten Daten, der (Premium-)Konkurrenz weit hinterher. Beides stört aber nicht wirklich, zumal der getestete Benziner in der Praxis einen guten Job macht. 130 PS quetscht er aus drei Zylindern mit einem Hubräumche­n von 1,2 Litern. Doch wer den SechsgangH­andschalte­r einigermaß­en engagiert betätigt, kann sogar damit relativ zügig unterwegs sein.

Und günstig obendrein. Im Test genehmigte sich unser Grandland X siebeneinh­alb Liter. Der niedrige Einstiegsp­reis von 23700 Euro tut sein Übriges. Bescheiden­heit – nicht die schlechtes­te Voraussetz­ung für eine gute Ehe. Tobias Schaumann

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Foto: Opel Opels größter SUV: der Grandland X.

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