Bitte einfach mal die Bremse einlegen
Da, wo ich wohne, gibt es einen portugiesischen Laden, der unter anderem ein paar importierte Portweine verkauft. Ich war in diesem Geschäft noch nicht besonders oft – wirklich nicht. Zwei Mal, um genau zu sein. Ich betone das, weil vielleicht ein anderer Eindruck entstehen könnte ... Neulich jedenfalls war ich zum zweiten Mal in diesem Laden, der von einer netten Portugiesin geführt wird. Mein Ziel: eine Flasche Portwein kaufen. Die Frau hatte drei Sorten im Angebot, deren Vorzüge sie mir erklärte. Dann setzte sie zu einer Mahnung an. Der Portwein, sagte sie, sei lecker. Sehr, sehr gut. Aber das sei die Gefahr. Wer ihn trinke, der schmecke gar nicht, dass er alkoholisch sei. Sie verkaufe den Wein, das sei ihr Geschäft, habe aber eine große Bitte an die Kunden: Esst was dazu. Ein bisschen Käse, ein bisschen Brot. Egal. Und vor allem, hört auf, wenn es am schönsten ist.
Eine Weinverkäuferin, die einer Apothekerin gleicht. Aber bitte nur nach dem Essen und höchstens einmal am Tag einen kleinen Schluck. Einen Dossierungshinweis hatte sie auch: außen auf die Flasche pro Portion einen Strich malen. Ist der erreicht, muss Schluss sein.
Der Vorteil beim Porto-Sparen liegt auf der Hand: Der Inhalt hält länger. Und deshalb konnte ich der besorgten Verkäuferin ihren Ratschlag auch nicht verdenken. Bis ich an der Kasse stand, um die Weinflasche zu bezahlen. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür, ein Mann kam herein und die Verkäuferin flötete mir zu: „Und denken Sie daran, nicht alles auf einmal trinken. Bremsen Sie sich!“Meine Gesichtsfarbe näherte sich der Farbe des Flascheninhalts an – und das schon, ohne ihn probiert zu haben.