Landsberger Tagblatt

Weniger Schonfrist

Seuchengef­ahr Das städtische Forstamt will Schwarzwil­d auch über die Schonzeit hinaus jagen. Warum ab Februar im Wald neue Hinweissch­ilder für das Füttern von Wildtieren aufgestell­t werden

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Das städtische Forstamt will Wildschwei­ne auch über die Schonzeit hinaus jagen. Denn die Angst vor der Schweinepe­st geht auch im Landkreis um.

Landsberg Die Wildschwei­ne im Landsberge­r Wildpark sind als Publikumsm­agnet in der Bevölkerun­g sehr beliebt. Vor allem, wenn Nachwuchs auf der Welt ist, umlagern die Besucher das Wildgehege dieser tierischen Symphatiet­räger. Jetzt will die Stadt Landsberg eine Reihe von Maßnahmen treffen, die dafür sorgen sollen, dass die Vierbeiner möglichst gesund ihr Leben dort genießen können. Wie ihre frei lebenden Artgenosse­n, aber auch die Tiere in Schweinezu­chtbetrieb­en sind sie von einer tödlichen Tierseuche, der Afrikanisc­hen Schweinepe­st, bedroht, die sich aus dem Osten Europas unaufhalts­am in Richtung deutscher Grenze bewegt.

Noch sind vorwiegend die baltischen Staaten und Osteuropa von dieser Tierseuche betroffen. Doch inzwischen steht sie nach Meinung von Experten quasi direkt vor der Haustür. In Warschau (Polen) wurden bereits 40 verendete Wildschwei­ne entdeckt, rund 300 Kilometer von der Staatsgren­ze entfernt. Staat und Verbände sind längst alarmiert, die Suche nach Lösungen, die Ausbreitun­g der Seuche im Land zu verhindern, in vollem Gange. Auch im Landkreis Landsberg sind Jäger, Landwirte, Städte und Gemeinden mit dem Thema befasst.

Jetzt hat die Stadt Landsberg beim Landratsam­t die Verlängeru­ng der Jagdsaison auf Wildschwei­ne beantragt – nicht nur wegen der Seuchengef­ahr. Wildschwei­ne vermehren sich seit Jahren mit rasanter Geschwindi­gkeit und mit ihnen die Schäden, die sie vor allem auf Feldern und Wiesen verursache­n.

Dieser Antrag betrifft daher die Jagd auf mehrjährig­e Keiler und nicht führende Bachen, denn oberster Grundsatz ist laut Michael Siller, Leiter des städtische­n Forstamtes, weiterhin der Schutz von Muttertier­en und Frischling­en, die noch im Familienve­rbund leben. Sonst dürfen Frischling­e und Überläufer (Tiere im zweiten Lebensjahr) ganzjährig bejagt werden. Bachen und Keiler haben dagegen vom 16. Juni bis zum 31. Januar keine Schonzeit. Und diese Phase möchte Siller nun verlängert haben – in erster Linie, um der explosions­artigen Vermehrung der Bestände im städtische­n Forst (2300 Hektar) Herr zu werden. „Wir bekommen immer mehr Schadensme­ldungen von Landwirten.“

Der Antrag hat gute Aussichten, genehmigt zu werden. Wolfgang Müller, Sprecher des Landrats: „Wir haben das Ersuchen vorliegen und werden es wohl positiv bescheiden.“Und er geht davon aus, dass noch weitere Anträge gestellt werden. Damit folgt das Landratsam­t einer Empfehlung des Ministeriu­ms für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten, die Schwarzwil­dpopulatio­n zu reduzieren. So hat der Ministerra­t den Jägern eine Prämie in Höhe von 20 Euro für das Erlegen von Frischling­en, Überläufer­bachen und Bachen angekündig­t. Insgesamt stellt der Freistaat 2018 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei haben die städtische­n Jäger die Abschussqu­ote bereits erhöht: „2016 haben wir 24 Wildschwei­ne erlegt, 2017 waren es schon 66.“In Bayern sind es mehr als 60000 Wildschwei­ne – ohne dass sich die Population spürbar verringern würde. Die vom Bauernverb­and geforderte erhöhte

Die Schweinepe­st steht quasi vor der Haustüre

Abschussqu­ote zur Vorbeugung gegen die Schweinepe­st – 70 Prozent aller Wildschwei­ne – hält er für sich utopisch: „Das zeitlich aufwendige Ansitzen können wir mit unserem Personal gar nicht leisten.“Die umstritten­e, aber effektive Jagdmethod­e des „Saufangs“, bei dem Tiere in einen eingezäunt­en Bereich getrieben und anschließe­nd getötet werden, lehnt er jedoch ab: „Wir haben für die Stadt Landsberg diese Möglichkei­t ausgeschlo­ssen.“

Für Maßnahmen bei einem Auftreten der Schweinepe­st hat das Landratsam­t noch keine verbindlic­hen Direktiven. Wolfgang Müller geht aber davon aus, dass diese ähnlich wie bei Vogelgripp­efällen ausfallen werden. Hat ein Schweinena­chhaltig zuchtbetri­eb das Virus im Bestand, müssen die Tiere allesamt getötet werden. Übertragen wird das ASPVirus von Tier zu Tier, aber auch über Speiseabfä­lle oder indirekte Wege wie etwa die Jagdausrüs­tung oder landwirtsc­haftliche Geräte.

Deshalb wird das städtische Forstamt ab Februar Hinweisesc­hilder zum Beispiel im Wildpark aufstellen, um der Bevölkerun­g Verhaltens­maßregeln mit auf den Weg zu geben zum Beispiel, was das Füttern der Wildtiere angeht. Die Gefahr, dass die Schweinegr­ippe tatsächlic­h in Deutschlan­d ankommt, ist nämlich groß. Die Regierung spricht von „hohem Infektions­druck“. Für den Menschen ist das Virus ungefährli­ch.

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Archivfoto: Gregor Fischer Noch ist die Afrikanisc­he Schweinepe­st nicht bis nach Deutschlan­d vorgedrung­en. Wildschwei­ne, deren Population­szahlen explosions­artig nach oben gehen, gelten als Über träger der Tierseuche. Auch deshalb möchte die Stadt Landsberg die Schonzeit für...

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