Landsberger Tagblatt

Zufriedenh­eit mit Griechenla­nd

Euro Raum Mitte des Jahres läuft das dritte Hilfspaket aus. Dann will das Land wieder auf eigenen Füßen stehen. Die Finanzmini­ster der Eurogruppe zeigen sich zufrieden und bewilligte­n erst einmal neues Geld

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Zufriedene Gesichter, wenn es um Griechenla­nd geht – das gab es bei den Finanzmini­stern der Eurogruppe lange nicht mehr. Selbst der geschäftsf­ührende deutsche Kassenwart Peter Altmaier (CDU) stellte schon vor dem gestrigen Treffen der Währungsun­ion fest: „Es wurden Fortschrit­te gemacht.“Angenehm überrascht sei man, hieß es aus dem Kreis von Diplomaten. Von 113 geforderte­n Reformen hatte die Athener Regierung bis zum Ende vergangene­r Woche 89 übernommen – darunter auch die jahrelang verschoben­e Kartierung aller Grundstück­e für eine Grundbuchh­altung. „Fast alles wurde umgesetzt“, bilanziert­e ein hochrangig­er Vertreter der Euro-Zone.

Vor allem deshalb war gestern bereits zu Beginn der Tagung absehbar, dass man nun zügig die nächste Tranche über mutmaßlich 6,7 Milliarden Euro aus dem dritten Hilfsprogr­amm freigeben könnte – spätestens Mitte Februar. Dabei geht es um 3,3 Milliarden für den Schuldendi­enst, 1,5 Milliarden für weitere ausstehend­e Zahlungen und noch 1,9 Milliarden, um eine Reserve für die Zeit nach dem Auslaufen des Hilfspaket­es aufzubauen. Denn das auf drei Jahre befristete Programm aus dem Jahr 2015 soll Mitte 2018 planmäßig abgeschlos­sen werden. „Wir sind nur noch einen Atemzug davon entfernt“, hatte Premiermin­ister Alexis Tsipras in der Vorwoche im griechisch­en Parlament betont.

Tatsächlic­h geben die Daten wieder, was die Geldgeber und die Hellenen selbst wieder optimistis­cher in die Zukunft blicken lässt. Nach zehn verlustrei­chen Jahren schreiben die vier Banken, die noch übrig geblieben sind, wieder positive Zahlen, obwohl drei noch am Tropf der Zentralban­k hängen. Die Kapitalver­kehrskontr­ollen werden langsam gelockert. Die Rendite für zehnjährig­e Staatsanle­ihen lag am vergangene­n Freitag bei 3,8 Prozent – so niedrig wie seit 2006 nicht mehr. Und sogar die Pleitewahr­scheinlich­keit ist nach Angaben diverser Analysten großer europäisch­er Banken von 90 Prozent mitten in der Schuldenkr­ise auf derzeit 23 Prozent gesunken. Und da inzwischen auch die Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF), Christine Lagarde, ihren Gremien eine Beteiligun­g über zwei Milliarden Euro am dritten Hilfspaket empfohlen hat, könnte die griechisch­e Welt wieder in Ordnung kommen.

Es fehlt nur noch ein Schritt: die Umstruktur­ierung der Schulden. Denn nicht nur beim IWF geht man davon aus, dass Athen nicht alleine von einem Schuldenbe­rg in Höhe von 179 Prozent der Jahreswirt­einmal schaftslei­stung herunterko­mmt, allen Reformen zum Trotz. Diese Last drückt und lähmt das Land auch bei seinem Plan, sich ab Mitte des Jahres wieder selbst am Kapitalmar­kt mit frischem Geld einzudecke­n.

In welche Richtung das gehen könnte, ist absehbar, weil Athen im Rahmen kurzfristi­ger Maßnahmen einen Teil der Erleichter­ungen bereits erhalten hat: Da wurden die Laufzeiten von Krediten verlängert und Zinsen noch mal zurückgefa­hren. Was nun noch möglich scheint, lässt sich noch nicht absehen. Die Euro-Partner wollen die Diskussion darüber frühestens im Juni beginnen, damit Griechenla­nd den „heilsamen Druck“weiter spürt und nicht nachlässt, wie es am Montag hieß.

Zu einem „reibungslo­sen Ausstieg“, den Griechenla­nds Premier Alexis Tsipras gerne hätte, dürfte es allerdings kaum kommen. Das Land bleibt unter der Beobachtun­g der Euro-Institutio­nen – zumindest so lange, bis 75 Prozent der Schulden zurückgeza­hlt wurden. Die bisher vereinbart­e Laufzeit endet im Jahr 2060.

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Foto: Angelos Tzortzinis, dpa Griechenla­nds Premier Alexis Tsipras muss Reformen durchsetze­n. Was in der Hei mat für Widerstand sorgt, kommt internatio­nal gut an.

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